Die Ruhe vor dem Sturm

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Demetri POV:

Noch immer war ich wie benebelt von dem leckeren Blut. An meinem Kinn lief ihr Blut herunter und ich hätte laut stöhnen können. Das war so ein wundervoller Geschmack. Er hatte mich so sehr in seinen Bann gezogen, das ich gar nicht daran gedacht hatte aufzuhören. Das Einzige  das ich wollte war mehr. Auch jetzt wo ich mich gegen die Wand drückte und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Es war so schwer nicht nochmal über sie herzufallen. Mein Inneres wollte mehr und wenn ich nicht gleich jemanden fand, der meinen Durst stillte, dann würde Sophie doch nicht überleben. Jedoch konnte ich jetzt nicht einfach aus dem Schloss und Essenszeit war jetzt auch nicht. Innerlich fluchte ich.

Zwar brachte mich so schnell nichts aus der Ruhe, aber das hier war ein wahres Desaster. Ich hatte Hunger und das war im Moment das Einzige an das ich denken konnte. Immer wieder sah ich zu Sophie, die in dem Moment schrie, jedoch dann ruhig zur Seite klappte. Scheinbar hatte sie das mehr mitgenommen als ich das gewollt hatte. Eigentlich wollte ich schon viel eher ablassen, aber das Blut war nun mal viel zu gut gewesen. Wenigstens blieb ihr jetzt einige Stunden der schreckliche Schmerz erspart, denn ich ging davon aus das sie bewusstlos war.

Innerlich versuchte ich mich selber dazu zu bekommen wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Dieser kam auch. Aber erst als ich daran dachte das dort meine Sophie lag. Sophie die ich eigentlich nie verletzen wollte und es doch musste. Etwas in mir zog sich zusammen und ich war überrascht. So sehr hatte mich in den letzten tausend Jahren noch niemand berührt. Wahrscheinlich war es aber genau das was man bei Seelenverwandten erwartete. Man brachte den Anderen dazu Dinge zu fühlen, die man sich selber nicht mal vorstellen konnte.

Genau das war hier der Fall. Jedenfalls ging es mir so. Bei ihr konnte ich es nur erahnen. Ich nahm mir ein Taschentuch und wischte mir damit meine Mahlzeit aus dem Gesicht. Sofort könnte ich mich für diesen Gedanken schlagen. Sophie war so viel mehr als nur eine Mahlzeit für mich. Sie gehörte mir. Jedenfalls sah ich sie so. Es war mir egal wie sie das sah. Auch wenn ich wusste, das sie mich liebte. Sie liebte mich. Mein totes Herz ging bei dem Gedanken auf. Hätte es noch schlagen können, dann würde es nun nur noch für sie schlagen. Nie hätte ich mir träumen lassen das ich mal einen Menschen als die Eine ansehen könnte.

Doch nun war es so. Sie war ein Mensch, zwar nicht mehr lange, aber gerade noch ein Mensch in der Verwandlung. Sie hatte es mir angetan und auch sie war es die mich mehr fühlen ließ als die letzten tausend Jahre. Mit langsam und vorsichtig ging ich dann auf sie zu. Inzwischen hatte ich es doch mehr oder weniger kontrollieren können. Ich musste einfach. Für Sophie. Liebevoll streichelte ich ihre Wange. Diese war schon erkaltet. Hatte ich doch zu viel gesaugt? Hatte ich es übertrieben?! Das würde jedoch bedeuten sie würde sterben!

Es tat mir leid und ich hatte mehr als Schuldgefühle. Innerlich überlegte ich mir ein neues Wort dafür, doch das konnte ich nicht finden. Es gab kein Wort für diese Schuld. Dennoch hörte ich ihr Herz noch langsam schlagen. Noch war sie am Leben, noch würde sie verwandelt werden können. Ich küsste ihre Stirn und fuhr ihr dann durch die wundervollen blonden Haare. „Bitte...bitte es tut mir leid. Gib sie mir zurück.",hauchte ich dann leise und wusste nicht genau wen ich da anflehte, aber ich wusste das ich ohne sie alles verloren hätte.

Nicht das ich abhängig sein wollte, aber ich war es. Das stellte ich nur nebenbei fest und es störte mich dennoch. Ich war Demetri Volturi. Ich war von niemanden abhängig! Naja vielleicht von den Volturi, aber auch nur weil sie meine Familie waren. Dennoch wie konnte ich nur von einer Frau so abhängig sein? Sagte man nicht immer das so was harmonisch verlaufen würde? Immerhin waren wir doch perfekt füreinander oder etwa nicht? Na das könnte ja noch was werden. Außerdem wollte ich mir gar nicht vorstellen was passierte wenn sie wieder wach war. Ich hatte sie einfach gegen ihren Willen verwandelt. Ok vielleicht war das überstürzt, aber ich konnte sie doch nicht so einfach verlieren!

Mein Inneres sträubte sich dagegen sie loszulassen und sie gehen zu lassen. Sie gehörte mir und sie würde das immer tun. Ich war der Einzige der Anspruch auf sie erheben durfte und jeder der ihr etwas tun wollte, würde es mit mir zu tun bekommen. Ab nun war ich nicht nur ihr Gefährte und Seelenverwandter, nein ich war ihr persönlicher Beschützer. Egal was passieren würde, ich würde stets an ihrer Seite sein. Kurz küsste ich ihre Stirn und streichelte dann über ihre Wange. „Es tut mir so leid Angelo. Aber ich kann dich nicht verlieren.",meinte ich dann leise und fuhr ihr weiter durch die Haare.

Die ganze Zeit saß ich neben ihr und beobachtete sie. Ich war auch dabei als ihr Herz aussetzte und sie starb. Immer mehr bemerkte ich wie schön sie eigentlich war. Nicht das sie das vor der Verwandlung nicht auch gewesen, aber je mehr sie zum Vampir wurde, desto schöner wurde. Das war nun mal normal, aber für mich war sie alles. Für mich würde sie immer die Schönste sein. Ein Engel der mir geschickt wurde. Ich verließ kaum das Zimmer. Die ganzen drei Tage lang. Außer wenn ich zu Aufträgen musste und selbst da fluchte ich innerlich. Das Einzige was ich wollte war bei ihr sein und darauf warten das sie erwachte. Ich wollte nicht das jemand sie anfasste und ich wollte nicht von ihr getrennt sein.

Genau deswegen beeilte ich mich jedes Mal in den drei Tagen. Jedoch war ich auch froh als ich dann endlich mal was zu essen bekam. Ich hatte nicht bemerkt was ich für einen Hunger hatte. Zwar wusste ich das mein Körper was brauchte, aber ich hatte es seit dem Biss dann doch ausgeschaltet. Immer noch war die Angst sie ganz zu töten enorm groß gewesen. Doch nun musste ich diese Angst nicht mehr haben. Sie war ein Vampir und sie hatte es 'überlebt'. Das bestätigte sich mir als sie mit einem Mal die Augen nach drei Tagen aufschlug. Rubinrote Augen sahen mich an und ehe ich mich versah befand ich mich an der nächsten Wand, ihre Hand um meine Kehle. Mit geschockten Augen sah ich sie an, doch sie knurrte nur gefährlich. Sie war sauer. War ja klar.

Wenn du mich rufst werde ich dich findenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt