Take 26

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Grace' Pov.

Schon als ich den Saal betrat, konnte ich vom Weiten erkennen, dass Aiden nicht da war und um ehrlich zu sein, es machte mich irgendwie traurig.

Ich wusste nicht warum er solche Gefühle in mir auslöste, obwohl wir uns nicht einmal 24 Stunden kannten.

Es war so wie bei Harry.

Harry...

Schmerz durchzuckte meinen Körper. Ich hatte so gut wie möglich versucht ihn auszublenden und dennoch verfolgte er mich.

Mir war klar, dass ich ihn nie wiedersehen würde. Ich hatte ein Gesetz gebrochen und ich konnte von Glück reden, dass Mrs Grey nicht die Polizei auf mich gehetzt hatte.

Ob er mich überhaupt vermisste?

>> Spielst du jetzt weiterhin Baum, oder kommst du endlich zu mir und setzt dich? <<, bemerkte Alec und wie in Trance marschierte ich zu ihm und ließ mich kraftlos auf den Platz neben ihn fallen.

>> Wo ist Aiden? <<

>> Dir auch einen schönen Tag und um deine Frage zu beantworten, er muss außerhalb der Stadt was erledigen, er wird wohl erst am Freitag wieder da sein. <<

>> Ouh <<, war das einzige, was ich hinausbrachte.

Pure Enttäuschung.

>> Da hat's dir wohl einer angetan <<, lachte Alec und stupste mit seinem Ellenbogen leicht an.

Ich weiß nicht ob er seine Worte so meinte, denn seine Augen sprachen etwas Anderes.

Sie strahlten Enttäuschung und Verlust aus.

>> Alec, ich sollte ausgerechnet mit DIR, nicht darüber reden. <<

>> Warum? Weil wir einmal in einer Beziehung waren und es jetzt komisch zwischen uns ist? <<, er klang ein bisschen aggressiv, jedoch lachte er.

Ich drehte mich zu ihm und legte eine Hand auf seine Wange >> Nein, Alec, weil du noch immer nicht über mich hinweg bist. <<

Erschrocken wich er zurück, so gut das halt in einem Sessel ging und ich stand auf, bereit zu gehen, als er mich am Handgelenk packte.

>> Ich bitte dich, das ist doch lächerlich. <<

Ich starrte tief in seine verletzten Augen, in seine gebrochene Seele.

Die Umgebung um uns herum schien zu knistern und die Stille war elektrisch.

>> Lass mich endlich gehen, Alec. <<

Mit diesen Worten ließ ich ihn stehen und rannte aus dem Saal. Ich konnte seinen Schmerz förmlich spüren und mein Herz zersprang wieder einmal in weitere Splitter.

Den Rest von Tag habe ich zu Hause verbracht.

Still und in Gedanken. Allein.

Ich dachte darüber nach, was Harry wohl gerade tat, wo er wohl war und im selben Moment dachte ich über Aiden nach.

Es war als würde ich fallen, in eine tiefe Schlucht und es war nur noch eine Frage der Zeit wann ich aufprallen würde.

Ich war schon so lange gefallen, ohne dass ich es bemerkt hatte, schon so lange ertrank ich in einem Meer aus Lügen. In einem Meer aus Schmerz und Dunkelheit.

***

Als ich aufwachte war es bereits kurz nach 10 Uhr morgens, trotzdem fühlte ich mich, als hätte ich kein Bisschen geschlafen.

Mit grummelnden Magen ging ich die Treppe hinunter, öffnete den Kühlschrank und griff zu etwas Magerquark.

Monoton stopfte ich den joghurt-artigen Inhalt in meinen Mund, während ich am Sofa Platz nahm und einfach nur auf den Bildschirm des ausgeschalteten Fernsehers schaute.

Einige Minuten, die mir wie Stunden vorkamen, vergingen, als plötzlich das Tüten meines Handys die Stille durchschnitt. Schnaufend erhob ich mich vom Sofa, schmiss die beinahe leere Magerquark-Packung in den Restmüll und stapfte müde die Treppen hinauf.

Der Bildschirm meines Handys blinkte immer wieder und dann sah ich sie, die Nachricht von Aiden.

Hey,

Ich bin wieder in London und wollte fragen ob du nicht Lust hättest heute Abend mit mir auszugehen.

Gott, das klingt echt blöd.

Ein Lächeln kam über meine Lippen, es klang überhaupt nicht blöd. Ganz im Gegenteil, es war genau das, was ich jetzt brauchte. Mit einem Lächeln im Gesicht schwebten meine Finger nur so über den Bildschirm:

Gerne.

Als hätte er die ganze Zeit gewartet bis ich antwortete kam sofort eine Nachricht zurück:

Perfekt, ich hole dich um 17:30 ab. Ist das okay?

Schwer atmend, unermesslich aufgeregt starrte ich auf den Bildschirm und zögerte für einen klitzekleinen Moment. War es denn okay, dass ich einfach weiter machte, als wäre nichts gewesen? Ist es etwa okay, Harry zu leugnen, so zu tun als hätte es ihn nie gegeben und als hätte ich nie etwas für ihm empfunden?!

Ich kannte die Antwort darauf und dennoch tippte ich etwas anderes als ich empfand.

Mehr als okay! ;D

Seufzend legte ich mein Handy zur Seite und ließ mich auf mein Bett fallen. Ich mochte Aiden, er löste in mir das Gefühl aus glücklich zu sein, obwohl ich es nicht war. Diese grünen Augen, die mich so sehr an Harry erinnerten, ließen mich dennoch alles vergessen, ja, selbst Clay.

Auf einer Seite fühle ich mich schuldig, auf der Anderen will ich alles vergessen.

Es fraß mich auf und ich war einfach machtlos dagegen.

Und genau in diesem Moment kam mir eine Idee, eher ein Gedanke. Ein Gedanke an etwas, was ich schon lange hätte erledigen müssen.


Das Leben ist kein Film ✔ |H.S.|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt