Markt-Treiben

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Eneas erwachte neben dem erkalteten Feuer. Noch immer spürte er das leise Ziehen in seinen Leisten. Vorsichtig schaute er sich um. Merceas und Margy schienen noch zu schlafen. Leise erhob er sich und schürte in der Asche nach Resten von Glut. Bald schon knisterten die ersten Scheite wieder und die Flammen zuckten über das trockene Holz. „Eneas"?

Es war Cylia, der sich meldete. „Guten Morgen,mein Freund"! Der Jäger freute sich, das es dem Symbionten wahrscheinlich gut ging und fragte:„Schlaft ihr eigentlich auch"?

„Nein, diese Art der Ruhe ist uns fremd. Ich schöpfe meine Kraft aus Deiner Ruhe und brauche keinen Schlaf, wie Du es nennst. Jedoch, wenn Du unruhig oder entkräftet bist, so kann ich nicht von Dir zehren. Und heute Nacht warst Du sehr unruhig. Ich sah die Bilder in Deinen Träumen".

„Oh, Du hast mirbeim Träumen zugeschaut"?

„Es ließ sich nicht vermeiden. Du warst sehr aufgeregt".

„Dann verzeih mir bitte, aber gelegentlich suchen mich die Erinnerungen meiner Vergangenheit heim". Eneas schmunzelte vor sich hin.

„Sie scheint Dich sehr beeindruckt zu haben". Leichte Heiterkeit schwang in Cylia's Bemerkung.

„Wer"?

„Na,  diese Talimee"!

„Cylia, bitte! Talimee war meine Gefährtin, war mein Weib, war meine Liebe, und ich wäre für sie gestorben, wenn das Schicksal es so gefügt hätte". Das Herz des Jägers krampfte sich zusammen und er fühlte sich mit einem Male elend wie nie zuvor. Er hatte nicht bemerkt, dass er die letzten Worte laut gesprochen hatte, denn plötzlich schaute ein verschlafenes Gesicht mit zerzausten roten Haaren aus der Schlafnische der beiden Eheleute und musterte ihn zweifelnd. „Sprichst Du wieder mit dem Ding da auf Deiner Hand"? Eneas war wütend darüber, dass er die junge Frau geweckt hatte. Überhaupt war er schlecht gelaunt und so antwortete er schnippisch: „ Und wenn es so wäre? Könntest Du es ändern"? Gleich darauf bereute er diesen Satz, doch es war zu spät. Er konnte in ihrem Gesicht die Reaktion deutlich lesen und hörte die Worte: „Verzeiht mir, hoher Herr, dass ich es wagte, Euch zu dieser frühen Stunde anzusprechen. Doch bedenkt auch, das Ihr es wart, der mich geweckt hat und nicht ich selbst". Sie schwang sich vom Lager und gähnte herzhaft. Ein giftiger Blick aus ihren Augen traf den Jäger, der schuldbewusst zu Boden blickte. Dann schob sie ihn einfach beiseite und schürte im Feuer. „Ich habe es nicht so gemeint", murmelte er.

Mit einem Ruck war Margy hochgeschnellt und stand ihm nun, Angesicht zu Angesicht, gegenüber, den Schürhaken fest in der Hand. Fast berührten sich ihre Leiber und Eneas konnte ihre Wärme auf seiner Haut spüren. Er roch den Duft ihres Körpers und schloss für einen Moment überwältigt die Augen. Doch wagte er es nicht, sie auch nur mit einem Finger zu berühren. Als er die Augen wieder aufschlug fauchte sie ihn wütend an: „Dann überlege Dir künftig vorher, was Du sagen willst, Herr vom Schattenbach, und nun steh mir nicht im Wege herum. Vielleicht solltest Du einen Morgenspaziergang unternehmen, um Deinen Mut wieder etwas abzukühlen".

Erschrocken darüber, dass diese Frau zu einem solchen Zornesausbruch fähig war, trat er schnell einen Schritt zurück. „Entschuldige bitte, aber vielleicht sollte ich das wirklich tun, um meinen Kopf klar zu bekommen". Eneas wandte sich mit hängendem Kopf zum Gehen, als er ihre Hand auf seiner Schulter spürte. „Komm, bleib jetzt da! Du hast doch noch nichts gegessen. Du kannst dann immer noch fort. Aber lass Deine Laune nicht an mir aus, schon gar nicht so früh am Morgen! Da werde ich zur Harpyie". Sie grinste und auch Eneas konnte ob des Vergleiches ein Lächeln nicht unterdrücken. „Na siehst Du, so ist es schon viel besser"! Margy knuffte ihn mit der Faust vor die Brust. „Übrigens ist heute großer Markttag! Wenn Du willst, können wir nachher zusammen gehen. Natürlich nur, wenn Du möchtest". Sie schaute ihn erwartungsvoll an. „Na ja, mal schauen, bringt ja wohl Keinen um", erwiderte er.

Tara's TräneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt