Kapitel 9 Teil 1

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Der restliche Schultag zieht sich in die Länge, sodass es fast unerträglich ist. Am liebsten wäre ich aus dem Klassenzimmer gestürmt und wäre nie wieder an diesen Ort gekommen, denn Skyla wird irgendwie von diesem Kuss erfahren und dann bin ich so gut wie Tod. Und sie wird davon erfahren, denn Mr. Davis hatte die ganze erste Stunde lang einen sehr amüsierten Blick in seinem Gesicht. Da unsere Schule klein ist, weiß er auch, dass Skyla und Kayden zusammen. Langsam staut sich die Panik in mir.

Was passiert wenn sie es herausfindet?

Wird es ihr egal sein oder wird sie mich quälen?

Ich hoffe inständig, dass es ihr egal sein wird, da Kayden nur ein Statussymbol für sie ist. Trotzdem bin ich gespannt, was mich noch erwarten wird. Vielleicht passiert ja ein Wunder und sie wird nie davon erfahren.

Endlich ertönt der Gong der letzten Stunde und ich kann endlich nach Hause. In solchen Momenten bin ich ziemlich froh, keine außerschulischen Aktivitäten mehr zu haben. Denn Cara ist jetzt noch im Schachclub, während ich schon zu Hause bin. Auch Sarah ist außerschulisch im Cheerleading Team der Junior High, genau wie Skyla es war nur, dass Sarah kein Kapitän ist. Da ist es auch kein Wunder, dass Thysson Ross ein Auge auf sie geworfen hat. Eigentlich macht jeder irgendwas außerhalb der Schule, bis auf ich. Ich lege mich lieber in mein Bett und konzentriere mich auf den nächsten Schultag. Immerhin kann nicht jeder so ein Genie sein wie Cara und in jedem Fach auf sehr gut stehen. Ich schaffe es nur mit viel lernen meinen sehr guten bis guten Schnitt zu halten. Genau das werde ich jetzt auch tun, mich auf den nächsten Tag vorbereiten und vielleicht noch ein Kapitel in einem neuen Buch lesen, aber mehr auch nicht.

Es ist schon fast elf Uhr und langsam schlafe ich ein. Doch dann höre ich ein Geräusch. Dann kommt mir plötzlich in den Sinn, was ich den heutigen Tag erfolgreich verdrängt habe. Hier in Cambridge Springs läuft ein Mörder frei herum und ich werde wahrscheinlich zu seinen nächsten Opfern gehören, denn nur ein falsches Wort zu der falschen Person und er wird mich umbringen. Das lässt er uns oft genug wissen, auch wenn er in der letzten Zeit nicht sehr präsent war. Mit letzter Zeit meine ich die letzten drei Tage, auch wenn es sich so anfühlt, als wäre die Beerdigung schon drei Monate her und nicht erst drei Tage.

Da das Geräusch von draußen kommt, gehe ich vorsichtig zu meinem Erkerfenster. Bevor ich das Fenster erreiche bleibe ich nochmals kurz stehen. Was ist wenn der Mörder nun genau vor meinem Fenster steht?

Wie werde ich reagieren?

Und was wird dann passieren?

Wird er mich töten oder nicht?

So viele Fragen auf die ich wieder keine Antworten habe. Ich kann nur Antworten bekommen, indem ich herausfinde, was da draußen ist. Also knie ich mich hin und krabble zum Fenster, damit dieser jemand da draußen mich nicht sieht. Langsam stütze ich mich auf die Fensterbank und spähe über den Fensterrand nach draußen. Dort sehe ich nichts und dabei war ich mir zu sicher, dass jemand draußen ist. Doch dann sehe ich es, ein kleiner Fuchs hat sich in unseren kleinen Vorgarten verirrt. Gerade will ich mich vom Fenster abwenden, da tippelt er über etwas Weißes. Es ist ein Blatt Papier, aber wie kommt es in unseren Vorgarten? Natürlich könnte es nur ein Stück Müll sein, aber ich bin viel zu paranoid um das zu glauben. Deshalb verlasse ich mein Zimmer, gehe die Treppen hinunter und verlasse das Haus. Meine Beine zittern. Hoffentlich ist es wirklich nur irgendein Blatt, das den Weg aus der Mülltonne gefunden hat. Mit jeder Treppenstufe steigt in mir die Aufregung.

Was ist, wenn der Mörder nun noch draußen ist?

Wenn er genau das gewollt hat?

Im Vorgarten angekommen sehe ist das Blatt Papier und von weitem kann ich schon sehen, dass etwas drauf geschrieben steht. Ich bewege mich ohne es zu bemerken. Nun stehe ich kurz vor dem Zettel und bücke mich, um ihn aufzuheben. Meine Beine zittern inzwischen so, als wären sie aus Pudding. Wie ich es mir gedacht habe, ist es eine Nachricht. Von niemand geringerem als dem Mr. Black, wie Cara und Sarah ihn nennen und er sich anscheinend selber nennt. Das bedeutet er hat unser Gespräch im Wald mitangehört, denn auf diese Zettel steht:

You're a deceitful bitch. PS: Just remember. I know everything about everyone.

Your Mr. Black

Dieser Text versetzt mich in Panik, aber nicht so sehr in Panik wie er es eigentlich sollte. Vielleicht möchte ein winzig kleiner Teil in mir, dass die Sache zwischen Kayden und mir heraus kommt.

Ist es falsch so was überhaupt zu denken?

In mir keimt das schlechte Gewissen auf, aber bevor ich mir darüber weiterhin Gedanken machen kann, rufe ich mir wieder ins Gedächtnis, was hier gerade passiert.

Er weiß wirklich alles, aber woher?

Immerhin kann er nicht überall sein oder vielleicht doch?

Es wäre auf jeden Fall gruselig und ich wäre nirgendswo mehr sicher. Dann fällt mir auf, dass ich noch draußen stehe. An einem Ort, wo sich Mr. Black nur vor wenigen Minuten aufgehalten hat. An einem Ort, an den er jeder Zeit zurückkehren kann. Wenn er nicht schon längst hier ist. Schnell renne ich zurück ins Haus, wo ich die Tür lautstark zuknallen lassen. Drinnen setze ich mich auf die Treppenstufen und knülle den Zettel zusammen. Einen Moment bleibe ich noch dort sitzen, dann gehe ich in die Küche und suche nach einem Feuerzeug. Immerhin darf es keine Beweise geben, sonst bin ich tot. Also lasse ich den Zettel verbrennen und beseitige die Asche. Als ich mich ein wenig beruhigt habe, gehe ich zurück in den Flur, wo das Licht brennt. Obwohl ich das Licht eindeutig nicht angemacht habe.

Aber warum ist das Licht dann an?

Bin ich etwa nicht alleine?




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