(Roman)
Sie ist jetzt seit fünf Stunden weg. Wahrscheinlich ist sie gerade gelandet und auf dem Weg zu Sergio seinem zu Hause. Und ich? Ich sitze fassungslos am Küchentisch und starre in mein Wasserglas. Es tut weh, sehr weh und der Grund für den Schmerz liegt vor mir. Klein, weiß und rund. Trotzdem nehme ich das Zeug immer wieder, es befreit irgendwie, so wie jetzt. Aber dieses befreiende Gefühl verfliegt, als es an der Tür klingelt. Genervt öffne ich die Tür und werde schon gegen die Wand gedrückt. "Was bist du nur für ein Arschloch. Lässt sie einfach nach Spanien fliegen. Geht es dir noch gut.", werde ich angebrüllt. Ich muss mich kurz sammeln, bevor ich erkenne wer da vor mir steht. "Łukasz...ich wollte es doch auch nicht.", sage ich leise. "Und warum hast du nichts dagegen unternommen?", schreit er mich weiter an. "Woher weißt du das überhaupt?" "Das kann dir doch egal sein! Warum ist sie nicht zu mir gekommen, wenn es anscheinend bei euch so kriselt, dass sie abhaut." Łukasz ist total auf 180. "Man, warum sollte sie denn zu dir kommen? Hättest du diese verdammte Nachricht nicht verschickt, wäre es gar nicht so eskaliert!", werde auch ich nun lauter. Hätte ich mal lieber den Mund gehalten. Łukasz hebt mich an und wirft mich halb durch den Flur. Warum muss dieser Typ auch so eine Kraft haben? "Jetzt bin ich also daran Schuld!?", regt er sich weiter auf und kommt auf mich zu. Ich bin gerade aufgestanden, da spüre ich seine Faust in meinem Gesicht und schmecke mein eigenes Blut. "Meinst du echt, dass bringt dir was, wenn du mich jetzt hier verprügelst?", versuche ich ihm ins Gewissen zu reden. Das bringt natürlich nichts und schon setzt er zum nächsten Schlag an. Mir wird schwindelig, ich kann mich nicht mehr auf den Beinen halten und sacke zusammen. "Bring das wieder in Ordnung! Ich habe dich damals gewarnt, dass du ihr nicht wehtun sollst!", zischt er, bevor er geht.
Jetzt liege ich blutend und benommen in meinem Flur, keiner ist da, keine beruhigenden Worte von Michèle, kein besorgter Blick, keine aufbauende Hand auf meiner Schulter, einfach nichts.Plötzlich öffnet sich die Tür. Erschrocken schaue ich auf und sehe Emilia vor mir stehen. "Wie..." "Spar dir deinen Atem Roman. Michèle hat mir ihren Schlüssel gegeben. Was ist hier passiert?", fragt sie dann und hilft mir auf. "Łukasz war da. Er war total sauer und hat mir das auch gezeigt.", sage ich leise und lasse mich auf die Couch fallen. Emilia schaut mich mit einem Blick an, aus dem ich nichts deuten kann. Dann verschwindet sie im Bad und kommt kurze Zeit später wieder. Sie setzt sich neben mich und fängt an meine immer noch blutende Wunde zu säubern. "Weil Männer auch nicht vernünftig reden können.", sagt sie irgendwann. "Ich habe versucht ruhig zu bleiben. Er hat mich geschlagen, ich habe nichts gemacht.", versuche ich mich zu rechtfertigen. "Ist ja gut, ich hör schon auf. Du leidest schon genug.", stellt sie fest. "Ich hab nichts dagegen, dass sie sich eine Auszeit nimmt. Nach allem was passiert ist, ist es sogar verständlich. Es ist nur..." "Es ist nur die Person, die sie begleite. Habe ich Recht?", stellt sie fest. Ich nicke. "Ich will einfach nicht, dass sich dieser Typ an sie ran macht. Was ist, wenn sie jetzt in dem Moment knutschend auf seiner Couch sitzen? Ich mache mir einfach Sorgen, dass sie ihn gut finden könnte.", gebe ich zu. Emilia beendet ihre Arbeit an meinem Gesicht und fängt an das Zeug weg zuräumen. "Ich würde mir eher Sorgen machen, wenn sie ihn nicht gut finden würde.", sagt sie irgendwann, "Er ist ja schon ein Schnucki. Aber wenn du solche Bedenken hast, dann sagt mir das, dass du den Brief nicht richtig gelesen hast. Wo hast du den eigentlich?" Ich zeige auf eine kleinen Haufen Papierschnipsel auf dem Tisch. Emilia geht zum Tisch und schaut mich dann mit einem genervten Blick an. "Dein Ernst?", sagt sie trocken. Ich zucke nur mit den Schultern. Das hier ist doch kein Verhör. "Pass auf, ich habe meiner besten Freundin und deiner festen Freundin ein Versprechen gegeben. Und zwar, dass ich auf sich aufpasse und dir helfe. Keine Angst, ich ziehe nicht hier ein. Aber du, mein lieber, du wirst diesen Brief wieder zusammen puzzeln. Jetzt, sofort!", befiehlt sie mir. Was geht denn bei der ab? Sie ist doch nicht meine Mutter. Aber ihr Blick macht mir schon irgendwie Angst. Mit einem Seufzer stehe ich auf und beginne am Tisch, die Schnipsel zusammen zusetzen. Nach einer halben Stunde bin ich endlich fertig. "So! Und jetzt vorlesen! Laut und deutlich!", befiehlt sie weiter. "Bitte was? Schon mal was vom Briefgeheimnis gehört?", frage ich empört. "Ja, dass kenne ich. Aber ich weiß sowieso was drinnen steht. Also los!", bleibt sie standhaft. Also fange ich an, den Brief laut und deutlich vor zulesen. Als ich fertig bin, lege ich ihn wieder auf den Tisch und lasse mich auf die Couch fallen. Emilia sitzt neben mir. Ist mir auch egal, ich fange an zu weinen. "Jetzt vergleich mal deine Reaktion jetzt und deine Reaktion vor zwei Tagen. Merkst du was?", fragt sie ruhig. Ich nicke nur. "Und jetzt zeigst du mir, wo du dieses Zeug hast, damit wir das entsorgen können. Und zwar für immer!", sagt sie weiterhin ruhig. Wieder nicke ich und spüre ihr Hand die über meinen Rücken streicht. "Aber erst wenn du dich beruhigt hast." Es dauert eine Weile, bis ich wieder halbwegs ruhig bin. Oh man, das ist hart und es ist der gerade mal der erste Tag.
Ob es Michèle ähnlich geht?Ich hoffe das Kapitel gefällt euch!
Lasst gerne Feedback da :)
~M💛
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Liebe ist unbeschreiblich!
FanficMichèle bekommt ihren größten Wunsch erfüllt! An der Seitenlinie im Signal Iduna Park zu stehen, während Borussia Dortmund spielt! Als Bonus läuft sie vorher als Einlaufkind ins Stadion..und das mit 17! Das sich dabei ihr Leben ändern wird, hat sie...