Kapitel 19

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Ich weiß das auch wenn ich es nie zugeben will, ich weiß das es für mich besseres gegeben hätte. Ich hätte es mir anders gewünscht, natürlich hätte ich das, wer würde das nicht tun.

Meine Therapeutin meint immer das selbe, das ich dieses Gefühl zulassen soll, das es nicht schlimm ist weil ich es dürfte doch ich denke das stimmt nicht. Selbstmitleid, das worüber wir immer reden, ist nicht nur gut. und genau deswegen halte ich mich zurück, vielleicht ein bisschen zu sehr, damit ich nicht darin versinke.

Viele verstehen das nicht, aber aktuell verstehe ich es am besten, denn jetzt muss ich ganz fest daran glauben das ich nicht darin versinken.


Es ist ein regnerischer Tag, einer dieser Tage in denen du dich nach dem aufstehen auf den eiskalten Balkon setzt, und dort einfach die Bäume betrachtet bis man total nachdenklich und traurig ist. Und dann geht ihr einfach wieder rein, mit unterkühlten Füßen, doch es ist dir egal weil du dir vorkommst wie in einem Film, und dieser Film hält den Rest des Tages an weil dich der Anfang so emotional instabil gemacht hat.

Ich mag diese Tage nicht, doch nun bin ich wieder in einem, und habe ein ganz bestimmtes Déjà-vu wo ich wieder in diesem Flur sitze, auf diesem unglaublich traurigen Stuhl. Es ist nicht gut das ich ausgerechnet heute ihn treffe, nur wenige Tage nach meiner Mutter, doch ich beruhige mich mit den Worten das es eins der letzten sein wird. Danach habe ich Ruhe, mindestens für ein halbes Jahr. So ist es abgesprochen, damit ich alles mit Unterstützung verarbeiten kann. Der Grund warum ich danach direkt zu meiner Therapeutin gehe, ein paar Straßen weiter.

Keiner steht mir bei, die Angestellten waren noch unhöflicher zu mir als zuvor, vorallem beim abtasten. Auch Jiyong war nicht dabei, obwohl er bei dem vorherigen Abend beim Fernsehen schauen noch so nett war. Doch langsam habe ich eh das Gefühl das er zu dem Zeitpunkt mich nur geschickt zum schlafen bringen wollte. Trotz der Situation hier grinse ich kurz und denke an ihn. Er ist unmöglich, doch das war er schon immer. Gefahren hat er mich trotzdem nicht, was nicht zwingend seine Aufgabe, aber bei solchen Terminen doch ganz schön gewesen wäre. Stattdessen bin ich mit der Straßenbahn gekommen, wo mich die Leute komisch angeguckt haben.

Langsam beginnt die geheime Beziehung durch zu sickern, und mein Gesicht wird bekannter. Es gibt schon Fansiten über uns.

Ich höre entfernt Stimmen und Schritte und weiß sofort das es gleich los geht. Ich atme, bin entspannter als sonst, und stehe schonmal auf. Und natürlich kommt schlagartig der Wärter, und stellt sofort Blickkontakt mit mir auf.

"Folgen sie mir bitte." auch diesen Satz kenne ich.

Er führt mich den Weg entlang hin zu einer dieser Türen, nur das es diesmal eine andere ist. Ich weiß auch diesmal was mich dahinter erwartet, ein Teil von Vergangenheit, den ich jetzt wieder hochreißen sollte. Aber vorbereitet komme ich mir immer noch nicht vor, was furchtbar ist. Absolut verunsichert trete ich ein, und sehe sofort die nächste Person die so viel in mir wachrüttelt.

Mein Vater. Mein Erzeuger, der mich neutralen Augen anguckt als ich mich setze. Die Tür wird hinter mir geschlossen, wieder gilt die selbe Zeit wie davor auch, die ich mit ihm verbringen muss. Sein Gesicht ist genauso bleich, und seine grünblauen Augen regen etwas in mir, was meine Mutter nicht geschafft hat. Vielleicht ist es Vertrauen, etwas was ein bisschen mehr zwischen und ist, etwas was meine Mutter und ich nicht hatten. Ich fühle mich minimal wohler bei ihm.

"Du erinnerst dich nicht mehr an mich." es klingt mehr wie eine Tatsache als eine Frage.

Nervös streiche ich über meine Haare, weil es stimmt, und ich ihn wirklich nicht erkenne. Muss ich das? Sie haben mich schon so unglaublich früh alleine gelassen, geschweige denn meine Schwester, die sie so gut wie nie zu Gesicht bekommen hat. 

"Nein...nein, das tue ich nicht. Ist das schlimm?"

Meine Stimme zittert, obwohl ich das hier schonmal gemacht habe. Aber immerhin ist es mein erstes Treffen mit ihm, und das passiert beim zweiten Mal nicht mehr. Warscheinlich nur in meinen Träumen, sie werden mich immer verunsichern. 

So wie auch er, denn er schaut mich immer noch mit diesem neutralen Blick an. Seine Augenbrauen verleihen dem ganzen trotzdem etwas böses, was mir Angst macht. Ich weiß nicht so Recht ob er böse ist, oder das bei ihm normal ist. Verdammt, ich weiß rein gar nichts über ihn, das ist es ja eben. Ich kann ihn nicht einschätzen, obwohl ich so gerne will.

"Nein. Nicht wirklich. Dabei hätte ich es mir irgendwie gewünscht."

Genauso wie bei meiner Mutter sieht man jetzt auch Reue, und für eine Sekunde in seinen glänzenden Augen Trauer. Doch es verschwindet so schnell wieder wie es gekommen war, und ich klammere mich nur an diese Sätze, in der Hoffnung zu wissen was er überhaupt denkt. Er hätte es sich vielleicht gewünscht, aber daran ist er selber Schuld. Hätte er mich und meine Schwester mit meiner bescheuerten Mutter nicht abgegeben, wäre das nie passiert.

"Selber Schuld." zische ich verächtlich ohne das ich es will, aber es ist genau das was ich denke.

Sie sind Schuld, nicht ich. Wir hätten so viel Zeit miteindander verbringen können, aber sie wollten nicht. Wir hätten eine normale Familie sein können, doch sie wollten nicht. Und dann nichtmal im Kopf haben das ich sie deswegen nicht erkenne ist einfach nur rücksichtlos.

Mein Vater ist überrascht über meine klaren, kalten Worte, die nur für ihn sind, kann es für kurze Zeit nicht glauben, und schüttelt dann besorgt, aber auch auf eine herablassende Art den Kopf.

"Du kennst die Gründe nicht warum wir das tun mussten."

Ich will einfach nur weg von ihm mit seiner sturen Art, die Vebindung die zwischen uns geherscht hat ist verschwunden. Etwas in mir schreit einfach nur noch obwohl ich gerade erst reingekommen bin.

"Kein Grund kann erklären warum man seine Kinder weggibt."

Ich stehe auf, schiebe den Stuhl nach hinten, und laufe weg, vor zu der Tür. Doch bei jedem einzelnen Schritt spüre ich meine eigene Enttäuschung, selbst als ich dagegen klopfe und bitte sie zu öffnen, ich möchte das Gespräch abbrechen.

Meine tiefste Angst war es das ein Gespräch genau so verläuft, das er mich nicht versteht, und nur sich verteidigt.

Er ruft mir nicht hinterher, gibt keinen Laut von sich, sein Blick sticht mir nur in den Rücken, als wäre er sauer.

Immerwieder klopfe ich, bis der Mann endlich die Tür öffnet, und mich durch lässt. Ich drehe mich um, gucke ihn nochmal um, doch da ist nur sein neutraler Blick, der mich immer mehr verängstigt und mich komplett gehen lässt.

Als ich draußen ankomme beginne ich zu weinen. Es wäre doch besser gewesen wäre Jiyong da.

𝐃𝐢𝐟𝐟𝐢𝐜𝐮𝐥𝐭 𝐋𝐮𝐜𝐤┃┃𝐺-𝐷𝑟𝑎𝑔𝑜𝑛 𝐹𝐹Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt