Endgame (boy×boy)

Kapitel 24 - Dernière Danse

Finn muss arbeiten, also gehe ich alleine mit Robin zu Brandons Premiere. Robin sieht mich aufgeregt an "Und Brandon tanzt echt eine Hauptrolle?" "Ja, genau. Er ist echt gut." "Das ist so cool. Blöd, dass nur wir zwei heute Abend können." "Ja. Vor allem dein Dad fehlt." "Du meinst mein anderer Dad. Du bist ja hier." "Ach Süße, ich hab dich lieb." "Ich dich auch Dad. Ich hab eine Frage." "Ja?"

"Warum redet ihr immer über meinen Daddy, aber nie über deine Frau?" "Wir reden auch über Jane. Aber nicht so oft." "Jane ist ein schöner Name. War sie hübsch?" "Oh ja. Und wie." "Mein Daddy war auch hübsch. Aber er war voll dünn wegen seiner komischen Krankheit." "Dein Daddy war bestimmt ein ganz toller Mensch." "Ja, das war er. Hey, wie lange spielst du schon Klavier? Du kannst das so gut." Ich muss schmunzeln. Robin und ihre plötzlichen Themenwechsel sind schon eine Nummer für sich. "Ich hab angefangen, da war ich sieben. Und naja...ich hab nach dem Tod meiner Frau lange nicht mehr wirklich gespielt." Sie sieht mich entschlossen an "Ich will mal so gut spielen wie du."

Brandon tanzt unfassbar gut. Fasziniert beobachte ich seine Bewegungen. Man merkt ihm nicht an, wie nervös er ist, weil er doch wieder mir der anderen Frau tanzen muss. In der Pause kommt Brandon ganz aufgeregt zu uns "Und? Wie findet ihr es?" Robin grinst ihn an "Voll toll." Ich nicke zustimmend "Klasse. Du bist unglaublich gut." "Danke. Aber mal ernsthaft...ich werd kirre. Also von dem Vertrauen ist nicht mehr so viel da. Das wird gleich lustig. Beim Proben war das jetzt nicht so der Renner." "Das wird schon Brandon." Er nickt nachdenklich "Ja. Bestimmt. Wir müssen nachher zusammen was essen gehen. Vielleicht kann Finn ja dazu kommen. Das wird lustig. Nathan, ich hab dich so lieb. Ich wünschte echt ich hätte schon mein ganzes Leben so einen tollen großen Bruder gehabt." Ich nehme ihn in den Arm "Und ich dich erst Bruderherz. Du bist toll."

Brandon sieht wirklich glücklich aus wenn er tanzt. Und er fühlt das echt. Ich finde das sehr faszinierend. Doch dann passiert es. Er rutscht auf irgendwas aus oder so. Und die Art wie er aufkommt tut schon beim zuschauen furchtbar weh. Robin sieht
geschockt zu mir "Was kann alles passieren wenn man so auf den Rücken fällt?" "Viel. Und vor allem als Tänzer kann das ganz schlimm sein."

Als jemand Brandon aufsetzen will springe ich auf "Stop! Nicht bewegen. Ich bin Neurochirurg." Ich laufe auf die Bühne und knie mich neben Brandon. Er scheint immer wieder abzudriften. Ich nehme vorsichtig seine Hand "Brandon, ganz ruhig. Ich bin hier. Alles wird gut." "Also, wenn Sie Neurochirurg sind, dann haben sie ja Ahnung." "Ja. Wir warten bis der Rettungswagen kommt und bringen ihn ins St Mary Hospital. Da arbeite ich und mein Mann auch. Bis dahin bleibt er genau so liegen. Dort machen wir ein CT und dann sehen wir weiter. Und ich meine es ernst...keine Bewegung. Jede Bewegung der Wirbelsäule kann alles schlimmer machen."

Ich gehe zurück zu Robin und gehe  mit ihr nach draußen zum Auto. "Also, wir fahren jetzt zum Krankenhaus. Blöderweise ist niemand zu Hause. Du musst wohl im da bleiben und warten. Tut mir leid." "Ach, ist schon okay. Dad? Ihr könnt Brandon aber wieder gesund machen, oder?" "Wir versuchen es." Bevor ich losfahre wähle ich Finns Nummer. Die Freisprechanlage spart gerade echt Zeit. Finns erste Reaktion ist ein "Ach du scheiße. Fuck" Dann seufzt er "Oh mann. Danke für die Warnung. Ich sorg dafür, dass wir ihn sofort ins CT bekommen. Robin, meine Kleine, du musst wohl oder übel einfach warten."

Als ich in die Notaufnahme komme, ist Finn schon damit beschäftigt, Brandon zu untersuchen "Okay, Kopf ist okay. Also...CT von der Wirbelsäule. Ist alles schon angemeldet. Einmal bitte direkt hoch und durch. OP kann schon vorbereitet werden. Ist definitiv ein Spinaltrauma." Finn kommt auf mich zu und küsst mich "Wir kriegen das hin. Du musst bitte die Regeln brechen, ich brauche dich." "Klar." "Robin, komm mit. Du kannst in meinem Büro irgendwas...malen."

Finn und ich starren beide auf das CT-Bild. Eine Schwester sieht uns an "Also?" Finn zögert kurz, dann sieht er mich entschlossen an "Wir sind gut. Wir sind sogar überaus gut. Also lass uns ein verdammtes Leben retten."

Jetzt starren wir beide auf Brandons Wirbelsäule. Finn denkt laut "Das Rückenmark ist durchtrennt. Also eingeschränkt ist er so oder so. Aber wenn wir jetzt hier...nein, das geht nicht. Vielleicht am...fuck, das bringt's nicht. Wir könnten höchstens...da." Finn und ich versuchen also irgendwie Brandons Rücken in Ordnung zu bringen. Aber als wir fertig sind, wissen wir beide, dass Brandons Karriere trotzdem vorbei ist.

Wir standen acht Stunden im OP. Wir haben natürlich jemanden zu Robin geschickt. Als wir in Finns Büro kommen, liegt sie auf dem Sofa und schläft. Finn seufzt leise "Wie schlimm war es anzusehen?" "Naja...aus den Augen eines Neurochirurgen ist es anders als aus den Augen eines Kindes betrachtet." "Das ist wahr. Nathan, geht's dir gut?" "Naja. Brandon ist mein Bruder. Und auch wenn ich ihn noch nicht mal so lange kenne, ist er mir unheimlich wichtig. Und das Tanzen ist ihm krass wichtig...und jetzt..." Finn nimmt mich stumm in den Arm und gibt mir dann einen Kuss. Dann sieht er mich traurig an "Dann müssen wir ihm wohl oder übel mal die Lage schildern. Er sollte bald aufwachen."

Brandon sieht uns sofort panisch an "Ich spür meine Beine nicht. Geht das wieder weg? Bitte sagt ja." Ich nehme Brandons Hand, aber ich kann ihm nicht in die Augen gucken. Finn stellt sich ans Bettende und tippt Brandon an die Füße. Wir wissen aber beide, dass es sinnlos ist. Finn fängt mit seiner besänftigenden Arztstimme an zu reden "Brandon, Nathan und ich haben im OP versucht, so viel wie möglich deiner Bewegungsfähigkeit zu erhalten, aber leider wurde das Rückenmark an einer Stelle durchtrennt. Glücklicherweise ziemlich weit unten. Aber du bist...von der Hüfte abwärts gelähmt." Brandon lässt meine Hand los. Sein Blick ist leer. Dann fängt er an uns anzuschreien "Was seid ihr denn für scheiß Ärzte?! Nathan, du hast gesagt, alles wird gut. Gar nichts ist gut und es wird auch nie wieder gut werden! Fickt euch doch. Raus hier. Ich will euch nicht sehen." Ich sehe ihn an "Brandon, es tut mir leid. Ich-" "Raus!" 

Ich weiß nicht mal wo ich hinlaufe. Jedenfalls hat Finn mich schnell eingeholt, da ich mit Krücken jetzt nicht gerade schnell unterwegs bin. "Nathan! Hey, wo willst du denn hin?"  "Keine Ahnung." Finn hält mich fest "Du solltest dich hinlegen. Du warst lang genug auf den Beinen." Ich nicke, aber in den Moment kommen mein Dad und Candy um die Ecke. Sie sehen mich an "Wie geht's ihm?" "Scheiße. Er will Finn und mich nicht sehen. Ihr könnt ja euer Glück versuchen."

Finn legt sich vorsichtig neben mich und ich nehme ihn in den Arm. Langsam merke ich, wie müde ich eigentlich bin. Finn fängt an mir von seiner ersten Solo-OP zu erzählen, um mich zu beruhigen. Das macht er oft und es hilft wirklich. Irgendwann schlafe ich wirklich ein, mit der Hoffnung, Brandon kommt irgendwann drüber hinweg, dass wir ihm nicht mehr helfen konnten.

Hello, ein neues Kapitel für euch😊 Ich hoffe, es gefällt euch😏 Fühlt euch gedrückt meine Süßen🤗😘💕

Song🎶: Dernière Danse - Indila