Überrascht

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Seit dieser Begegnung waren etliche Monde über das Land gezogen und die Jahreszeit hatte sich gewandelt.  Auf den Feldern der Bauern begann das Korn zu reifen und in den Wäldern tummelte sich das Wild. Nach den Regengüssen der letzten Zeit führten die Flüsse und Bäche viel Wasser. Die Tage waren lang und warm.  Der Jäger war weit durch die Lande gekommen, stets rastlos,  Etwas zu finden, das er selbst nicht zu beschreiben vermochte. Viel hatte er gesehen, viele unterschiedliche Menschen kennengelernt und einige Kämpfe bestanden. Doch nichts hatte ihn davon abbringen können, seine Suche nach kurzer Zeit wieder aufzunehmen. Etwas trieb ihn stets wieder hinaus in die Einsamkeit der Wildnis, die sein zu Hause war und wo er sich frei und glücklich wähnte. Er verbrachte viele Tage damit, zu jagen und die Felle der erlegten Tiere aufzubereiten. Mit der Zeit wurde die Last auf seinen Schultern immer schwerer.

Eneas begab sich dann in die Nähe der menschlichen Siedlungen, um seine Felle an den Mann oder die Frau zu bringen. Der Jäger befand sich in einem immer wiederkehrenden Kreislauf, den er aus eigener Kraft nicht zu durchbrechen vermochte. So kamen und gingen die Tage ins Land, bis zu dem Zeitpunkt, da seine Schritte ihn wieder einmal aus einer kleinen Stadt hinaus führten. Eneas hatte reiche Beute gemacht und sie zu einem guten Preis verkaufen können. Selbst ein paar Goldmünzen klimperten nun in seinem Beutel. Doch der Ort war nicht sonderlich einladend gewesen und so hatte er sich nach Abschluss seiner Geschäfte schnell wieder auf den Weg gemacht.

Er hatte schon ein paar Meilen zurückgelegt und die Sonne stand hoch am Himmel. DerJäger hielt Ausschau nach einem schattigen Plätzchen, um sich eine Rast zu gönnen. In der Ferne gewahrte er ein kleines Wäldchen, das zum Ausruhen einlud. Also lenkte er seine Schritte in diese Richtung in Vorfreude auf den kühlenden Schatten der Bäume. Ein Glitzern zwischen den Stämmen ließ ihn aufmerksam werden. Als er nahe genug war, sah er einen kleinen See inmitten des Hains. Das klare Wasser lud zum Bade ein und Eneas überlegte, ob er nicht seine Kleider auf diese Weise ebenfalls mit säubern sollte. Doch etwas störte die Idylle. Es dauerte eine Weile, bis der Jäger begriff, dass es die kreisförmigen Wellen waren, die das Wasser bewegten und ihn aufmerksam werden ließen. Seine Neugier trieb ihn ans Ufer. Doch als er gerade das Unterholz verlassen wollte, wurde er der Kleider gewahr, die achtlos im Gras lagen. Jetzt konnte er auch das leise Plätschern hören und als er durch die Zweige lugte, sah er eine Gestalt im Wasser. Vorsichtig zog er sich in den Schatten der Bäume zurück, denn es war nicht seine Art, andere Menschen zu beobachten. Er warf noch einmal einen Blick auf die achtlos herumliegenden Sachen und etwas schien ihn daran zu fesseln, denn er konnte sich nicht davon abwenden. Einige kamen ihm bekannt vor, doch er vermochte sich nicht zu erinnern, wo und bei wem er dieses Hemd und auch die anderen Kleidungsstücke schon gesehen hatte. Inzwischen war die Gestalt im See soweit heran geschwommen, dass er mehr sehen konnte. Es war eine Frau.Sie zog ihr langes, flachsblondes Haar wie einen Schleier auf dem Wasser gen Ufer hinter sich her.

Eneas stockte der Atem und er zog sich erschrocken und verschämt noch tiefer in den Wald zurück. Er kannte sie. Der Jäger erinnerte sich an den Tag auf dem Marktflecken. Ihm fiel das kleine Zelt mit den zwei so gegensätzlichen Bewohnern ein. Es gab keinen Zweifel. Sie war es! Die Elfe Tamuriel. Eneas spähte umher,doch seine Augen erblickten weder ein Lager noch die kleine Gestalt der Zwergin. Inzwischen war die Frau ans Ufer gekommen und entstieg langsam dem Wasser. Eneas hielt den Atem an, wie, um sich nicht sofort zu verraten, doch er konnte den Blick nicht von ihr wenden. Die junge Frau reckte sich, wobei man ihre Gelenke knacken hörte. In dieser Stellung, beschienen von der wärmenden Sonne, war sie unvergleichlich schön. Ihr Körper war gestählt. Nirgendwo konnte der Jäger ein überzähliges Polster entdecken. Unter der Haut zeichneten sich wohlgeformte Muskelstränge ab. Doch was den Jäger erschauern ließ war ihre ausgeprägte Weiblichkeit, die sein Blut in Erregung versetzte. Sein Blick glitt über ihre festen Brüste zu ihrem flachen Bauch, ihre wohl geschwungenen Hüften hinunter auf jenen verheißungsvollen Flaum zwischen ihren Schenkeln und er spürte ein Ziehen in seinen Lenden. Die Elfe bot ihren nackten Körper den Sonnenstrahlen dar, welche ihre Haut trockneten. Sie präsentierte ihre vollendete Weiblichkeit der Natur,  jedoch nicht ihm, was ihn beschämte, da er sie dennoch ansehen und den Blick nicht von ihr lassen konnte.  Reglos stand sie da und genoss die Wärme der Sonne. Eneas wagte nicht, sich zu rühren.

Tara's TräneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt