Take 24

34 3 3
                                    

"Wenn du schweigst, dann hörst du selbst die Engel weinen."

Grace'Pov.

>> Siehst du, war doch gar nicht so schlimm <<, meinte Onkel El und stupste mich mit seinem Ellbogen gespielt an.

>> Hmpf <<, war das einzige was ich zurückgab während ich weiter in meine leere Teetasse schaute. Der Jetlag zerrte sehr an mir, obwohl ich während des Rückfluges fast die ganze Zeit geschlafen hatte. >> Meinst du ich kann bei dir heute übernachten? <<

>> Aber klar doch! Meine Türen stehen immer offen für dich und außerdem muss ich mit dir, wenn du ausgeschlafen bist, etwas besprechen. <<

Ich musterte ihn verwirrt, doch ich war zu müde um noch groß über seine Worte nachzudenken. Die vergangenen Tage hatten mich zu sehr mitgenommen.

***

Stumm starrte ich meinen mit Spiegelei und Bohnen beladenen Teller an und schaute dann zu Onkel El auf, der mir gegenüber saß.

>> Hast du denn gar keinen Hunger, Gracinda? <<

Wieder wanderten meine Augen zurück auf meinen vollen Teller, musterten das glänzende Eigelb des Spiegeleis', ehe ich wieder aufschaute und meinen Kopf energisch schüttelte >> Ich habe keinen Hunger. <<

Nachdenklich verzog mein Onkel sein Gesicht und musterte mich mit seinem geschäftsmännischen Analyseblick von Oben bis Unten. Schließlich seufzte er und schob sich wortlos eine Gabel mit Bohnen in seinen Mund und fing an, sie nachdenklich zu zerkauen. Anschließend richtete er sich auf und räusperte sich.

>> Ich muss mit dir über etwas reden. <<

Wissend nickte ich >> Sagtest du bereits gestern. Um was geht's? <<

>> Um dich. <<

Verwirrt glotzte ich ihn an >> Um MICH? <<

>> Galubst du ich kann es nicht sehen? <<

>> Was denn, El ?! <<

Er holte tief Luft und ließ mich keine Sekunde aus den Augen >> Glaubst du etwa ich kann nicht sehen wie du langsam erstickst? Wie deine Kehle sich immer weiter zuschnürt, deine Hilferufe immer lauter werden und dein Herz zerspringt? <<, er wurde ganz leise und fuhr flüsternd fort >> Grace, denkst du ich merke nicht, dass du aufgegeben hast? <<

Plötzlich war es ganz kalt im Raum, selbst das Essen auf meinem Teller schien nicht mehr vor Wärme zu dampfen.

>> Du lügst! <<, stieß ich hervor, erhob mich wie ein aufbrausender Wind und ließ meine geballte Faust auf den Tisch niedersaußen, blind durch die Illusion , die ich selbst aufgebaut hatte.

>> Ihr lügt doch alle! <<, wiederholte ich mich und schrie mir die Seele aus dem Leib >> Du weißt gar nichts! <<

>> Sie dich doch an! Wann hast du bitte das letzte Mal gelacht, wann hast du das letzte Mal etwas gegessen? <<, versuchte mein Onkel mich zu beruhigen, doch in mir tobte noch immer ein einziges Chaos.

>> Es kann dir doch egal sein, so wie es allen anderen aus meiner Familie auch war! <<, schrie ich und ich konnte die Ader auf El's Stirn pochen sehen.

>> Grace, mach die Augen auf, dir geht es nicht gut und ich versuche dir zu helfen! <<

>> Wie willst du mir bitte helfen!? <<, zischte ich.

>> Grace, du solltest stationär gehen. <<

>> Ist das dein Ernst?! <<, ging ich ihn an, >> Ich brauche deine Art von Hilfe nicht, die einzige Person die ich brauche, ist nicht hier und er wird auch niemals zurückkommen. <<

Mit diesen Worten stürmte ich aus dem Esszimmer, hinaus in das Forye.

El's Schritte hallten durch den Raum und ich hörte ihn verärgert rufen >> Tu das jetzt nicht, lauf jetzt nicht einfach weg! Das kannst du nicht machen! <<

Abruppt blieb ich stehen, ohne mich überhaupt zu ihm umzudrehen.

>> Und ob ich das kann. <<

Und dann stürmte ich davon, blind vor Tränen, angetrieben von dem Wirbelsturm in meinem Herzen. Überall sah ich Lukes Gesicht, sein Lächeln und dann trafen mich diese Augen, aber es waren nicht Luke's Augen, sondern Harry's. Vor Schmerz schrie ich auf und ich rannte noch schneller.

Mit meinen schwachen Armen stieß ich die Haustür auf und stolperte die Marmortreppen hinunter. Auf der letzten Treppe knickte mein Fuß ein, doch trotz des Schmerzes der mich wie Strom durchzuckte, lief ich weiter, geradewegs auf mein Auto zu, welches noch immer vor der Villa stand.

>> Gracinda, warte! Tu das nicht! <<

El's Rufe ignorierend stolperte ich weiter über die weißen Kieselsteine auf das Auto zu.

Harry's Pov.

>> Na wie geht es meinem Lieblingspatienten? <<, Aiden lächelte mich schief an.

Ich brachte nur ein Brummen zu Stande und ein Lächeln sowieso nicht, selbst wenn es so falsch wäre wie seines, würde es mir nicht gelingen.

Ich fühlte mich einfach nur noch taub, was wohl größtenteils den Tabletten zuzuschreiben war.

>> Wie ich gehört habe hat du während meiner Abwesenheit weiterhin brav deine Tabletten geschluckt. <<

Abermals brummte ich und Aiden klatschte vergnügt in seine Hände >> Das ist gut, Harry, echt gut. Hast du sonst irgendwelche Beschwerden? <<

Ja, wollte ich schreien, doch über meine Lippen kam nur ein leises, nahe zu bedeutungsloses Nein.

Zufrieden nickte der Mann und schob einen Plastikbecher mit den Pillen zu mir, routiniert nahm ich ihn mit zitternden, schweißigen Händen entgegen und kippte sie runter. Anschließend setzte ich mein Fake-Lächeln auf und wartete auf seine Reaktion.

>> Perfekt, Harry, und nun zu deiner Entlassung. <<

----------------------------------------

Kurz, ich weiß, aber immerhin Etwas.






Das Leben ist kein Film ✔ |H.S.|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt