Kapitel 28

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>> Hey <<, begrüßte ich Aiden, als ich ihm die Wohnungstür öffnete. >> Willst du kurz reinkommen, muss noch meine Schuhe anziehen. <<

>> Nein, passt schon, auf schöne Frauen warte ich gerne auch mal länger. <<

Er lächelte und seine Grübchen kamen hervor.

Genau wie bei Harry, schoss es mir durch den Kopf und ich könnte mich dafür ohrfeigen. Ich bin auf einem Date mit Aiden! Warte ist das überhaupt ein Date?!

>> Willst du da jetzt Wurzeln schlagen? <<

>> Ähm... nein, sorry <<, murmelte ich und schlüpfte geistesabwesend in meine Schuhe.

Seufzend richtete ich mich auf, packte meine Handtasche, mit der anderen Hand den Hausschlüssel und verließ die Wohnung.

>> Also wo gehen wir hin <<, fragte ich lächelnd während wir in sein Auto einstiegen.

>> Das ist ein Geheimnis, wirst schon sehen. << Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen und seine Grübchen kamen zum Vorschein.

Ab dem Moment, als er den Motor startete, verlief die Zeit elend langsam und schweigend, bis ich die Stille durchbrach >> Wo warst du eigentlich? <<

Aidens Hand verkrampfte sich plötzlich und seine Mine war undeutbar >> In Blackpool. <<

Ich versuchte hier ein Gespräch aufzubauen und er wies mich ab, aber ich sah nicht was ich falsch gemacht hatte. >> Aiden, habe ich etwas Falsches gesagt? <<

Keine Antwort, bloß ein schräger Blick von der Seite und ein Brummen.

Es vergingen mehrere Sekunden, als er auf einmal doch entschlossen hatte mir eine Antwort zu geben.

>> Ich habe die letzten Umzugskisten abgeholt. <<

>> Ouh <<, mehr hatte ich nicht zu sagen.

>> Ja, ouh. <<

Autsch, das klang irgendwie aggressiv und abweisend zugleich. Was war denn nur los mit ihm?

>> Tut mir leid, ich hatte ziemlich viel Stress wegen der Wohnung. Es ist nicht richtig das an dir auszulassen. <<

>> Schon gut <<, flüsterte ich und legte meine Hand auf seine Schulter, >> Schon gut. <<

Nach weiteren fünf Minuten, bog Aiden in eine leere Seitengasse ein und hielt abrupt den Wagen an.

Verwirrt versuchte ich zu erkennen wo wir uns befanden und wandte mich an Aiden >> Was wird das jetzt? Kidnapping? <<

>> Nein, keine Sorge, schlimmer. <<

Wir beide lachten und unser Lachen gellte durch die enge Straße, auf deren beiden Seiten Hochhäuser in die Höhe schossen.

>> Komm mit, es ist nicht mehr weit <<, sagte Aiden und seine raue Stimme ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen.

Ich nickte und folgte ihm >> Wo gehen wir hin, bitte sag's mir! <<

>> Nope, keine Chance, Babe. <<

Babe? >> Babe, aha... <<, stellte ich fest und er lachte >> Tut mir leid, ist mir so rausgerutscht aber wenn der Name dir gefällt... <<, er zuckte unschuldig mit den Schultern und betrachtete mich von der Seite, während ich rot anlief.


>> Da wären wir <<, er bleib stehen und wies auf ein weißes, eher niedrigeres Gebäude.

Auf der Fassade prangte kunstvoll und leuchten der Schriftzug „London's Gold".

Aiden deutete mir zu folgen, nahm mich aber nach kurzem Überlegen an der Hand und führte mich in Richtung Gebäude. >> Das ist mein Lieblingsrestaurant, also stell' ja nichts Dummes an <<, zwinkerte er kokett und öffnete mir die Tür >> Ladies first. <<

Obwohl es von außen nur wie ein weiteres Restaurant in Englands Straßen aussah, so war es von Innen prunkvoll, beinahe einschüchternd. Einfach nur wunderschön. Mir fehlten die Worte und ich konnte verstehen, warum Aiden das Restaurant liebte.

>> Ich hoffe du magst Karaoke. <<

Aidens raue Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich antwortete reflexartig >> Was? <<

>> Ob du Karaoke magst, Grace? <<

Ich atmete einmal tief ein und aus und drehte dann meinen Kopf in seine Richtung, wobei mir nicht auffiel, dass wir immer noch im Eingangsbereich standen >> Nein, eigentlich nicht. Warum fragst du? <<

Genau in diesem Moment kam ein Kellner auf uns zugeeilt und fragte uns nach unserer Reservierungsnummer.

>> Ich erkläre es dir gleich, warte kurz <<, flüsterte Aiden mir rasch zu, ehe er sich an den glatzköpfigen Kellner wandte >> Nummer 127. <<

Ich hielt meinen Atem an, mein Herz gefror und eine unermessliche Kälte Jagte meinen Rücken hoch.

127, die Nummer die ich nie vergessen konnte. Die Nummer, die tief in meinem Fleisch geritzt stand und mein Herz bluten ließ. Ich begann zu zittern.

>> Ma'am, geht es Ihnen gut? Sie wirken plötzlich so blass. <<

Nun beäugte mich auch Aiden besorgt und ich stotterte nur >> Alles okay. <<

>> Sicher? <<, fragte Aiden und ich nickte. Doch keine Sekunde später bereute ich meine Antwort, mir wurde so abrupt übel das ich keuchend nach hinten stolperte und in meinen Pumps seitlich wegknickte. Schmerz durchzuckte ruckartig meinen Knöchel und ich sank zu Boden. Ich nahm nichts mehr um mich herum war, mein Bild vor Augen flimmerte und ein unangenehmes durchgehendes Piepsen hallte in meinen Ohren.

Im nächsten Moment wurde alles Schwarz und zum ersten Mal seit Langem fühlte ich mich frei – besser gesagt, ich fühlte nichts.


Das Leben ist kein Film ✔ |H.S.|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt