- Zahlen und Fakten, sowie meine Meinung dazu -
Anmerkung für Wattpad: Da dieses System nicht ermöglicht, Tabellen im Text einzufügen, habe ich einen Ordner mit den Tabellen als Link angefügt.)
Während dieses Buch vor allem meine Erfahrungen und mein Leben behandelt, und nicht nur die Krankheiten selbst betrachtet, möchte ich doch, dass ihr auch etwas mehr über die Situation in Deutschland allgemein erfahren könnt. Denn ich bin nur eine unter Millionen. Und gehöre eigentlich sogar zu denen, denen es noch gut geht.
Denn Schwerbehinderung beginnt erst ab einem Grad der Behinderung von 50 und geht hoch bis 100. Dabei ist der Grad keine Prozentualangabe, was häufig verwechselt wird. Ebenso wenig werden die Krankheitswerte einfach aufaddiert.
Ich würde euch den genauen Schlüssel sehr gern erklären, aber ich verstehe ihn ehrlich gesagt selbst nicht und auch bei meiner Recherche für dieses Buch habe ich nichts dergleichen gefunden.
Jedenfalls habe ich nur einen Grad von 60, bin also noch im unteren Bereich der Schwerbehinderung.
In Deutschland gab es laut Statistischem Bundesamt im letzten Jahr, also 2017, 7.766.573 Schwerbehinderte, also fast jeder zehnte Bürger war zum Abfragezeitpunkt am Jahresende schwerbehindert, hatte also eine starke Einschränkung, die längere Zeit oder auf Dauer besteht. Fast acht Millionen und das ist eine Zahl, die in den letzten Jahren stieg. Innerhalb der letzten fast 20 Jahre um eine Million, während die Einwohnerzahl schon 1995 auf knapp 82 Millionen lag, sich also nur wenig verändert hat.
(Bild: Behinderung in D 1, Quelle: Destatis 2018)
Männer sind etwas häufiger schwerbehindert als Frauen, aber ein Unterschied von 90.000 ist nicht allzu gravierend. Was vielmehr auffällt, ist, dass über die Hälfte der Schwerbehinderten über 65 Jahre alt sind. Der Anteil Behinderter an der Bevölkerung in der Altersgruppe steigt darüber hinaus noch einmal rasant, wenn das Alter 80 erreicht.
Auch die Art der Behinderung macht klar, dass ein langes Leben das Eintreten einer Behinderung wahrscheinlicher macht, denn nur knapp 260.000 der vom Statistischen Bundesamt erfassten Behinderungen sind angeboren. Eine Zahl, die in den letzten Jahren sogar gesunken ist. Auch die Zahl der Kriegsschädigungen und Berufskrankheiten sank. Einzig die der allgemeinen Krankheiten nahm zu.
Was aber leider schlecht erhoben wird, wie ich finde, ist die tatsächliche Behinderung. Alle körperlichen Behinderungen werden hier in einen Topf geworfen. Geistige und psychische Behinderungen zusammen erhoben. Und multiple Behinderungen, also Menschen, die nicht nur körperlich, sondern auch geistig und/oder psychisch erhoben sind, wo genau sind die eingeordnet?
Hier ist schon ein Problem bei der Datenbasis, denn wie soll man den Bedarf ermitteln, wenn man nicht weiß, welche Krankheiten existieren? Ein Blinder hat einen anderen Bedarf als jemand mit Querschnittslähmung. Aber auch im Rollstuhl gibt es unterschiedliche Bedarfe. Wer nur ein Bein hat, aber nicht gelähmt ist, kann mit einer Prothese wieder laufen lernen, hat aber diesbezüglich andere Hilfen nötig, als derjenige, der auf Dauer auf einen Rollstuhl angewiesen ist, und sich deshalb sein Leben möglichst baulich barrierefrei einrichten muss. Jemand, der aufgrund von schwerem Asthma nicht auf Dauer in der Stadt leben und arbeiten kann, hat wiederum völlig andere Bedürfnisse.
(Bilder: Behinderung in D 2+3; Quelle: Gesundheitsberichterstattung des Bundes 09.07.2018)
Etwas besser differenziert wird es in einer anderen Tabelle, von der Gesundheitsberichterstattung des Bundes, die man sich selbst noch als Grafik einstellen kann. Aber auch hier sieht man, dass geistige Behinderung noch mit Suchtkrankheiten und psychischen Krankheiten wie Depression, aber sogar mit Querschnittslähmung, also einer körperlichen Beeinträchtigung, zusammengeworfen wird. Wenigstens die Möglichkeit der Mehrfachnennung scheint hier gegeben zu sein, so dass zumindest ein etwas besseres Bild gezeichnet wird. Denn knapp 8 Millionen Schwerbehinderte heißt nicht, dass es nur 8 Millionen schwere Behinderungen gibt. Viele Behinderte haben multiple Krankheiten und Einschränkungen, die zusammenwirken oder sich sogar gegenseitig bedingen. Körperliche Behinderungen können zum Beispiel zu Depression führen. Aber auch nach Unfällen kann man schlicht mehr als nur eine betroffene Körperstelle haben. Die Gründe für multiple Behinderungen sind dabei genauso unterschiedlich, wie die Menschen selbst.
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Unter drei Augen
Non-FictionBiografisches aus dem Leben einer Schwerbehinderten in Deutschland. Anekdoten, Zahlen und Fakten. "Ich bin all das. Ich bin all meine Krankheiten. Die leichten und die schweren. Die, die nur in ganz bestimmten Situationen eine winzige Rolle spielen...