Kapitel 2

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Mino lebt aktuell bei meiner Tante die bereitwillig das Sorgerecht übernommen hat wofür ich ihr unsäglich dankbar bin.
Ich weiß das der regelmäßige Tagesablauf und Personen die sie kennt wichtig für sie sind, nur so kann sie wieder ein halbwegs festes Leben führen.
Zudem ist sie in psychologischer Behandlung um die Szenen verarbeiten zu können und so wie es die eigene Psychologin meinte: 'damit um zu gehen'.
Ich finde diesen Satz besonders unterhaltsam weil es mir ein Rätsel ist wie man so einen Stress in Kindesalter verarbeiten kann.

"Kannst du nächsten Freitag?" fragt mich Jiyong auf der Heimfahrt während ich nachdenke.

Ich antworte nicht gleich, denke noch weiter über Mino nach.

Wie schafft sie es trotzdem so leichtfüßig durch die Welt zu taumeln?
Immer lächelt sie, egal was ist sie scheint glücklich.
Warscheinlich kann sie es so gut weil sie noch ein Kind ist, ihnen fällt es immer leichter.
Vieles verstehen sie nichtmal was auch besser so ist, denn nur so können sie alles so unbeschwerlich nehmen.
Doch woher will man wissen wann dann die Kindheit rum ist?
Ist sie schon für sie rum weil sie all das so früh erlebt hat, oder ist das unbedeutend für sie?
War es nicht so das mein Onkel einst zu mir meinte, das die Kindheit dann-

"Nyu."

Das die Kindheit dann aufhört wenn man weiß das es auch ein Ende gibt?
Also ab dem Moment in dem man weiß das es auch einen Tod gibt, das es auch irgendwann kein 'weiter' gibt.
Ab da ist es rum.
Aber nicht weil man groß ist weil man das nun weiß und bereit ist damit umzugehen.
Es ist mehr ein Druck, so nehme ich ihn war.
Ein Druck weil man weiß das man nichtmehr viel Zeit hat.

"Nyu!" nun ist Jiyongs Stimme eindringlicher als zuvor.

Er schaut von den vollen Straßen Seouls weg und rüber zu ihr, auf den Sitz neben ihr.
Ich reiße die Finger bei denen ich in der Gedankenphase gerne mal auf den Nägeln rumknabber' aus meinem Mund und schaue ihn verwundert an.

"Mhm?"

"Ich habe dich gefragt ob du am Freitag Zeit hast."

Ich bin immernoch nicht ganz bei der Sache, denke über Mino nach doch Jiyong scheint wenig Verständnis zu haben.

"Hallo? Was ist los mit dir? Antworte!" schimpft er während er eine scharfe Kurve fährt.

Wir kommen nun in ein endlich vertrautes Stück von Seoul das auch ich nun endlich kenne. Dieses hier ist schließlich auch die Umgebung von Jiyongs Arbeitsplatz im Entertainment und meine kleine Bäckerei in der ich arbeite sowie unser Haus.
Oder eher gesagt seins, in dem ich auch wohne.
Jiyong meint immer ich soll das nicht sagen weil ich genauso einen Anteil habe, aber der Tatsache entgegen das er mich regelrecht wie ein kleines Kätzchen am Straßenrand aufgehoben und mitgenommen hat, kann ich das nicht so ganz glauben.

"NYU!" seine helle Stimme die aus Erfahrung höher wird wenn er schreit, hallt durch den Wagen.

"Ehm...ja?" antworte ich nur schnell ohne zu wissen worauf eigentlich.

"Okay. Dann treffen wir uns am Freitag bei uns zuhause, sei gerichtet, viel Zeit gibt es nicht."

"Worum geht es überhaupt?" frage ich nun doch verplant, obwohl ich damit riskiere ausgeschimpft zu werden.

Er stöhnt.
Werde ich.

"Ich habe doch jetzt schon mehrere Male gesagt worum es geht."

"Nein." verbessere ich ihn.

"Du hast gefragt ob ich kann. Jetzt ist es an der Zeit zu erklären warum, denn das weiß ich wirklich noch nicht."

Er antwortet nicht, warscheinlich regt er sich über seinen Fehler auf.

𝐃𝐢𝐟𝐟𝐢𝐜𝐮𝐥𝐭 𝐋𝐮𝐜𝐤┃┃𝐺-𝐷𝑟𝑎𝑔𝑜𝑛 𝐹𝐹Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt