Kapitel 39. Als hätte sich irgendetwas verändert.

9.3K 515 50
                                    

Zum ersten mal in meinem Leben werde ich wie in diesen Teenager-Filmen geweckt. Ihr wisst schon, die Sonnenstrahlen kitzeln sachte die Haut, ein Windhauch streicht leicht durch die Haare. All das eben. Das war der erste Morgen in meinem Leben in dem ich das volle Programm bekam. Der Morgen wäre perfekt, wenn ich nicht plötzlich einen Arm um meine Hüfte spüren würde. Wie eine drogenkranke Feuerwehrsirene beginne ich zu kreischen. Im selben Moment drehe ich mich mit Schwung um, reiße dem Besitzer der Hand die Decke weg und krache, selbstverständlich immer noch schreiend, auf den Boden. Die Decke ist um meine Füße gewickelt, was dafür sorgt das ich mich fühle wie eine Meerjungfrau auf dem Trockenen. Die Hand die bis gerade eben noch recht tot auf der Matratze lag, bewegt sich jetzt, was ich als Anlass sehe mir mein Kopfkissen zu schnappen und wild kreischend auf die 'Hand des Todes' einzuprügeln.

Währenddessen versuche ich mich, nur mit Hilfe meiner Beine, aus der Decke zu befreien. Nach ein paar Augenblicken hört die Hand tatsächlich auf sich zu bewegen. Erschöpft von der Anstrengung am frühen Morgen ziehe ich mich mit letzter Kraft zurück aufs Bett. „Um Himmels Wille-" Weiter kommt Louis nicht, denn ich habe mir erneut kreischend das Kissen geschnappt und schlage wild auf ihn ein.

Warte! Louis?!

Ich stoppe mitten in der Bewegung und hebe vorsichtig das Kissen von dem Gesicht, das sein Besitzer mittlerweile mit seinen Händen schützt. Vollkommen verwirrt starre ich den verschreckten Briten an. „Was willst du in meinem Bett?!" Frage ich sofort. Louis lugt aus einem Spalt zwischen seinen Fingern und lässt die Hände sinken als er sieht das ich die 'Waffe' beiseite gelegt habe. „In deinem Bett?" Er zieht grinsend die Augenbrauen hoch. Wie meint er das denn jetzt. Das ist mein Zimmer. Mit den Fotos von lauter fremden Menschen neben dem weißen One Direction-Schrank und mit dem Fußballtrickot an der Türe.

.

.

.

Stopp, was?! Fotos mit fremden Menschen? One Direction-Schrank? Fußballtrickot?

Das ist gar nicht mein Zimmer!

Völlig verdattert sehe ich mich im Raum um, bis mein Blick wieder auf Louis trifft. Dieser beißt sich soeben in die Unterlippe um ein Kichern zu unterdrücken. Nur aus Trotz und weil er mich auslacht ziehe ich ihm erneut das Kissen über den Kopf. Mit einem Mal kehrt die Erinnerung zu mir zurück. Der Albtraum von letzter Nacht, das Gewitter und der Stromausfall, mein Griff ins Klo und die Besenkammer und wie ich dann bei Louis gelandet bin. Auch wie ich mich mehrfach an den dümmsten Stellen gestoßen habe. Und wie Louis mich mit seiner Engelsgleichen Stimme in den Schlaf gesungen hat. Plötzlich weiß ich alles wieder. Peinlich berührt schlage ich mir die Hand gegen die Stirn.

Plötzlich vernehme ich lautes Getrampelt im Flur und kurz darauf reißen Liam und Niall die Türe auf. „Wir haben wen schreien gehört." sagt Liam panisch. Er ist vorbildlich mit einem Baseballschläger bewaffnet. Im Gegensatz zu Niall, der sich schützend ein Nasenspray vor sein Gesicht hält. Als der Ire das bemerkt, steckt er seine 'Waffe' sichtlich peinlich berührt wieder ein. Fragend ziehe ich eine Augenbraue hoch. Eine Fähigkeit um die mich schon viele Menschen beneidet haben. „Das war nun mal das erste was auf dem Nachttisch stand." Versucht sich mein bester Freund zu verteidigen. Während Liam und ich es gerade noch schaffen, uns ein Grinsen zu verkneifen, kugelt sich Louis vor Lachen bereits auf dem Boden.

„Was ist denn los?" Werden wir von Danielles Glockenheller Stimme unterbrochen. Niall sieht mich nun halb beleidigt halb auffordernd an. Verräter! Dann fällt mein Blick auf Liams müde Freundin und ich habe die Idee. „Ich wollte Louis wecken." Sage ich hastig, bevor der eben erwähnte wieder genug Luft zum Reden hat. Während Liam und Niall mir meine Geschichte nicht wirklich abkaufen, zuckt Dani nur mit den Schultern. „Klingt logisch." Sagt sie ungerührt und zieht Liam hinter sich her aus dem Zimmer. Niall jedoch sieht mich prüfend an. „Er ist wach und du hast keine Beweise, die etwas Gegenteiliges bezeugen." Sage ich schmunzelnd und bei diesem Satz stielt sich ein Lächeln auf Nialls irische Lippen.

Das hat er früher immer gesagt, wenn einer beim anderen übernachtet hat und Niall mitten in der Nacht Hunger bekommen hat. Ich bin dann nämlich meist von seinem Gepolter, oder als wir älter wurden von den Geruch des frisch gekochten Essens geweckt worden. Wenn ich dann total müde in der Küche stand, meinte er immer er habe mich absichtlich geweckt. Wenn ich dann nachgefragt, oder eine Augenbraue hoch gezogen habe, hat er immer gesagt: „Du bist wach und du hast keine Beweise, die etwas Gegenteiliges bezeugen."

Mit einem kurzen Lachen verlässt Niall jetzt das Zimmer und lässt mich und Louis alleine zurück. So und was soll ich jetzt machen? Ist ja klar das meine inneren Stimmen ausgerechnet jetzt schweigen. Louis hat mittlerweile aufgehört sich lachend und kichernd über den Boden zu rollen und sitzt nun im Schneidersitz auf seinem Teppich. Sein Blick ist auf mich gerichtet. Eine Weile sehen wir uns nur an. Ich habe das Gefühl in seinen blauen Augen zu ertrinken. Aber nicht qualvoll und nach Luft schnappend, sondern langsam, leise, wie wenn man in den Schlaf gleitet. Erst ganz langsam und dann endgültig und rettungslos. Doch es Endet auch wie wenn man aus dem Schlaf erwacht, nicht sachte und leise, sondern plötzlich und mit einem Knall.

Einer wendet den Blick ab und die Magie des Moments verflüchtigt sich. Louis und ich wenden beide den Blick ab. Doch in der Sekund, in der ich mich von seinen Augen löse, weiß ich, dass ich es tue weil es vernünftig ist, nicht weil ich es möchte. Es ist als würde mich jemand aus dem Wasser ziehen. Aus dem Ozean, in dem ich mich doch so sicher und beschützt gefühlt habe. Wenn du aus dem warmen Wasser kommst und dir kalt wird, wenn du zu frieren beginnst und dich nach der Wärme des Wassers sehnst, kannst du vielleicht ein bisschen verstehen, wie ich mich jetzt fühle.

„Danke das ich hier schlafen durfte und tut mir leid das ich dich fast totgeprügelt habe." Murmel ich verlegen und stehen vom Bett auf. Louis nickt nur kurz und wirkt in Gedanken versunken. Also gehe ich zur Türe und ohne mich nochmal umzusehen trete ich hinaus auf den Flur.

*

Als ich am Abend neben Nick im Bett liege, denke ich über den vergangenen Tag nach. Er war seltsam. Als hätte sich irgendetwas verändert. Ich konnte es spüren. Dieser Tag war nicht wie die anderen zuvor. Ich weiß nicht ob es sich zum guten oder zum schlechten geändert hat. Aber ich weiß das sich nicht Louis oder ich geändert haben. Es ist etwas zwischen uns, das anders ist.

Never give up [Louis Tomlinson FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt