Kapitel 23

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"Und dann hat er die Autotür geschlossen, und ich war alleine. Schlussendlich saß ich dann da noch wartend zwei Stunden. Immer mehr Autos von Paparazzis sind eingetroffen, und die Polizei ist wieder weggefahren. Erst so gegen 23 Uhr habe ich Jiyong erstmals wieder vor dem Fenster gesehen, wo er dann noch mit jemanden telefoniert hat, ich glaube es war Taeyang. Dann sind wir heim gefahren."

Ich laufe gerade eine der vollen Straßen herunter, vorbei an einem alten Blumengeschäft, und telefonieren währendessen mit Momo die ich zusätzlich aber auch gleich besuche.
Eigentlich bringt es nichts jetzt mit ihr zu telefonieren, wenn ich doch eigentlich in ihrem Viertel bin, doch sie hat mich kurzfristig schon in der U-Bahn angerufen und ich habe in meiner Freundlichkeit abgenommen.

Es ist die Logik von zwei Seelenverwandten, und einer tiefen Freundschaft.
Wir haben lange keinen mehr Kontakt, und ich muss sie dringend auf dem laufenden halten.

Als ich um die nächste Ecke biege ist die kurze Pause rum.

"In der Zeitung stand heute nur in kleinen etwas, aber ich warte darauf das irgendeine große schreibt. Ich warte auf den Bericht morgen, dann geht die Bombe in den Klatschzeitungen hoch, und du wirst Aufmerksamkeit wie nie bekommen."

Meine Schuhe lassen mein lautes Seufzen überhören, doch ich höre es laut genug.

"Erinnere mich bloß nicht an morgen, Jiyong wird den ganzen Tag von seinem Manager aufgehalten werden der versucht ihm zu verklickern was er tun muss. Und Aufmerksamkeit will ich eigentlich auch nicht, doch damit widerspreche ich mich warscheinlich indirekt selbst."

Und ob ich das tue, einerseits beschwere ich mich darüber, doch andereseits gehe ich mit ihm auf irgendwelche Events.
Obwohl das gestern, oder beziehungweise heute Nacht, ich glaube es war schon nach Null Uhr, etwas Privates war.
Warum müssen sich diese Leute immer einmischen.
Ich werde es nie verstehen.

"Oh ja, das tust du. Aber du liebst ihn, und das ist doch die Hauptsache. Du hälst zu ihm, wie Pech und Schwefel, wie Feuer und Eis, wie-"

"Jajajaja, jetzt mach mal halblang, das ist viel zu kitschig dafür das wir beide noch so jung sind. So, ich komme jetzt erstmal rein."

Ohne abzuwarten lege ich auf, und schneide ihr das 'Okay, Tschüss' ab.
Dann gehe ich die wenigen Treppen hoch wo mir allzu bekannt vorkommen, und trete in den Altbau ein.
Es ist kühl als ich die nächsten Treppen erklimme, doch das liegt an den alten Steintreppen.
Die abgekratzen Familienschilder bringen mich Schritt für Schritt mehr zu ihr.
Ich höre sie schon früh, doch lächeln tue ich erst als ich sie sehe.

"Nyu...endlich wieder mal da." begrüßt sie mich und ich ziehe sie in eine Umarmung.

Es stimmt, ich habe sie in dem Druck vermisst.
Und irgendwie scheint es auch als wären wir diese typischen Mädchen die sich Keksen Treffen um sich über unser Leben zu unterhalten.
Aber bezieht man mit ein das unsere Leben ein bisschen komplizierter und anders sind, wirkt das ganze nicht mehr so lächerlich.
Ihre Mutter starb, und ihr Vater ist bis heute alkoholabhängig, etwas was in dieser Gesellschaft als sehr schwierig gesehen wird, fast genauso wie alle anderen Suchtkrankheiten.
Bei ihr war nie eine von den Eltern gewählten Heirat, und genau deswegen hatte sie irgendwie auch Glück.
Mit dem Restgeld das ihre Mutter für sie zurückgelassen hat kaufte sie sich eine Wohnung und begann ein Studium, an dem sie nun schon etwas länger ist.
Momo zweifelt bis heute daran ob ihr Vater das überhaupt mitbekommen hat, aber wenn nicht war es besser so, sonst wäre das Geld in Weinflaschen geschwommen.
Von Zeit zu Zeit ruft sie an, doch meistens nimmt er nicht ab.
Zu betrunken.

"Komm rein, ich habe aufgeräumt."

"Du und aufräumen? Hier sieht aus wie immer."

Als sie die Tür schliesst betrachte ich die kleine Kommode mit den vielen Oldschool Postern.
Die Schuhe liegen zerstreut auf dem Boden, und ein, zwei Schale hängen wirr an dem Geländer.
So wie immer, eigentlich normal, aber wenn Momo sagt sie hätte für Ordnung gesorgt, dann ist das wohl so.

"Sagen wir es so. Ich habe ab meinem Wohnzimmer aufgeräumt, okay?"

Ich lache auf, das erklärt einiges.
Sie behält Recht, die Küche ist auch voller Lebensmittel, und nur im Wohnzimmer ist es sauber.
Sogar Blumen sind vorhanden, direkt neben dem großen Fernseher, die perfekt mit der grünen Wandfarbe passen.

"Komm, wir gehen auf mein Bett."

Achtlos werfe ich also meine Tasche aufs Sofa und folge ihr.
Ich kenne mich hier schon zu gut aus um irgendwie meine Tasche brav an die Garderobe zu tun.
Sogar den Weg in ihr Schlafzimmer kann ich gehen, aber das ist jetzt wirklich nichts schwieriges. Aber da ich Nyu heiße, fliege ich im Stress erstmal über den Teppich.

"Ich liebe dieses Zimmer Momo. Irgendwie kann ich nicht glauben das du dieses künstlerische Meistwerk aus Farben alleine und ohne Inspiration aus dem Internet dekoriert hast." meine ich als ich eintrete.

Lächelnd winkt sie nur ab, währende ich fasziniert aus dem gewölbten Fenster einen Blick auf das andere Haus nehme.

"Ich bin nunmal nicht umsonst Künstlerin!"

Ich schüttel wissend den Kopf und lasse mich auf das Bett fallen.
Das ist sie wirklich nicht.
Ich kenne ihre Ölgemälde in den Ecken dieser Wohnung, kleine Meisterwerke, versteckt an Möbeln und Wänden.
Manchmal beneide ich sie um ihre Kreativität, die ich nie hatte.

Mom lässt sich neben mich sinken und holt einen hergezauberten Schokoriegel heraus, den sie während ich spreche auf isst.

"Jetzt erzähl mal aus deiner Perspektive. Ich kenne nur den Teil aus der Zeitung. Wie bist du da überhaupt hingekommen?"

Ich seufze auf und knete meine Hände.

"Frag nicht. Jiyong hat mich da hingeschleppt, mit den Worten er will mich vorstellen. Ich kam gerade von dem Termin mit meiner Psychologin, da stand er da mit einem der entschlossensten Blicke. Das war nach dem Gefängnistermin."

Überrascht zieht sie die Augenbrauen hoch.
Habe ich etwa vergessen ihr das zu erzählen?

"...Du warst bei deinem Vater? Wie war es?"

Ich verziehe das Gesicht.

"Wohl nicht so gut.." schließt sie daraus.

"Nein..nicht wirklich. Aber dazu später. Wir sind jetzt bei diesem Treffen."

Mein Mund fühlt sich aufeinmal unangenehm trocken an, doch ich kontrolliere mich als ich davon erzähle schnell wieder. Schließlich sind jetzt schon von ein paar Stunden vergangen.
Dazwischen habe ich geschlafen, mit Jiyong diskutiert, und bin zur Arbeit.

"Genau. Erzähl. Wie war sie?" fragt Momo.

Meine Antwort ist fast nur ein aufschnauben.

"Ich bin raus nachdem ein Freund von ihm mich ziemlich komisch behandelt hat, doch er ist mir gefolgt. Dann folgten eine Entschuldigung dafür das er mich mitgeschleppt hat obwohl ich nicht wollte. Aber das lag teilweise auch an mir, schließlich habe ich meinen Mund nicht aufbekommen das ich jetzt lieber nach Hause gehen würde. Auf eine Art hat sie mir Angst gemacht, ich meine sie war betrunken und stand plötzlich vor uns."

Ich behalte für mich das es wie ein Adrenalinkick war der mich durchfuhr, tausende von kleinen Botenstoffen, die gleichzeitig auch das Gefühl auslösten flüchten zu müssen.

"Und dann hat sie losgelegt?" fragt Momo.

"Und dann hat sie losgelegt." wiederhole ich.

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Ich habe das Kapitel nochmal getrennt weil es sonst zu lange gewesen wäre.

Anna.

𝐃𝐢𝐟𝐟𝐢𝐜𝐮𝐥𝐭 𝐋𝐮𝐜𝐤┃┃𝐺-𝐷𝑟𝑎𝑔𝑜𝑛 𝐹𝐹Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt