Batih oder Basti ?

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Der Mann, welcher ihnen öffnete, sah furchterregend aus.

Riesige Blasen bedeckten Gesicht, Hände und Arme. Das Haar war zusammen geschmolzen und verklumpt, seine Kleidung zerfetzt, das Gesicht vor Angst und Schmerz verzerrt und in seinen Augen flackerte ein Blick, der dem Wahnsinn nahe war. Und doch war es die Stimme Merceas del Feurio's, die ihn anflehte. „Endlich, Eneas! Bitte hilf uns! Der Feuerengel..."

„Was ist passiert", wollte dieser wissen, doch der Hausherr konnte kaum sprechen. „Margy, sie hat..."! Von drinnen ertönte ein verzweifelter Schrei. Eneas musste handeln. „Pass auf das Mädchen auf", rief er noch. Dann stürzte er ins Haus. Doch in dem großen Raum war niemand. Alles war fein säuberlich aufgeräumt, auf demTisch stand ein kleiner Krug mit einem schmalen Hals der als Vase für ein paar trockene Blumen diente. Doch Eneas hatte keine Muße, darüber nachzudenken, denn eben erscholl wieder ein Schrei, in welchem Schmerz und Todesangst mitschwangen. Es war Margy. Sorge erfasste den Jäger. Fieberhaft glitt sein Blick umher. Von irgend wo her waren die panischen Schreie geklungen, doch er wusste nicht, aus welcher Richtung sie kamen. Im Stillen betete er, die Frau möge weitere Geräusche machen, auf dass er ihren Aufenthaltsort herausfinden könnte. Und tatsächlich klangen die Schreie erneut auf. Diesmal spitzer und höher, unterbrochen durch die wenigen Worte, die er vernahm. „Nein... ich will nicht... lass mich... au... aaahhh...nein"!

Fieberhaft suchte er und lief erneut zur Tür, den Hausherrn zu befragen. Auf halbem Wege rannte er an einem mannshohen Vorhang vorbei und dieser glitt plötzlich ein Stück zur Seite. Dahinter gewahrte der Jäger einen schmalen Durchbruch. Einige Stufen führten hinab. Nun wurde auch die Töne deutlicher und lauter. Mutig stürzte er sich in den schmalen Gang, nahm mehrere Stufen auf einmal und zog noch im Laufen sein Schwert. Steil fiel der Gang ab und führte in ein unterirdisches Gewölbe. Ein rötlicher Schimmer war plötzlich vor ihm und Eneas rannte darauf zu. Er war auf das Schlimmste gefasst, doch er musste Margy beistehen, die gerade wieder aus Leibeskräften schrie.

Der Gang erweiterte sich zu einem kellerartigen Raum, der nichts enthielt, außer einem kleinen Tisch in der Mitte und einem gemauerten Kamin an einer der Wände. Ansonsten war der Raum kahl und leer. Das Gewölbe war aus dem Erdreich herausgebrochen worden und man konnte noch deutlich die Spuren harter Arbeit an den Wänden erkennen. Wieder erklang ein nervenerschütterndes Geräusch und ein dumpfes Poltern war zu hören.Aus den Schreien der rothaarigen Frau war ein Wimmern geworden und der Jäger stürzte mit bangen Gefühlen in den Raum. Der Anblick, der sich ihm bot, ließ ihn abrupt stehenbleiben. In der Ecke nebender Feuerstelle kauerte Margy mit schreckgeweiteten Augen, in denen das blanke Entsetzen zu lesen war. Ihr Gesicht, sowie die Hände, Arme und Beine waren mit großen Brandblasen bedeckt. Der einzige Unterschied zu ihrem Gemahl bestand darin, dass ihr Haar nicht verbrannt war. Nun hockte sie mit zerrissenen Gewändern, vor Angst zitternd, in der Nische und starrte auf die kleine Gestalt vor ihr, die dem Jäger seltsam vertraut schien. Eine rötlich schimmernde Aura umgab den knabenhaften Leib und hüllte ihn vollständig ein. Sein Haar hatte die Farbe frischen Blutes. Es war der Körper eines kleinen Jungen, Ishilea's Bruders, und doch auch wieder nicht; denn aus seinem Rücken wuchsen ein paar flammend rote Flügel, die er jetzt allerdings eng an den Leib gefaltet hatte. Seine Haut schimmerte wie dunkles Kupfer und er bewegte sich zielstrebig auf die Stelle zu, an der die junge Frau kauerte. „Nein", kreischte Margy auf.

Doch das Wesen antwortete mit leiser Stimme: „Es wird nicht lange weh tun! Nur ein kurzer Schmerz, dann ist alles vorüber. Bitte, wehre Dich nicht! Es wird Dir nichts nützen und verlängert nur Dein Leiden.  Also sei vernünftig"!

N E I N"! Sie hatte Todesangst.

Eneas polterte in das Gewölbe und die Gestalt fuhr mit einem ärgerlichen Laut herum. „Hast Du noch immer nicht genug, alter Narr"? Das Wesen erstarrte für einen Moment doch dann glitt Erkennen über seine Züge. „Oh, wir haben einen neuen Gast! Warte einen Moment, Eneas. Ich bin gleich soweit, Dich gebührend empfangen zu können. Ich will nur noch diesen albernen Körper loswerden". Erneut drehte sich das Wesen um und wollte nach Margy greifen. „Lass sie in Ruhe", donnerte der Jäger und die knabenhafte Gestalt zögerte. Blitzschnell hatte Eneas begriffen, wer dieses Wesen in Wirklichkeit war, und dass hier etwas Unvorhergesehenes passierte. Der Flammende Engel war wieder zum Leben erwacht. Nur schien er oder sie mit dieserTatsache überhaupt nicht zufrieden zu sein. „Was willst Du dagegen tun, großer Jäger"? Blutig rote Augen sahen ihn an und Eneas spürte, wie sie von seinem Geist Besitz zu nehmen versuchten. Er musste handeln. „Lass diese Frau in Ruhe! Ohne sie wärst Du jetzt nicht existent, Batih! Du weißt, ich habe Dich schon einmal besiegt und werde es auch ein zweites Mal tun, wenn Du mir keine andere Wahl lässt". Mit diesen Worten hob er sein Schwert.

Tara's TräneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt