Als ich letztendlich im Flur angekommen bin, lehnt er schon an der gegenüberliegenden Wand. Wie immer in letzter Zeit, sieht er mich nicht an. Da ich ihm auch nicht zu nahe kommen möchte, lehne ich mich an die gegenüberliegende Seite von Kayden, direkt neben der Tür. Es herrscht ein unangenehmes Schweigen zwischen uns und er wird es auch nicht brechen. Irgendwann wird es mir tatsächlich zu still und ich sage: „Danke."
Ich weiß nicht, ob er weiß wofür ich mich bedanken möchte, jedoch nickt er und das gibt mir das Zeichen, dass er es verstanden hat. Wenigstens sieht er mich wieder an, was schon mal ein Fortschritt ist. Daraufhin herrscht wieder Schweigen zwischen uns, welches erneut eine Zeit lang andauert. Bis zu dem Moment, als Kayden sagt: „Ich kann das nicht mehr."
Verwirrt sehe ich ihn an.
Was meint er damit?
Ich will ihn gerade fragen, was er damit meint, doch er kommt mir zuvor.
„Wirklich. Ich kann das so nicht mehr. Ich kann dich nicht einfach ignorieren. Zwar probiere ich es noch keine 24 Stunden, aber ich kann es einfach nicht mehr. Dafür mag ich dich viel zu sehr."
Ungläubig sehe ich ihn an. Meint er es wirklich so wie ich es denke?
Ich weiß nicht warum, aber meine Beine bewegen sich wie von selbst. Langsam bewege ich mich auf Kayden zu, bis ich kurz vor ihm stehe. Mein Herz lässt einen Schlag aus. Ich kann seinen Atem spüren, so nah bin ich ihm. Irgendwie bereue ich es mich so nah an ihn heran gewagt zu haben, aber irgendwie auch nicht. Mir kommt es richtig und zugleich falsch vor und das ist es auch. Es ist sowas von falsch, doch ich kann mich auch nicht von ihm zurückziehen, weil es sich so richtig anfühlt.
Kayden packt meine Schultern und ich denke schon, dass er mich wegstoßen möchte, aber das tut er nicht. Stattdessen dreht er mich herum, sodass ich mit dem Rücken zur Wand stehe. Nun stützt er sich mit dem einen Arm und dann mit dem Anderen an der Wand ab. Erneut bin ich in einem Käfig gefangen und ich fühle mich so sicher wie noch nie. Sein Kopf kommt meinem immer näher, bis ich seinen Atem auf meinen Lippen spüren kann. Dann passiert es seinen Lippen streifen meine. Es ist mein erster Kuss und ich will noch mehr davon. Mehr von dem kribbeln, das sich von meinen Lippen aus, in meinem ganzen Körper verteilt. Seine Lippen berühren meine erneut und ich schließe meine Augen. Eigentlich bin ich noch nicht bereit dafür, aber ich lasse es passieren. Meine Gedanken schweifen ab und ich kann an nichts anderes denken, als an seine Lippen auf meinen. Langsam bewegen sich meine Hände in seine immer leicht zerzausten, schwarzen Haare. Sie fühlen sich weich an, weicher als sie aussehen und sie sehen schon aus wie eine fluffige Wolke. Ich bin so vertieft in diesen Kuss, dass ich das Räuspern erst viel zu spät bemerke. Mr. Davis steht hinter uns und sieht uns skeptisch an.
„Warum erwische ich euch eigentlich immer in solchen Situationen?" erkundigt er sich.
Ich bin noch viel zu vernebelt, um irgendwas zu realisieren, doch Kayden wirft mir nur ein verschmitztes Grinsen zu, was ich an ihm noch mehr liebe, als sein Lachen. Da der rechte Mundwinkel immer ein bisschen höher wandert, als der Mundwinkel der anderen Seite. Außerdem zeigen sich dann wie bei seinem Lachen seine süßen Grübchen und seine Augen leuchten dieses Mal auf. Er bewegt sich langsam zurück in den Raum.
Als er drinnen angekommen ist, halten meine Beine es nicht mehr aus und ich lasse mich an der Wand auf herunter auf den Boden gleiten. Ich gebe einen deutlichen, lauten Seufzer von mir. Es ist unglaublich. Kayden Ross hat mich soeben geküsst. Ich kann es kaum glauben. Mein Herz rast so schnell und ein dämliches Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht. Während ich auf dem Boden still vor mich hinlächle, merke ich nicht, dass Mr. Davis noch im Flur steht. Bei seinem Anblick, verschwindet das Grinsen schnell wieder von meinem Gesicht.
Wie konnte ich ihn nicht bemerken?
Wahrscheinlich war ich viel zu überwältigt von dem Kuss, trotzdem übersieht man doch keine Person. Schnell stehe ich wieder auf, doch er weiß schon längst, was passiert ist. Nun hat er etwas gegen mich in der Hand und obwohl er mein Lehrer ist, wird er diesen Joker auch ausspielen, denn er ist das pure Böse.
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Can you keep a secret?
Teen Fiction"Ist es nicht erstaunlich wie schnell sich unser Leben ändern kann. Eben war man noch ein junges, unschuldiges Mädchen, eine seltsame Streberin, eine arrogante Bitch, ein heißer Mädchenschwarm oder was mich angeht ein unsichtbares Mauerblümchen." Ja...