Margy

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Eneas war sprachlos." Um der Götter willen, so alt wird wahrlich kein Mensch. Es ist kaum zu glauben, dass jemand so alt ist und doch noch so jung aussieht". "Ihr seid ein Schmeichler, Eneas vom Schattenbach", rief sie lachend. "Kommt das jetzt daher, dass Ihr mir beim Baden zugesehen habt oder darf ich Eure Worte als eine Höflichkeit verstehen"? Schamröte stieg dem Jäger ins Gesicht und er senkte den Blick.

"Ich wollte Dir etwas Nettes sagen. Es hat nichts damit zu tun, dass ich Dich nackt sah". "Und doch begehrst Du diesen Körper"? Tamuriel bohrte wie in einer Wunde und spürte förmlich das Unbehagen des Mannes. Lauernd blickte sie ihm ins Gesicht und es machte ihr Spaß, Eneas in die Enge getrieben zu haben. Verlegen spielte Dieser mit einem Holzstückchen, bis es zerbrach.

"Nun, mein Freund, ich war ehrlich zu Dir, also sei Du es auch zu mir". Noch immer wartete Tamuriel auf eine Antwort. Verzweifelt suchte der Jäger nach den richtigen Worten, die  für sie möglichst nicht verletzend klingen sollten. "Ich...ich..."! Er hob den Kopf und ihre Blicke trafen sich. Tamuriel lächelte sanft und nickte ihm zu."Was immer Du sagst, ich werde es verstehen". So fasste sich Eneas ein Herz. Tief atmete er durch, bevor er sprach: "Als ich Dich vorhin am Ufer sah, begehrte ich Dich. Ein mehr körperliches Verlangen meinerseits, doch es offen von Dir zu verlangen steht mir nicht an. Dafür achte ich Dich zu sehr. Ich habe schon sehr lange bei keiner Frau mehr gelegen. Doch ich kann den Drang danach noch immer unterdrücken". 

Die Elfe sah zweifelnd auf, doch dann nickte sie wissend. Und als sie ihn wieder anblickte waren ihre Augen dunkel geworden. Endlos tief und unergründlich erschienen sie Eneas in diesem Moment und er erschrak leicht ob dieser Verwandlung. "Ich danke Dir für Deine Offenheit". Tamuriel's Stimme hatte einen warmen Klang angenommen.  "Auch ich fühle tief in mir etwas, was mich zu Dir hinzieht. Mein Herz begann vor Freude schneller zu schlagen, als Deine Gestalt vorhin aus dem Schatten der Bäume hervortrat".  Sie rückte ein Stück näher und nahm seine Hand, während sie den Blick nicht von ihm wandte.

"Ich fühle keine Scham, wenn Du bei mir bist. Es ist ein Gefühl von Geborgenheit und Wärme, welches ich schon lange nicht mehr gespürt habe. Ich möchte Deinen Körper spüren, jedoch nicht geboren aus der fleischlichen Lust. Eher, um die Sicherheit in Deiner Nähe zu empfinden. Es ist ein sehr schönes Gefühl und ich sehne mich danach". Unverwandt sah sie ihm in die Augen, während sie verhalten und leise sprach. Ihre Fingerspitzen strichen dabei sanft über seinen Handrücken. Eneas verstand. Sacht zog er sie an sich und strich ihr über das Haar, während sie ihren Kopf an seiner Brust bettete. "Ich habe Dich gern, kleine Schwester", sagte er liebevoll, jedoch verhalten, mehr zu sich als zu ihr. Sie schmiegte sich an ihn.

Eine Weile saßen sie so noch am Feuer, schweigend, bis sich des Jägers Magen lautstark zu Wort meldete. Tamuriel zuckte zusammen und hob verschämt den Kopf. "Oh, ich war beinahe eingeschlafen. Du strahlst so viel Ruhe und Geborgenheit aus. Es ist schön in Deinen Armen. Dabei habe ich glatt vergessen, dass wir etwas essen müssten". Flink erhob sie sich und bereitete mit wenigen Handgriffen ein Mahl für sich und den Jäger zu. Das Fleisch war zwar schon etwas angekohlt, doch es schmeckte trotzdem köstlich und die beiden hatten einen ordentlichen Appetit.  Noch kauend hieltTamuriel plötzlich inne.  "Wieso nanntest Du mich vorhin Schwester"?

Eneas sah auf. "Ganz einfach. Eine Schwester ist eine sehr nahe stehende Person und körperliche Vereinigung mit derselben ist ein Tabu und verwerflich für uns Menschen. Eine Schwester kann man umarmen und beschützen, aber niemals das Lager mit ihr teilen".Die Elfe schluckte und schwieg eine Weile nachdenklich. "Bist Du Dir sicher, in mir nur eine Schwester sehen zu wollen"?  Eneas spürte den leichten Ton von Enttäuschung in ihrer Stimme schwingen.

"Ich denke schon, Tari. Ich würde es mir selbst nicht verzeihen, sollte ich Dir irgendwann einmal weh tun oder Dich verletzen.  Damit würde ich sicher Deine Freundschaft verlieren, die mir sehr wichtig ist". Lange blieb die Elfe sprachlos. Man sah ihr an, dass sie über das Gesagte nachdachte. Dann begann sie zu reden: "Ich glaube zu wissen, dass es Dich Überwindung kostet, in mir weniger eine Gefährtin als mehr eine Angehörige zu sehen". Würdevoll verneigte sie sich vor ihm. "Du bist ein kluger Mann, Eneas vom Schattenbach, und ich bin sehr gern Deine Schwester". Sie blinzelte ihm zu und ein verschmitztes Lächeln huschte über ihr Antlitz, das er sofort erwiderte. "Ich hoffe, ich kann Dir ein guter Bruder sein". 

Tara's TräneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt