Kapitel 29

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Grace's Pov.

Ich schwebte in dieser unendlich scheinenden Dunkelheit, ich konnte nicht sagen wie spät es war oder wo sich Oben und Unten befand. Ich sah einfach nur die unendliche Dunkelheit vor mir und lauschte der Stille und ich fand es so schön, einfach nur nichts zu tun.

Ich sah mich um, doch konnte ich nur in die Schwärze der Dunkelheit blicken, kein Licht, kein Schatten, kein gar nichts. Ich war allein, in dieser unendlich scheinenden Finsternis.

Nach einer langen Weile, ich hatte keine Ahnung wieviel Zeit vergangen war, hörte ich plötzlich eine Stimme. Zunächst drangen nur einzelne Fetzen zu mir durch, doch plötzlich wurde die Stimme klarer und ich erkannte meinen Namen.

>> Grace?! Kannst du mich hören?! Komm zu dir! <<

Es war als würde sich plötzlich ein Sturm zusammenbrauen, ich fühlte die eiskalte Luft auf meiner Haut, augenblicklich breitete sich eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper aus und das Geräusch des pfeifenden Windes hallte in meinen Ohren. Auf einmal wurde der Wind stärker und ich wurde hin und her gerissen, wie ein Blatt im Wind.

>> Ich kann dich hören Aiden! <<, der Wind zerrte an mir, die Kälte fraß mich bei lebendigem Leibe auf und mit einem Ruck war alles weg und ich fiel in eine Tiefe, die vorher nicht vorhanden gewesen war.

Schließlich prallte ich auf.

Auf die Realität.

Ruckartig öffnete ich meine Augen und atmete beinahe atemlos ein und aus.

>> Holt einen Arzt, sie ist wach! <<, hörte ich jemanden sagen und mein Blickfeld wurde klarer.

Auf einmal spürte ich eine weiche Handfläche an meiner Wange und ich starrte in zwei smaragdgrüne Augen. >> Harry <<, hauchte ich und ein unermesslicher Schmerz zuckte durch mein Herz.

>> Harry? Ich bin es, Aiden <<, erschrocken hielt ich mir die Hand vor den Mund >>Aiden. << Ruckartig richtete ich mich auf und schloss den besorgten Mann in meine Arme >> Aiden...<<

Aiden hauchte in mein Ohr >> Alles wird gut, Grace, ich bin da <<, und augenblicklich bekam ich eine Gänsehaut.

>> Mrs Wheeler? <<, eine raue Stimme durchschnitt den Raum und Aiden löste sich langsam aus meiner Umarmung und lehnte sich in seinem Sessel zurück, der sich neben meinem Bett befand.

>> Wie geht es Ihnen? <<, verwirrt betrachtete ich den Arzt und antwortete mit einer Gegenfrage >> Wo bin ich? <<

Ich schaute mich um, weiße Wände, weiße Arztkittel, Desinfektionsmittel – ich war an dem Platz, den ich am meisten hasste – in einem Krankenhaus.

>> Sie sind im St. Thomas' Hospital. Können Sie sich an irgendwas erinnern, wissen Sie warum Sie hier sind? << Traurig schüttelte ich meinen Kopf >> Ich weiß noch, dass ich mit Aiden aus war und dann kam die Dunkelheit. <<

>> Wie gedachte haben Sie eine schwere Gehirnerschütterung. Sie müssen fürs erste noch hierbleiben und ihr Bein muss geschont werden. << Augenblicklich wanderte mein Blick zu meinen Beinen hinunter und da sah ich es, unter meiner Decke lugte mein rechtes Bein hervor, umgeben von einem massiven Gips. >> Aiden! <<, ängstlich blickte ich zu ihm und Aiden fasste nach meiner Hand >> Du warst plötzlich ganz eigenartig und dann bist du einfach umgefallen. Es tut mir so leid, Grace. << Erst jetzt fiel mir auf, dass seine sonst so strahlenden Augen gerötet waren und unzählige leere Taschentücher-Packungen türmten sich auf dem Beistelltisch neben mir.

>> Aiden? Was tut dir leid? Was ist hier los! <<, ruckartig ließ Aiden meine Hand los und stütze seinen Kopf mit seiner anderen Hand. Eine Träne tropfte auf seine dunkelgraue Anzugshose.

>> Mrs Wheeler, ich muss Sie das fragen: Wann haben sie das letzte Mal etwas gegessen? <<

Mit glasigen Augen blickte ich zu ihm auf >> Ich weiß es nicht. <<

>> Mrs Wheeler...<<, ich unterbrach den Arzt >> Nennen sie mich Grace. Bitte. <<

>> Uhm, okay. Also, Grace, du bist etwas untergewichtig und du bist gestürzt, weil dein Blutzuckerspiegel extrem niedrig war. Wir haben dir eine Injektion gegeben, aber das alleine reicht nicht, Sie müssen etwas essen. <<

Schweigend nickte ich und der Arzt atmete kurz, tief ein >> Das ist nicht alles...<<, ich konnte Aiden neben mir schniefen hören, >> Hatte jemand in Ihrer Familie eine schwerwiegende Krankheit. <<

Meine Augen wurden groß >> Erin. <<

Erinnerungen kamen in mir hoch, Bilder, die ich nicht sehen wollte, Gründe, warum ich diesen Ort hier so sehr hasste.

>> Ihre Mutter, Erin Wheeler? <<

Ich wollte schreien, dass sie nicht meine Mutter ist, aber stattdessen antwortete ich seelenruhig >> Ja, meine Mutter. <<

>> Grace, weißt du irgendwas über ihre Krankheit? <<

Ich musste daran denken, wie mein Vater und ich sie fast jeden Tag im Krankenhaus besucht hatten und eines Tages, als wir sie besuchten und ich sie umarmen wollte, stieß sie mich beinahe kraftlos zurück.

>> Kurz bevor sie starb, hatte sie vergessen wer ich bin. <<

>> Grace, sie hatte es nicht vergessen, die Krankheit, die sie hatte, hat ihre Gehirnzellen zerstört. Sie konnte nichts dafür. <<

Langsam verwandelte sie meine Trauer in pure Wut >> Warum reden wir eigentlich über sie? Sie ist tot! <<

Stille breitete sich aus – tödliche Stille.

Bilder, die ich längst verdrängt hatte zogen an meinem inneren Auge vorbei, Emotionen, wie ich sie seit langem nicht mehr gefühlt habe, versuchten sich durch meine Fassade zu drängen.

>> Weil die Krankheit, die sie hatte vererbbar ist. <<

Meine Fassade zerbarstete und mein Herz mit ihr.

Das Leben ist kein Film ✔ |H.S.|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt