Sequenz 23

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Als Kirk das Zimmer verlassen hatte und die Tür zu Pipers Büro die Stimmen dahinter ebenfalls verborgen hatte, lag Spock lange Minuten unbewegt im Bett der Krankenstation.

Seine Gedanken waren in Aufruhr.

Nachdem er für Minuten erfolglos versucht hatte die chaotischen Eindrücke zu sortieren, die über den kurzen Hautkontakt zu dem Menschen in seinen Verstand geflutet waren, archivierte er sie schließlich für eine spätere Meditation und verdrängte sie zunächst.

Er drehte sich vorsichtig auf den dumpf schmerzenden Rücken und konzentrierte sich auf eine gleichmäßige Atmung, so gut es zumindest seine noch immer schmerzenden Lungen zuließen. Die Kälte auf dem Planeten war bereits am Tag unangenehm gewesen jedoch kein Vergleich zu der schneidenden kalten feuchten Luft der Abendstunden, als die Einwohner ihn gewaltsam entkleidet hatten.

Spock wickelte sich etwas fester in die wärmenden Decken und konnte dennoch ein fröstelndes Zittern seines geschwächten Körpers kaum unterdrücken. Er verbannte die in rascher Folge empor quellenden Bilder seiner Gefangennahme rigoros aus seinen Gedanken. Das war nicht effektiv und Energieverschwendung. Er war hier, sicher und die Temperatur in seiner Kabine würde später angenehmer sein.

Ebenso benötigte er die Privatsphäre. Zu viele Eindrücke zehrten mittlerweile an seinen letzten Kräften und waren unsortiert in einem Teil seines Bewusstseins verstaut. Vieles, das nicht mehr lange warten konnte und einer eingehenden Meditation und Analyse bedurfte.

Der neue Captain und seine irritierende doch faszinierende Persönlichkeit und diese eigentümliche Fähigkeit seine sonst routinierten Kontrollen zu durchbrechen, die ständigen unangenehmen Konfrontationen mit dem ebenfalls neuen Ersten Offizier, die notwendigen Überlegungen über eine Versetzung. Die Intrepid mit ihrer rein vulkanischen Besatzung war dagegen eine verlockende Alternative, die in den vergangenen Wochen mehr und mehr in seinen Fokus gerückt war.

Spock blickte an die Decke über seinem Bett und verfolgte die Muster auf den Leuchtplatten mit den Augen um sich zu konzentrieren. Der Erste Offizier würde einen Eintrag in seine Personalakte machen. Vermutlich hatte er es bereits, wenn er effektiv arbeitete.

Er arbeitete jedoch nicht effektiv.

Doch Elf Jahre unter Menschen sagten Spock, dass Commander Mitchell in diesem Fall effektiv arbeiten würde.

Bereits wenige Tage nach seiner Ankunft hatte der Mensch ihm ein vollkommen irritierendes, indiskutables und von Spock natürlich abgelehntes Angebot zu intimen Annäherungen gemacht, das er nur hatte ablehnen können.

Danach hatte Mitchell nur noch Nachlässigkeiten oder Verfehlungen in seiner Arbeit gesucht und keine Gelegenheit ausgelassen seine Arbeit zu unterwandern. Menschen waren immer dann sehr effektiv, wenn es um das Erreichen persönlicher Obsessionen ging.

Zudem hatte der neue Captain die Erste Direktive verletzt, um ihn aus der kurzen und gefährlichen Gefangenschaft zu befreien und würde dadurch problematische Erklärungen an Starfleet liefern müssen. Er würde eigene Repressalien hinnehmen müssen. Es würde unweigerlich das beginnende Vertrauen erschüttern, das zwischen ihnen entstanden war.

Ein Umstand, den Spock durch seine eigene Nachlässigkeit verursacht hatte. Das war ebenfalls inakzeptabel. Er war zu langsam und unaufmerksam gewesen, verletzt worden und hatte dadurch den Erfolg der Mission gefährdet. Die Folge davon war, dass er für zwei Tage ausfiel. Das war ebenfalls inakzeptabel.

Er musste eine Entscheidung treffen. Seine frühere Entscheidung weiterhin auf einem Raumschiff mit Menschen zu arbeiten war offensichtlich falsch gewesen. Seine mentalen Kontrollen waren nicht mehr gewährleistet und er gefährdete dadurch den reibungslosen Ablauf auf dem Schiff. Er musste das Angebot und die Anfrage Sovaks sich auf die Intrepid versetzen zu lassen erneut überdenken und die nötigen Schritte einleiten es anzunehmen.

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