Kapitel 92

584 22 4
                                    

(Michèle)

Wie hat Roman mich gefunden? Meines Wissens habe ich ihm nie von diesem Steg erzählt. Ich will nicht wissen wie viel er von dem Telefonat mitgehört hat. Egal ab wann er zugehört hat, er weiß jetzt, dass mich das Thema doch sehr beschäftigt. Das wird aber nichts daran ändern, dass ich versuchen werde so zu tun als wäre alles normal. Und mal ehrlich, die Wahrscheinlichkeit, dass Piszczu und ich Geschwister sind, müsste doch so mega gering sein. Völlig in meinen Gedanken versunken merke ich gar nicht, dass ich schon am Krankenhaus angekommen bin. Normalerweise wäre ich jetzt die Gänge entlang gesprintet, aber heute kann ich das einfach nicht. Langsam öffne ich die Zimmertür und Łukasz grinst mich an. Sein Grinsen verschwindet aber als er mich sieht. "Wie siehst du denn aus?", fragt er erschrocken. "Danke. Du bist auch wunderschön.", meine ich emotionslos und setze mich neben ihn aufs Bett. "Lass mich raten.", meint er dann und zieht mich in seine Arme, "Roman hat wieder irgendwas zum Thema Geschwister gesagt?" "Er ist voll davon überzeugt.", nuschel ich an seine Schulter. Łukasz streichelt immer wieder über meinen Arm und es fühlt sich so vertraut an. Warum? Das kann doch nicht wahr sein. "Du bist total angespannt!", bemerkt auch Piszczu. "Ja, das ich nicht tiefenentspannt bin, ist ja wohl logisch.", sage ich gereizter als ich eigentlich will und springe aus dem Bett. "Mój Maleńki, ich verstehe dein Problem nicht. Was wäre denn so schlimm daran, wenn Roman mit seiner Vermutung wirklich Recht hat? Dann wären wir halt Geschwister und? Was ändert das?", versucht er mich zu beruhigen, obwohl auch er langsam gereizt ist. Ich laufe die ganze Zeit hin und her, weil ich nicht weiß wohin mit meinen Gedanken. "Was das ändern würde? Dir scheint der Gedanke, dass es stimmen könnte ja richtig zu gefallen. Ich würde gesagt bekommen, dass mein bisheriges Leben auf einer Lüge beruht! Alles was mir passiert ist, sowohl Positives als auch Negatives, basiert auf einer Lüge. Das ist doch behindert!", sage ich und werde immer aufgeregter. Plötzlich springt Łukasz auf und stellt sich vor mich. "Du bist nicht die einzige, deren Leben auf einer Lüge beruhen würde!", sagt er kühl und in seinen Augen spiegeln sich sowohl Wut als auch Trauer. "Leg dich wieder hin Łukasz. Du bist noch nicht soweit!", bitte ich ihn, "Ich sehe das doch. Du schwankst jetzt schon und stehst noch nicht mal eine Minute." Er regiert nicht darauf, er schaut mich einfach an. Sein Schwanken wird stärker, seine Atmung hektischer. Scheiße! Ich gehe ein Schritt auf ihn zu und versuche ihn irgendwie wieder ins Bett zu bekommen. Łukasz krallt sich an mir fest und lässt mich auch nicht los, als er wieder liegt. "Atmen Piszczu, ganz ruhig.", sage ich leise. Er schaut mich ängstlich an und versucht seine Atmung wieder zu normalisieren, was er auch schnell schafft. "Es tut mir leid Łukasz. Das ist nur passiert, weil ich so aufgebracht war." "Ich versteh dich doch.", haucht Łukasz und zieht mich in seine Arme, "Jetzt komm her. Du bist doch nicht gekommen, damit wir uns streiten." Ich lächel ihn einfach nur an. Ich wollte immer einen großen Bruder haben. Jetzt, wo ich einen bekommen könnte, möchte ich es nicht glauben. Warum kann ich mich nicht einfach freuen? Liegt es vielleicht daran, dass es Łukasz ist? Das es, wenn dann mein bester Freund ist? Oder habe ich einfach nur Angst die ganze Wahrheit zu erfahren?
Łukasz hält mich fest, auch er genießt es. Ob er sich immer eine kleine Schwester gewünscht hat? "Huhu, Erde an Michèle.", holt mich Łukasz aus meinen Gedanken, "Wenn es wirklich stimmt, dann würde sich einiges ändern. Ich hätte dann eine kleine Schwester. Das wäre schon cool, wenn man mit drei Brüdern aufgewachsen ist." Ich muss schmunzeln. Das ist ja schon süß. Auch Łukasz muss kurz lächeln und gibt mir dann einen Kuss auf die Stirn.

 Auch Łukasz muss kurz lächeln und gibt mir dann einen Kuss auf die Stirn

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

"Weißt du was?", sagt er dann, "Egal was raus kommt. Egal ob du meine kleine Schwester bist oder nicht. Du wirst immer mój Maleńki bleiben!"



Ich hoffe das Kapitel gefällt euch.
Lasst gerne Feedback da :)
~M💛

Liebe ist unbeschreiblich!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt