Kapitel 4 - Drag Me Down

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Nathan POV

Finn starrt schon wieder auf seine Hand. Und ich starre ständig auf meine Beine, als könnte ich sie dann auf mysteriöse Art und Weise wieder spüren. Ich versuche immerwieder meine Zehen zu bewegen...allerdings passiert immer exakt nichts. Finn scheint es bemerkt zu haben "Hey, Schatz. Das wird schon. Und wenn nicht...wir finden schon eine Lösung." "Ja. Und deine Hand...die wird auch wieder."

Peter kommt wieder rein "Es war ein Attentat. Jemand hat es irgenwie geschafft eine Bombe zu legen. Jetzt laufen die Ermittlungen, wer das war und ob derjenige überhaupt lebt, oder sich selbst mit in den Tod gerissen hat. Normalerweise kommt man ja nicht so einfach in den OP-Trakt."

Finn sieht aus, als würde er am liebsten aufspringen und irgendwas zerschlagen "Wer macht denn sowas?! Das ist doch scheiße! So viele Leben zu gefährden! Das macht mich so wütend!" "Finn...beruhig dich." "Nein! Das geht doch nicht. Wer auch immer so was macht...das ist grausam!" Er zuckt zusammen und schreit kurz auf. "Finn?" "Scheiße! Meine Hand! Autsch! Ich glaube die Betäubung ist weg. Ich spüre meine Hand!...Und wie ich sie spüre." Peter sieht ihn an "Dann gehen wir jetzt auf dein Zimmer. Du müsstest eigentlich eh im Bett liegen. Nathan...ich komme später nochmal." Ich nicke Peter kurz zu und dann sehe ich Finn an "Ich liebe dich Schatz." "Ich dich auch."

Kaum sind Finn und Peter weg, kommt mein Vater wieder rein. "Gott Nathan. Tu nicht so als wäre alles gut. Ist es ja wohl nicht." "Ich hab nie gesagt, dass alles in Ordnung ist. Kannst du bisschen leiser sein, mein Kopf tut echt weh." "Entschuldige. Ich...keine Ahnung. Ich setz mich einfach da hin und bin still." "Danke. Wo ist Lucas?" "Kommt gleich. Er musste noch irgendwas wegen der Arbeit klären." "Achso. Okay." Eine Schwester hängt mir eine neue Infusion an und lächelt "Das macht Sie jetzt vielleicht ein bisschen benommen, aber dann haben Sie keine Schmerzen mehr." Etwas benommen...ja. Etwas. Haha. Ich könnte glatt einschlafen...

"Sicher, dass er nur schläft? Er bewegt sich nicht. Und es sind...neun Stunden vergangen." Das kann auch nur Lucas fragen. "Guck doch auf den Monitor. Da...Herzschlag." Peter. Ich find's echt nett, dass er sich so um mich sorgt. Ich öffne meine Augen und muss sagen, ich fühle mich schon deutlich besser. "Ich hab echt nur geschlafen. Neun Stunden?" "Ja. Neun Stunden." "Wie geht's Finn?" Peter seufzt "Naja...er hat seine Hand gesehen. Und das war...naja. Sieht schlimm aus." "Oh der arme. Kann ich zu ihm? Wie viel Uhr ist es?" Peter sieht mich streng an "Nein, du kannst nicht zu ihm. Du hast ganz strenge Bettruhe. Außerdem ist es drei Uhr morgens." "Was macht ihr dann hier?" Lucas überlegt "Gute Frage. Keine Ahnung. Weißt du, was dich jetzt bestimmt aufmuntert? Ein deutsches Trinklied." Er strahlt mich an. "Äh...das wäre eher kontraproduktiv. Lass das bleiben." Er guckt mich enttäuscht an "Na gut."

Ich fühle mich immernoch ziemlich benommen. Und ehe ich mich versehe, schlafe ich schon wieder ein. So geht das die ganze Zeit. Ich wache kurz auf und dann schlafe ich doch wieder ein. Ich weiß ja nicht, was für Zeug ich da über die Infusion bekomme. Zwischendrin esse ich auch mal was und unterhalte mich mit Lucas, Peter, Frank oder meinem Dad. Das ganze geht fast eine Woche so.

Dann bin ich hellwach. Dr West kommt zur Untersuchung. Er beginnt mit einer Nadel in meinen linken Fuß zu pieken. Moment mal...ich spüre das. "Hey, hey. Ich spüre die Nadel." Dr West sieht mich an "Ohne Scheiß?" Er piekst noch ein paar Mal mein gesamtes linkes Bein hoch. "Ich spüre die Nadel. Und das Bein...es kribbelt." Allerdings muss ich sagen, rechts spüre ich irgendwie immernoch nichts. "Bewegen Sie mal die Zehen." Rechts passiert nichts. Aber mit etwas Anstrengung schaffe ich es meine linken Zehen zu bewegen. Dr West piekt auch mein rechtes Bein entlang. Nichts. Obwohl...mein Oberschenkel kribbelt glaube ich ein bisschen. "Da spüre ich nichts...autsch!" Ich spüre nur meinen Oberschenkel? Na toll. Das fühlt sich seltsam an. "Nur den Oberschenkel?" Ich nicke. Dr West zögert "Ich fürchte, dass wird sich nicht mehr großartig ändern...Sie müssen lernen, so zu laufen. Das wird anstrengend. Verdammt anstrengend. Ein langer und schmerzhafter Weg. Viele Schmerzen. Starke Schmerzen. Längeres Stehen wird vermutlich schwierig. Viel Physio." Er ist seltsam...kann er nicht mal in normalen ganzen Sätzen reden? "Okay...also...es wird anstrengend, aber es ist möglich so irgendwie zu laufen?" "Ja. Mit Gehhilfe halt. Und es kann sein, dass hin und wieder auch im linken Bein nochmal ein Taubheitsgefühl Auftritt." Na großartig...

Am Nachmittag kommt Finn vorbei. Er darf jetzt sogar schon ein bisschen rumlaufen. Er schiebt den Infusionsständer neben sich her. Lächelnd begrüßt er mich "Hey Schatz. Schön dich endlich zu sehen." "Find ich auch. Ich hab dich vermisst." Finn beugt sich vor und gibt mir einen Kuss "Ich dich auch." "Guck mal auf meine Beine." "Ähm...okay." Ich wackle mit meinen linken Zehen. Finn sieht erstaunt zwischen meinem Gesicht und meinen Füßen hin und her "Du spürst deine Beine wieder? Aber du hast nur links mit den Zehen gewackelt." "Naja...ich spüre mein linkes Bein komplett. Rechts spüre ich nur den Oberschenkel. Aber Dr West sagt, so kann ich laufen. Irgendwie. Und mit Gehhilfe...aber das heißt, ich muss nicht im Rollstuhl sitzen." "Das ist ja super!"

Er gibt mir noch einen Kuss. Er sieht traurig aus. "Finn, Schatz, ist alles okay?" "Es ist nur...meine Hand. Sie verheilt nicht so schnell, wie sie sollte." "Geduld, Finn, Geduld. Die Hand braucht Zeit. Aber Finn...du wirst wieder operieren können." "Du hast gut reden. Du musst dir darum ja keine Gedanken machen." Ich sage ihm nicht, dass ich das eben doch muss, weil ich ja vermutlich nicht so lange stehen kann und wenn das Risiko besteht, dass mein linkes Bein auch kurz taub wird, sollte man mich ohnehin nicht in den OP lassen.

"Finn...wir kriegen das hin." "Hast du die Hand mal gesehen? Selbst wenn meine Nerven in Ordnung sind...die Narben? Die stören bestimmt voll. Das ist das Ende meiner Karriere." Langsam setzt er sich auf mein Bett und flüstert "Nathan...meine Karriere ist vorbei." Ich ziehe ihn sanft zu mir "Nichts ist vorbei. Hörst du? Das ist nicht das Ende. Du wirst wieder operieren. Das weiß ich." Ich sehe, wie Finn mit den Tränen kämpft. Ich würde auch gerne losheulen... "Finn, Schatz. Es ist okay. Du darfst weinen."

Er sieht mich an. Die erste Träne bahnt sich den Weg über seine Wange. Er beginnt zu schluchzen und legt sich neben mich. Ich lege einen Arm um ihn. Und dann drehe ich meinen Kopf in die andere Richtung, weil ich nicht will, dass er meine Tränen sieht.

***

Nach drei weiteren Wochen rumliegen kommt meine Physiotherapeutin Laura in Begleitung. Sie lächelt mich an "Guten Morgen. Das ist Tom. Er übernimmt ab heute teilweise. Heute wirst du nämlich aufstehen." Aufstehen. So schwer kann das doch nicht sein.

Vergesst was ich gesagt habe. Es ist schwer. Und tut scheiße weh. "Nathan, du machst das sehr gut. Ich lasse dich jetzt kurz los. Versuch stehen zu bleiben." Ich könnte heulen. Es tut so weh. Tom hält mich wieder fest. "Sehr gut. Du machst das toll." In dem Moment klopft es an der Tür und Finn kommt rein "Oh, du hast Physio. Ich komm später wieder." "Bleib hier. Bitte." Er nickt und setzt sich in den Sessel. Achja...setzten. Ich will nichtmehr stehen. Tom scheint mir das anzusehen "Genug stehen fürs erste. Laura macht gleich noch die Kräftigungsübungen mit dir. Wir sehen uns später. Dann probieren wir das ganze nochmal." Er hilft mir dabei, mich wieder hinzulegen und geht dann.

Finn kommt zu mir und gibt mir einen Kuss. Ich ziehe ihn näher zu mir. Der Kuss wird immer inniger. Bis Laura reinkommt. Sie lacht "Ich will euch ja nicht unterbrechen, aber ich muss wohl oder übel." Finn steht auf und setzt sich zurück in den Sessel. Wir unterhalten uns über dies und das während Laura mit mir die Übungen macht. Am Ende nickt sie zufrieden "Das wird. Du bist auf dem besten Weg, Nathan. Du machst das echt klasse." Auch wenn das so Standardfloskeln sind, muss ich sagen es tut recht gut sowas zu hören. Es ist nämlich nicht jeder der Überzeugung, dass ich mich hier echt anstrenge...

Als Laura weg ist, legt sich Finn wieder zu mir "Ich bin stolz auf dich." "Warum?" "Weil du nicht aufgibst und du heute aufgestanden bist." Bevor ich etwas erwiedern kann zieht er mich in einen Kuss. Dann beginnt er meinen Hals zu küssen. Ich stöhne leise auf. Ich spüre sein Lächeln. Er löst sich von mir und sieht zu der Uhr "Ich muss leider jetzt selbst zur Physio. Ich komme wieder."

***

Tag für Tag kommen Tom und Laura. Und irgendwann bin ich soweit, dass ich mit Gehhilfe irgendwie laufen kann. Es tut weh und es ist echt anstrengend, aber ich will mich nicht beschweren...Es könnte so viel schlimmer sein. Und dadurch das ich Finn habe, kann mich auch nichts und niemand mehr runterziehen...glaube ich.

Hey People✌ Wieder ein neues Kapitel für euch🎉 Hope you like it 😊 Ich hab euch lieb meine Süßen😘🤗💕

Song🎶: Drag Me Down - One Direction

Endgame (boy×boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt