Kapitel 24

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Ich erzähle die Geschichte und während ich alles nochmal in kleinen Stücken durchgehe realisiere ich erst was passiert ist.
Ich erzähle von den fragenden Blicken und den Rot-Blauen Polizeilicht das durch die Scheiben leuchtete.
Ich erzählte ihr das es wie in einem Krimi war, und von Jiyongs Zustimmung zu den Fragen. Und ich erzählte von dem darauf folgenden Unwohlsein.

"Ich fühlte mich wie eine Schlampe, obwohl ich gar nicht so Recht etwas damit zu tun hatte." beendete ich das ganze.

So war es, so fühlte ich mich, vielleicht weil ich die darauffolgende Freundin von Jiyong bin.
Doch was ich getan hätte, hätte ich früher gewusst das noch mit einer anderen Person zusammen gewesen ist, weiß ich auch nicht.
Am Ende sitze ich Recht ratlos vor meiner Freundin, versunken in Gedanken, und kann mein aufgewühltes Innere nicht so Recht beruhigen..

Was passiert jetzt mit ihr?
Mögen Jiyongs Freunde ihn noch?
Droht ihm jetzt das Ende seiner Karriere?

Wegen letzterem fange ich schlussendlich an zu weinen.

"Der Chef regelt das bestimmt Nyu, du bist nicht Schuld. Die Schuld hat Jiyong ganz alleine wenn dieser Fall eintrifft. Es ist eine Sache zwischen ihm und Dara." beruhigt mich Momo.

"Aber-"

"Nein nichts aber. Du hast nichts davon gewusst, geschweige denn ging der Betrug nur wenige Stunden. Was trotzdem nicht heißt das es nicht weniger daneben ist."

Ich seufze auf, Schlucke meiner kurz aufkommende Trauer runter, und nicke dann tapfer.
Was ist passiert ist ist passiert, jetzt kann ich es nicht mehr ändern.

"Vielleicht hast du Recht...lass uns über etwas anderes reden." schliesse ich das Thema ab.

Erleichtert möchte ich mich gerade recken und dehnen, als Momo direkt mit dem nächsten beschissenen Thema beginnt. Ich hatte es gerade verdrängt.

"Du wolltest mir noch von dem Treffen mit deinem Vater erzählen."

Ich stöhne auf und sacke in mich zusammen.

"Ja...das Treffen.." ich verstumme kurz und sammle erneut meine Worte. 

"Es lief nicht gut. Aber es war auch naiv zu denken das beide Gespräche gut verlaufen würden." 

Ich gucke auf den Boden und gehe nochmal die einzelnen Szenen durch, etwas was ich öfters getan habe.

"Irgendwie war da keine Einsicht, er verstand einfach nicht was er falsch gemacht hat, oder wollte es einfach nicht sehen. Wie ein kleines, trotziges Kind, nur angsteinflössender."

Momos aufmerksamer Blick wurde von einem kritischen abgelöst.

"Er hat echt nicht verstanden was er falsch gemacht hat...? Oh wow..."

"Ja." murmle ich zustimmend. "Ich wollte in diesem Moment einfach nichts mit einem so furchtbaren Mensch zu tun haben, aber wenn ich jetzt so darüber nachdenke, hoffe ich unterbewusst auch, das er einfach nur Zeit braucht. Das zwar auch naiv, aber ich hoffe das er nochmal darüber nachdenkt. Genügend Zeit hat er ja."

Dieser Gedanke ist das woran ich mich festklammere, in der Hoffnung das er doch nicht so kalt ist. Das er doch ein guter Vater ist. Das wäre mein Wunsch.

"Wirst du ihn nochmal sehen? Oder sie?" fragt Momo.

Ihr Blick so wie ihre Stimme wirken besorgt, fast als hätte sie Angst das ich gleich wieder beginne zu weinen. Auch ihre Hand liegt kurz auf meiner Schulter, und für eine Sekunde bin ich ihr unglaublich dankbar das sie sich diesen ganzen Quatsch anhört, diese komplizierten Probleme. Ich bin ihr dankbar für das viele Vertrauen.

"Nein ich denke nicht. Bei dem zuständigen Polizist habe ich bereits angerufen um zu sagen das ich beide Termine eingehalten habe. Doch neue sind nicht geplant, und das ist auch gut so, ich bin froh darüber. Vielleicht nochmal Ende des Jahres. Das ist in ein paar Monaten." murmle ich vor mich hin.

In der Zeit könnte ich erstmal runterfahren, und mich neu sammeln. Auch Momo nickt zustimmend.

"Und..." sie holt zur nächsten Frage aus.

"Hast du Jiyong davon erzählt?"

"Von was?"

"Von dem schlimmen Treffen."

Kurze Stille dann nicke ich. Das habe ich.

"Ja habe ich. Ursprünglich wollte ich es ihm erst heute erzählen, doch gestern Nacht, als er erst so spät nach Hause gekommen ist, wir sind dann doch getrennt heim weil es zu lange ging, ist es einfach so passiert. Er hat nunmal gefragt."

Ich saß gerade auf dem Bett und an dem PC, seine Nachrichten das ich doch bitte schlafen gehen solle ignorierend, da hörte ich ihn. Das war gegen halb zwei, und als er die Treppe hochlief und mich sah, entfuhr ihm ein leises "Aish!". Ich ignorierte es. Als er mich dann als wir eine Weile beide in die Stille Nacht hineingelauscht haben, angesprochen hat, habe ich mehr oder weniger gestanden. Ich erzählte von seinen Worten, wie ich es interpretierte, und wie es mich verletzt hat.

"Und hat er es verstanden?" fragt Momo mit erwartungsvollen Blick.

Ich schmunzle zuerst nur traurig vor mich hin. Es wäre schön wäre er jetzt hier.

"Ja. Gefühlt versteht er doch alles."

Er hat sich aufgesetzt, sich wahnsinnig aufgeregt, und darüber geschimpft. Dann hat er wiederholt das er das nicht zulassen hätte sollen, was auf eine Art zuckersüß war.

"Er hat sich sogar dafür entschuldigt mich mit in die Bar mitgenommen zu haben. Ohne ihn wäre ich da gar nicht erst dabei gewesen, und hätte alles mitbekommen. In der Nacht war er irgendwie so..soft"

Sobald ich diesen Satz ausgesprochen habe beginnt Momo wieder alles zweideutig zu sehen.

"Und...?" ein perverses Grinsen ihrerseits.

"Was und?" ein verwirrter Blick meinerseits.

"Naa? Habt ihr...?" sie spricht nicht weiter.

"Momo! Wir haben nur geredet!" empört will ich nach ihr Schlagen, doch sie weicht nur aus und lacht weiter.

Manchmal ist sie echt peinlich.

"Aber..." es gibt wieder eine kurze Rangelei-Pause.

"Habt ihr denn schon so allgemein-" - "Momo!" wie kann sie nur so pervers sein?

Was geht sie das an? Doch trotzdem muss ich lachen, weil sie mich so aufheitert, und ganz plötzlich damit an kommt.

Dieses Thema, im Nachhinein nenne ich es gehoben einfach "Geschlechtsverkehr mit Jiyong", ist das letzte worüber wir uns an dem Tag unterhalten. Danach erzählt sie mir noch von einer Studentin die sie so heiß findet, und nach dem üblichen Tratsch, der immer erst nach den ernsten Themen stattfindet, gehe ich und verlasse das Haus mit den alten Klingelschildern, und dem pulsierenden Geruch von Staub wieder.

Als ich rauskomme erlebe ich ein kleines Déjà-vu Erlebnis.

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Ich habe die beiden Kapitel nochmal getrennt weil es sonst zu lange gewesen wäre.

Anna.

𝐃𝐢𝐟𝐟𝐢𝐜𝐮𝐥𝐭 𝐋𝐮𝐜𝐤┃┃𝐺-𝐷𝑟𝑎𝑔𝑜𝑛 𝐹𝐹Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt