Sequenz 2

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„Mrs. Leslie, die Container stehen noch immer dort!", klang eine tiefe Stimme missbilligend durch das geschäftige Hangardeck. Etwas lauter und durchdringender als üblich, um sich über die Umgebungsgeräusche bemerkbar zu machen.

Leslie fuhr herum und schluckte nervös als der Vulkanier mit langen Schritten auf sie zu kam, eine der Augenbrauen mahnend angehoben. „Sir, entschuldigen Sie. Aber wir hatten gestern keine Zeit mehr sie fortzubringen und vorhin waren ..."

„Dann erledigen Sie es jetzt, Mrs. Leslie oder haben Sie jetzt auch jetzt ein Zeitproblem damit?", forderte Spock kühl, noch immer die Augenbraue angehoben und die Container missbilligend im Fokus seiner Aufmerksamkeit.

„Nein Sir, Ja Sir, sie sind in fünf Minuten verschwunden", beeilte sich Leslie zu versichern und hastete zu den Containern, bevor der Vulkanier sich ihr völlig widmete. Nach zwei Wochen täglichem Trubel und Umbau auf dem Schiff hatte sie kein weiteres Bedürfnis einer Konfrontation mit dem aalglatten Wissenschaftsoffizier, der das Hangardeck seit einigen Tagen offensichtlich als staub- und keimfreie Zone betrachtete.

Spock verschränkte die Arme auf dem Rücken und blickte sich prüfend um, während die Container von vier Wartungstechnikern in ihre Lager gebracht wurden. Er rief geistig den Dienstplan der Hangarcrew ab und konnte keinen Zeitmangel in ihm finden. Vermutlich hatte Leslie es schlicht vergessen oder verschoben. Menschen vergaßen häufig Dinge, oder neigten dazu Zeitpläne unangenehm flexibel auszulegen.

Spock hatte in seinen Jahren, die er nun unter Menschen lebte, zwar gelernt diesen Umstand nicht mehr als überraschend zu empfinden, jedoch konnte er es nicht tolerieren. In zehn Minuten würde das Shuttle mit dem neuen Captain eintreffen. Es war nicht akzeptabel, wenn noch Vorratscontainer auf dem Deck standen. Das begünstigte Unordnung und Zeitverlust in ihrem restlichen Zeitplan.

Er unterdrückte ein Seufzen, eine unangenehme Angewohnheit, die er immer öfter unterdrücken musste, seit er unter Menschen arbeitete. Ihre offenen zur Schau getragenen Emotionen waren ansteckend. Die vergangenen Monate mit der vulkanischen Delegation an Bord waren dagegen angenehm gewesen, gestand er sich ein. Die fünf Wissenschaftler hatten die Mission eines neuen rein vulkanischen Raumschiffes vorbereitet, das von Föderation und Raumflotte in den Dienst gestellt werden sollte.

Es sollte eine Forschungsmission werden, die zwar von der Raumflotte unterstützt wurde, jedoch aus rein zivilen Wissenschaftlern bestand. Die Intrepid würde eines der erste Schiffe sein, mit denen Vulkanier wieder in das Weltall zurückkehrten, nach fast fünfzig Jahren ohne eigenen oder nur auf Transport und Handel orientiertem Raumflug.

Ohne Interesse am Raumflug, fügte Spock gedanklich hinzu.

Dieses Interesse war offensichtlich in der Akademie der Wissenschaften nun wieder neu erwacht und die Delegation hatte ebenso erstaunlich seine Erfahrungen und Forschungsergebnisse der vergangenen zehn Jahre geschätzt und ihm ein Angebot gemacht, das er noch überdenken musste.

Die Abende in Gesellschaft mit Vulkaniern waren angenehm gewesen, obwohl er sich generell nicht immer wohl gefühlt hatte in der Gegenwart seines eigenen Volkes. Doch nach Jahren, in denen er sich gegen die chaotischen Emotionen der Menschen abgeschirmt hatte und sich nach Dienstschluss erleichtert in das Refugium seiner Kabine zurückgezogen hatte, waren abgeschirmte und kontrollierte Vulkanier fast eine Erholung gewesen. Sie hatten sich ebenfalls größtenteils von den Menschen an Bord ferngehalten und die Labors und Einrichtungen in der Nacht genutzt, wenn die meisten Besatzungsmitglieder schliefen. Etwas, das auch Spock in den Jahren an Bord der Enterprise bevorzugt hatte.

Sovak, der Führende der Delegation hatte ihn an einem Abend im Labor erstaunt gefragt, wie seine Disziplinen seit elf Jahren die ständige Anwesenheit gefühlsbetonter Wesen ertragen konnten und worin die Logik war diesen Ort als Arbeitsplatz zu wählen. Spock neigte häufig dazu, sich das ebenfalls zu fragen, doch betrachtete insgeheim das Studium der Menschen als eine intellektuelle Herausforderung.

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