Take 04

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"Selbst in der Dunkelheit findet man Licht"

Harry's Pov.

Ich bin enttäuscht.

Ich bin enttäuscht von einem Mädchen, dass ich gerade mal zwei Stunden kannte. Sie hatte mich ohne schlechtes Gewissen einfach in diesen fahlen, gefühlskalten Raum gesteckt, andererseits war es ja ihr Job.

Erschöpft fuhr ich mir durch meine braunen, ungebändigten Locken und ließ mich auf das harte Bett plumpsen und automatisch vermisste ich mein graues Boxspringbett aus meiner Wohnung in London.

Ich hatte eine graue Jogginghose und ein weißes, kurzärmliges T-Shirt an. Natürlich waren das nicht meine Klamotten..., meine musste ich abgeben.

Alles musste ich abgeben.

Alles wurde mir genommen, letztendlich auch das Kostbarste das ich besaß.

Meine Freiheit.

Ich will nicht mehr, ich will alles hinter mir lassen. Ich war so knapp dran es zu schaffen, aber nein, die Welt kann Harry Styles einfach nicht sterben lassen! Nun war ich in einer Psychiatrie.

Einer Klapse.

Ich meine, ich hatte nie wirklich Freiheit gehabt, ich war schon lange davor gefangen gewesen. In einem goldenen Käfig aus Ruhm, aber wenn man genau hinsehen würde, würde man erkennen, dass das Gold bereits abblätterte und ein rostiges Käfiggerüst langsam zum Vorschein kam. Welcher, noch so prunkvolle Vogel, würde in so einem Käfig leben können?

Ich war ein Vogel - Ich hatte keine Wahl, ob ich im Käfig leben wollte oder in der freien Natur.


***


Grace's Pov.

Als ich abends endlich in meinem Bett lag, vollkommen erschöpft, erfassten mich wieder diese unausstehlichen Schuldgefühle. Ich hatte ein Lebewesen aus Fleisch und Blut, einen Menschen, dessen Herz schon lange nicht mehr schlug, in dessen Seele ein riesiger Riss klaffte, einfach eingesperrt.

Ich habe mich einfach so seiner Freiheit bemächtigt.


Immer wieder als ich knapp dran war einzuschlafen, sah ich seinen flehenden Blick vor mir und plötzlich saß ich wieder kerzengerade im Bett und musste von neu anfangen. Irgendwann gab ich dann auf.

Ich war eine Person, die nicht einschlief, wenn sie das Gefühl hatte, jemandem Unrecht angetan zu haben und ich hatte definitiv das Gefühl jemandem Unrecht angetan zu haben.

Also schlüpfte in meine warmen, fleischfarbenen Hauspatschen und stieg müde die knarrenden Stufen hinab ins Wohnzimmer. Irgendwie beruhigte mich dieses Knarren, es vermittelte mir das Gefühl, dass ich zu Hause war.


Meine Füße trugen mich automatisch zur Kaffeemaschine und ich schnappte mir ein weißes Heferl aus dem Schrank. Routiniert betätigte ich die Knöpfe an der Maschine und steckte eine Kapsel Haselnusskaffee hinein, dann ertönte auch schon das gewohnte Geräusch der Kaffeemaschine. Dieses unausstehliche Surren.

Gähnend beobachtete ich wie die dunkelbraune Flüssigkeit in mein Heferl floss. Nach einer halben Ewigkeit war das Heferl endlich voll und ich setzte mich samt dem Kaffee auf meine rote Ledercouch, mummte mich in eine graue, dünne Decke ein und schaltete den Fernseher ein.

Uninteressiert nuckelte ich an meinem Heferl während ich gedankenverloren in die leuchtende Kiste namens Fernseher und ab und zu drangen zu mir ein paar Wortfetzen durch.

Das Leben ist kein Film ✔ |H.S.|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt