Kapitel 5 Teil 3

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  Den gestrigen Tag habe ich im Bett verbracht. Zwar wollten Cara und Kayden zu mir, aber meine Mutter meinte, es wäre besser mich alleine zulassen.

Eben hat mein Wecker angefangen zu klingeln. Ich bleibe jedoch in meinem Bett liegen und habe eigentlich nicht die Absicht aufzustehen. Am liebsten würde ich erneut den ganzen Tag in meinem Bett bleiben, aber ich muss in die Schule. Langsam setze ich mich auf, doch ich bin noch zu müde um aus dem Bett zu steigen. Irgendwann schaffe ich es trotzdem, aber ich bleibe weiterhin müde und unmotiviert. Weshalb ich mich heute für eine bequeme skinny Jeans und einen grauen Hoodie entscheide. Außerdem kämme ich mir meine Haare noch nicht einmal, stattdessen stecke ich sie mir zu einem unordentlichen Dutt hoch. Ich schaffe es auch nicht etwas zu essen, da ich noch viel zu verängstigt bin. Auch wenn ich gestern auch nichts gegessen habe. Vielleicht bin ich deshalb so geschwächt.

Draußen wartet überaschenderweise Kayden auf mich. Er wohnt ziemlich am Ende der Straße, weshalb es ein ziemlicher Umweg ist an meinem Haus vorbei zu gehen. Als ich die Straße betrete, sehe ich ihn nur mit einem verwirrten Blick an und bleibe stehen.

„Hey, ich dachte mir, ich hole dich ab, damit wir reden können. Deine Mutter meinte gestern nämlich dir geht's nicht so gut", sagt er zur Begrüßung.

Daraufhin nicke ich nur, dann setzen wir uns auch schon in Bewegung in Richtung Schule.

„Und wie geht's dir heute?" fragt er einfühlsam.

Natürlich geht es mir nicht gut, aber das kann ich ihm natürlich nicht sagen. Weshalb ich einfach nur nicke und sage: „Gut"

„Ganz sicher", erkundigt er sich nochmals.

„Ja, natürlich", antworte ich erneut.

Ich spüre seine Blicke auf mir. Man kann deutlich erkennen, dass er es mir nicht abkauft. Ich kaufe es mir selbst ja noch nicht einmal ab.

„Ich glaub dir das nicht. Du siehst nämlich ganz schön fertig aus, Süße", meint er daraufhin.

„Fällt das so auf?" erkundige ich mich.

„Ja schon, also was ist los?" fragt er erneut nach.

Ich überlege wie ich es am besten ausdrücke, aber mir fällt nichts ein. Schließlich antworte ich darauf: „Die Leute um uns herum sterben, wie kann das an euch einfach so vorbei gehen?"

Daraufhin wirft er mir ein kurzes Lächeln zu.

„Natürlich geht das nicht so an mir vorbei", sagt er. „aber du darfst dir das nicht so zu Herzen nehmen."

„Um uns herum sterben Menschen, wie kann man sich das nicht zu Herzen nehmen? Es sind Leute die wir kennen, " antworte ich drauf.

Darauf macht er eine lange Pause, bis er antwortet: „Du darfst dich von deinen Gefühlen nicht überwältigen lassen, du musst logisch denken. Probiere das einfach zu verdrängen. Setze eine Fassade auf. Du darfst niemandem zeigen, dass du schwach bist, sonst wirst du zur Zielscheibe."

„Und wie soll das bitteschön gehen?" frage ich mit Tränen in den Augen nach.

„Probiere es einfach, lenk dich ab oder lächle einfach auch wenn es Falsch ist", antwortet er darauf.

Jetzt kullern mir die Tränen über die Wangen. Ich wende zwar mein Gesicht von ihm ab und schaue nach vorne auf die Straße. Immerhin will ich nicht, dass er mich weinen sieht. Eben hat er mir ja noch das Gegenteil geraten.

Daraufhin bleibt Kayden stehen. Anscheinend hat er bemerkt, dass ich am Weinen bin. 

„Was ist los?" fragt Kayden mitfühlend.

Völlig unerwartet zieht er mich in seine Arme. Mein Kopf liegt an seiner Schulter. Erst jetzt fällt mir auf, dass er um einiges größer ist wie ich. Zwar war mir klar, dass er größer ist wie ich, aber nicht so viel größer. Immerhin liegt sein Kopf auf meinem Kopf. Es ist seltsam so in seinen Armen zu liegen, aber ich fühle mich auch geborgen. Am liebsten würde ich mich von ihm lösen, aber es fühlt sich so gut an. Doch nur kurze Zeit später löst er sich wieder von mir und plötzlich fehlt mir seine Nähe.

„Du hast auf meine Frage noch nicht geantwortet, Süße", sagt er.

Das habe ich ja komplett vergessen. Schnell wische ich mit meinen Händen über mein Gesicht, damit ich nicht ganz so verheult aussehe.

Kurz hören meine Tränen auf zu fließen.

In der Zwischenzeit antworte ich: „Ich will nicht sterben Kayden. Und ich will nicht das du stirbst."

Jetzt bemerke ich erst, was ich gerade gesagt habe und sehe schon ein triumphierendes Lächeln auf seinen Lippen. Doch dann hänge ich noch schnell an den Satz ran: „Ich will auch nicht, dass Cara, Sarah oder sonst jemand stirbt."

Erneut kullert eine Träne über mein Gesicht, doch er wicht sie mit seinen Daumen weg, bevor er mich wieder in die Arme nimmt. Nach einiger Zeit löse ich mich von ihm, auch wenn ich es eigentlich nicht möchte. Ich ziehe mein Handy aus meiner Hosentasche und sehe auf die Uhr. Es ist zwar unhöflich jetzt ans Handy zu gehen, aber die Schule hat soeben angefangen und wir haben noch nicht einmal die Hälfte des Weges. Entsetzt sehe ich zu ihm hoch ins Gesicht. Ich atme tief ein und wieder aus, während er mich fragend ansieht.

„Wir kommen zu spät", murmle ich vor mich hin.

Kayden nickt nur und setzt sich wieder in Bewegung.

Can you keep a secret?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt