Kapitel 7 Teil 4

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Letztendlich sitzen wir wieder in Kayden's weißem Porsche und schweigen. Kayden hat mich noch nicht einmal angesehen. Er hat mich zwar schon im Gefängnis abgewiesen, aber dort hat er mich wenigstens noch angesehen.

Doch seit dem Telefonat, außerhalb des Autos, ignoriert er mich völlig. Ich habe keine Ahnung worum es in dem Telefonat ging, aber er war zuerst ziemlich aufgebracht, doch danach fügte er sich.

Und jetzt weiß ich nicht, was ich machen soll. Am liebsten würde ich mit ihm reden, jedoch weiß ich nicht wie und habe zu viel Angst davor auch nur ein Wort zu sagen. Ich ändere meine Meinung jedoch, als er mich kurz ansieht und sofort seinen Blick wieder abwendet.

„Kayden? Alles in Ordnung?" frage ich vorsichtig.

Nur ich bekomme keine Antwort, also frage ich nochmals: „Kayden?"

Doch er antwortet mir immer noch nicht. Stattdessen umklammern seine Finger das Lenkrad umso fester, sodass seine Fingerknöchel weiß unter seiner Haut hervortreten. Dazu verspannt sich sein Nacken und er blickt weiterhin stur auf die Straße. Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht, dass hat sicher etwas mit dem Anruf zu tun. Auch wenn ich weiß, dass er mir nicht antworten wird frage ich nochmal: „Kayden? Bitte sprich mit mir. Habe ich irgendwas falsch gemacht?"

Kayden bremst abrupt ab. Ein Auto überholt uns mit quietschenden Reifen. Anscheinend hat das Auto nur knapp überholen können, da es sonst in das Auto von Kayden gefahren wäre. Mit stockendem Atem sehe ich zu wie das Auto sich wieder in die normale Fahrbahn einordnet und so weiter fährt, als wäre nichts gewesen. Nun sehe ich zu Kayden rüber, der mich mit gequältem Blick ansieht.

„Jackie, ich darf und ich will dich nicht wieder sehen", sagt er. „Aber es liegt nicht an dir glaub mir. Ich bin nicht gut genug für dich. Ich verdiene so jemanden wie dich einfach nicht. Also bitte lass mich in Ruhe."

Ich kann nicht glauben, was er da gerade gesagt hat. Immerhin kennen wir uns doch noch nicht so lange. Außerdem bin ich so gar nicht sein Typ. Dennoch empfindet der heiße Quaterback anscheinend etwas für das unscheinbare Mauerblümchen. Niemals hätte ich gedacht, dass es so etwas in echt geben kann. Normalerweise kommt sowas nur in Märchen vor und ich bin alles andere als eine Märchenprinzessin.

Aber warum darf er mich nicht wiedersehen?

Hat das etwas mit dem mysteriösen Anruf zu tun?

Und wie kommt er auf die Idee ich wäre nicht gut genug für ihn?

Nur weil er ein paar Probleme hat?

Das ist doch kein Problem, was man nicht lösen kann oder?

So viele Fragen, aber keine davon wird jemals eine Antwort bekommen. Denn ich werde seinen Wunsch respektieren und ihn in Ruhe lassen. Immerhin bin ich mir sicher, dass er in ein paar Monaten, wenn alles wieder normale ist, nichts mehr von mir will. Da ich nicht antworte und er auch nichts sagt, ist die restliche Fahrt sehr ruhig. Zwar hört man leise die Musik aus dem Radio, trotzdem ist diese Stille einfach nur unangenehm.

Zum Glück ist das Gefängnis nicht sehr weit weg, also sind wir nur wenige Minuten später an meinem Haus angekommen. Kayden verabschiedet sich noch nicht mal von mir, weshalb ich einfach ins Haus gehe. Drinnen stürme ich die Treppen hinauf und renne sofort zu meinem Erkerfenster, um zu sehen, ob Kayden noch dort ist. Natürlich steht sein Auto nicht mehr vor unsere Tür. Warum hätte er auch warten sollen? Da meine Mutter nur halbtags arbeitet, ist sie schon zu Hause, immerhin ist es nach vier Uhr nachmittags. Ich glaube sie hat nur auf mich gewartet, denn sie stößt meine Zimmertür mit so einem Ruck auf, dass die Tür am die Wand knallt.

„Jackie, kannst du mir mal bitte erklärten, warum du einfach das Schulgelände verlassen hast und dann jetzt erst wieder kommst?" sagt meine Mutter mit aufgebrachter Stimme.

Anscheinend hat der Direktor meine Mutter informiert, bevor Mr. Ross uns entschuldigt hat. Da ich nicht weiß, was ich darauf antworten soll, wechsle ich einfach das Thema.

„Wusstest du schon, dass Mr. Davis wahrscheinlich William getötet hat?"

Meine Mutter sieht mich nur skeptisch an und fragt: „Woher weißt du das?"

„Er wurde aus dem Unterricht mitgenommen und dann haben wir ihn noch im Gefängnis gesehen", antworte darauf und mir fällt erst auf was ich da gesagt habe, als die Worte meinen Mund schon verlassen haben.

Vielleicht hat sie gar nicht bemerkt, was ich gesagt habe. Doch da habe ich mich wohl geirrt.

„Im Gefängnis?" fragt sie mit wütender Stimme.

„Nein, doch nicht im Gefängnis, ich meinte im...im... im Restaurant", lüge ich.

Es ist mit Abstand die schlechteste Lüge, die ich ihr jemals erzählt habe. Natürlich glaubt sie mir diese Lüge nicht, weshalb sie fauchend sagt: „Ich hatte nie vor die Methoden der Millers anzuwenden, aber du hast Hausarrest."

Daraufhin verlässt sie das Zimmer uns ich habe keine Ahnung, was ich jetzt machen soll. Kayden hasst mich, meine Mutter hasst mich. Kann es eigentlich noch schlimmer kommen? Ich lasse mich auf mein Bett fallen, während sich in meinen Augen tränen sammeln. Doch bevor die erste Träne über meine Wange kullert, klingelt mein Laptop.

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