Krankheitsglossar

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Ich habe beim Schreiben an diesem Projekt lange überlegt, ob ich meine Krankheiten einfach chronologisch nach ihrem Einwirken auf mein Leben hier ins Buch einführe, mit sämtlichen Erklärungen, selbst wenn die für die Geschichte nicht notwendig sind. Oder ob ich euch Leser bis zum Schluss im Unklaren lasse, was ich alles habe. Zumal nicht alles wirklich eine große Rolle spielt. Ich habe viele Kleinigkeiten, die mich im Alltag wenig belasten.

Sollte ich nicht dennoch vorher darüber schreiben, damit ihr nicht erschlagen werdet? Aber letztlich entschied ich mich für diese Lösung. Ich gehe in den Geschichten auf alles ein, was da wichtig ist und fasse hier im Glossar noch einmal alles zusammen. So könnt ihr, wenn ihr die Infos wirklich wollt, hier nachschauen, müsst es aber nicht.

Wobei ich kein Mediziner bin. Ich kenne mich mit den meisten Krankheiten nur soweit aus, wie sie mich betreffen. Und die meisten Informationen, die einfach unwichtig sind - wie, dass Skoliose oft geschlechtsspezifisch ist, weil ein Geschlecht öfter drei und das andere vier Kurven in der Wirbelsäule hat - lasse ich hier aus.

Ich kann da auch nicht für andere sprechen. Ich würde gern wissen, ob andere dieselben Probleme mit diesen Krankheiten haben, habe aber leider gar keinen Kontakt zu anderen Betroffenen, außer zu anderen Aspergerautisten und Depressiven. Bei ihnen scheint die jeweilige Besonderheit - denn Autismus ist keine Krankheit - sich sehr ähnlich auszuwirken, wie bei mir. Aber zu meinen anderen Krankheiten kenne ich wenig oder keine fremden Leidensgeschichten. Daher hier nur noch einmal ein vertiefter Blick in das, was meinen Alltag ausmacht. Und selbst hier bin ich mir nicht sicher, ob ich wirklich an alles gedacht habe. Beim Überarbeiten dieses Kapitels fielen mir gleich noch drei weitere Krankheiten ein, die ich bisher vergessen hatte. Also vielleicht fehlt auch jetzt noch was. Das sind die Momente, in denen ich gern meine gesammelten Arztakten hätte.

Hirn

Fangen wir von oben nach unten an. Meine Haare sind okay - nur etwas nervig - also ist der erste Punkt wohl mein Hirn. Und hier scheiden sich schon die Geister. Was genau damit stimmt oder nicht stimmt, weiß ich bis heute nicht. Manche Ärzte sagen, ich habe Depressionen. Andere sagen, ich wirke gar nicht depressiv. Von Seiten der Familie kamen vor Jahren auch mal Überlegungen, ob ich nicht schon in Richtung Borderline gehe - ich denke nicht - oder vielleicht manisch-depressiv bin?

Letzteres könnte sein, wenn ich so über mich und mein Verhalten nachdenke, aber wie erfährt man das? In den schlimmeren depressiven Phasen - wie jetzt - bin ich in Behandlung, und ich hatte immer besonderes Glück, schnell einen Therapeuten zu finden. Eine richtige Diagnostik hingegen habe ich nie durchlaufen.

Einmal war ich zumindest bei einer Psychiaterin. Naja, mehrmals. Sie hat sich aber kaum Zeit genommen, mir nur ein Rezept für Therapie und eines für Pillen gegeben. Nur ein EEG hat sie noch schnell gemacht, um festzustellen, dass meine Halluzinationen, die ich damals oft, heute noch ab und an habe, keine organischen Ursachen haben. Heute tippe ich persönlich auf Schlafmangel, der sowas auch auslösen kann, aber selbst das musste ich alleine recherchieren. Meine Psychiaterin, gleichzeitig Neurologin, stellte nur fest, dass das nicht in ihren Bereich fällt. Und das war's dann. Keine Überweisung zu anderen Fachärzten, keine Empfehlung, kein gar nichts.

Auch den Verdacht auf Asperger und Hypersensibilität konnte ich bisher weder bestätigen noch ausschließen. Es gibt zwar Selbsttests, die mir ziemlich hohe Werte bei beidem bescheinigen, aber die sind nur ein erster Hinweis, ob sich der Gang zur Diagnostik lohnt.

Es gibt nur leider kaum Spezialisten. Und erst recht nicht in meiner Nähe. Also weiß ich nicht, was mit mir nicht stimmt.

Ich weiß ja nicht mal, ob meine häufigen Kopfschmerzen, Licht- und Lärmempfindlichkeit nicht schlicht Migräne sind. Alles, was ich sicher weiß, ist, dass ich Probleme habe, zu funktionieren. Dass ich anders zu sein scheine als andere Menschen. Ich verstehe sie auch nicht richtig, muss die gesellschaftlichen Normen durch Beobachtung und Nachahmen irgendwie einhalten, ohne wirklich den Sinn dahinter zu begreifen. Und keiner weist einen auf Änderungen hin.

Unter drei AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt