Kapitel 3 Teil 2

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Die Stunde zieht sich in die Länge und ständig muss ich seine schwierigsten Fragen beantworten, auf die ich keine Antwort weiß. Selbst wenn ich die richtige Antwort weiß, findet er irgendwas, was falsch ist. Nun endlich ist die Stunde vorbei und ich habe Mathe Grundwissen. Mathe ist natürlich mein absolutes Hass Fach. Auch diese Stunde zieht sich in die Länge. Wenigstens werde ich nicht dauernd dran genommen. Während der fünf Minütigen Pause, laufe ich noch schnell zu meinem Schließfach. Auf dem Schulflur ist es wie ausgestorben, sowas ist noch nie passiert. Normalerweise rennt immer irgendjemand über den Schulflur. Als ich dann endlich an meinem Spint angekommen bin, fällt mir auf, dass er nicht geschlossen ist. Habe ich vergessen den Spint zu schließen? Nein, ich habe meinen Spint zu einhundert Prozent geschlossen. Ich vergesse nie ihn zu schließen. Vorsichtig ziehe ich die Tür auf und kann plötzlich nicht mehr atmen. Mein Herz hört für einen Moment auf zu schlagen. Und die Panik keimt in mir auf. Die Morddrohungen, werden immer abscheulicher. Wie kann man sowas nur machen?

Und wann hätte er es in meinen Spint legen können?

Der Schrei kommt schon meine Kehle hoch und mein Mund öffnet sich weit. Doch dann wird mir mein Mund zugehalten, sodass ich nicht schreien kann.

Wer steht hinter mir?

Was passiert hier?

Werde ich entführt?

Eigentlich will ich die Person, die mir den Mund zuhält treten, doch dann höre ich eine bekannte Stimme hinter mir in mein Ohr flüstern: „Nicht schreien, alles wird gut. Ich bin da. Für dich. Okay?"

Es ist Kayden, der hinter mir steht. Zu Anfang habe ich gedacht, der Mörder hätte mich gefunden und ich wäre so gut wie tot. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich wieder aufgehört habe zu atmen. Teilweise liegt es an dem Schock, aber zum Teil auch an Kayden, der immer noch dicht hinter mir steht und mir den Mund zu hält. Nun drehe ich mich langsam um und schaue direkt in Kaydens unnatürlich, blaue Augen. Da er meinen Mund nicht mehr zuhalten muss, stützt er sich erst mit der einen Hand und kurze Zeit später auch mit der anderen Hand an den Schließfächern ab. Seine Arme bilden einen schützenden Käfig um mich. Im Hintergrund höre ich die Schulklingel. Die nächste Stunde beginnt. Eigentlich möchte ich zu meiner nächsten Stunde nicht zu spät kommen, aber ich kann mich nicht bewegen. Meine Augen blicken immer noch direkt in die seinen. Es sieht so aus als spielt sich in seinem Kopf gerade ein Kampf ab. So als ob er mit sich selbst ringt etwas nicht zu tun, was er aber tun möchte. Ich konnte früher nie verstehen, wie die Personen aus Büchern, immer erkennen konnten, was die Personen fühlen, doch in diesem Moment verstehe ich es.

Langsam bewegt sich Kaydens Kopf auf mich zu und ich kann nicht realisieren, was hier gerade passiert. Es fühlt sich so an als gäbe es nur uns zwei auf der ganzen Welt. Alles herum verschwindet. Seine Lippen kommen immer näher und eine leichte Vorfreude steigt in mir auf.

Will er mich etwa wirklich küssen?

Ich wurde noch nie vorher geküsst. Deshalb steigt auch eine leichte Panik in mir auf.

Wie kann sich ein Moment nur so lang anfühlen?

Doch dann nehme ich ein Räuspern wahr und sehe hinter Kayden, Mr. Davis stehen. Plötzlich weiß ich wieder, wo ich bin und was um mich herum passiert. Meine Augen weiten sich und probiere Kayden auf ihn aufmerksam zu machen. Kayden merkt, dass ich etwas andeuten möchte und als er sich rumdreht fängt Mr. Davis an zu reden.

„Ms. McCartney, Mr. Ross sollten sie nicht im Unterricht sein."

Ich kann Mr. Davis nur mit großen Augen anstarren, während Kayden antwortet.

„Wir wollten gerade gehen", sagt Kayden.

„Das will ich für sie hoffen", antwortet er darauf.

Eigentlich dachten wir, dass Mr. Davis jetzt gehen würde, aber er wartet ungeduldig, darauf, dass wir gehen. Weshalb Kayden sich zu mir hinunter beugt, bis er mit seinen Lippen kurz vor meinem Ohr schwebt.

„Schließe einfach die Tür und lass das tote Tier da drinnen", sagt er „Ich kümmere mich darum."

Ich kann nur stumm dastehen und nicken, dann wendet er sich von mir ab und geht. Im Gehen ruft er mir noch schnell zu: „Wir sehen uns heute Abend."

Zuerst kann ich mich weiterhin nicht bewegen, doch als ich den Blick von Mr. Davis auf mir spüre, schließe ich schnell die Tür meines Spindes und verschwinde ganz schnell in meinen nächsten Kurs.


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