Kirk sah dem Vulkanier kurz nach, als sich die Turbolifttüren hinter ihm schlossen und blickte sich dann neugierig auf der Brücke um. Er traf den Blick des jungen Mannes, der noch immer in Haltung an der Konsole stand. Er war ihm auf der Stelle unsympathisch und Kirk mahnte sich, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen.
„Mr. ...?"
„Lt. Mull, Sir."
„Lt. Mull, darf ich fragen, was an Mr. Spocks Äußerungen Sie eben so in Erstaunen versetzt hat und .... stehen Sie bequem." Kirk war es langsam leid, dass jeder vor ihm Haltung annahm. Das war nicht sein normaler Stil aber es war zunächst angemessen, wenn man sich noch nicht kannte. Er war immerhin der neue Captain dieser Besatzung. Er notierte es sich gedanklich für die Besprechung, die in einer Stunde stattfinden würde.
Mull räusperte sich. „Wir docken in drei Stunden aus Sir. Das Kalibrieren und Einspielen des Systems dauert mindestens zwölf, wenn alles glatt läuft."
Kirk sah ihn fragend an und hob überrascht die Augenbrauen. „Sie meinen also Mr. Spock hat etwas falsches behauptet?"
„Nun ..." Mull druckste und sah zu Boden. „Mr. Spock ist gut Sir, vielleicht der beste aber ob er so schnell ist ... ?"
Kirk musterte den jungen Lieutnant. Irgendetwas an ihm gefielt ihm nicht, vielleicht die skeptische Art mit der er über einen vorgesetzten Offizier sprach. Irgendetwas jedoch sagte ihm, wenn dieser Vulkanier sagte sie würden es schaffen, dass es dann auch so war. Kirk wusste nicht woher dieses Gefühl kam, doch wenn seine Männer Vertrauen zu ihm haben sollten, so musste er auch ihnen vertrauen. Besser er begann gleich bei Mr. Spock damit. „Sie haben gehört was Mr. Spock gesagt hat? Lt. Mull?"
„Ja Sir."
„Wissen Sie im Detail auf welchen Grundlagen seine Einschätzung der notwendigen Zeit beruhen?"
„Nicht im Detail, nein Sir."
„Gibt es dennoch berechtigten Anlass an seiner Aussage zu zweifeln, ohne Kenntnis aller Details oder neigt ihr direkter Vorgesetzter dazu Zeitpläne falsch zu bemessen?"
„Nein, natürlich nicht, Sir, aber ..."
„Nun, dann schlage ich vor Sie schlucken Ihr 'Aber' hinunter und kümmern sich jetzt um Ihren Anteil daran, dass wir es schaffen. Wegtreten Lt. Mull."
„Aye Sir." Mull salutierte mit hochrotem Kopf und eilte zum Turbolift.
Kirk sah ihm leicht ärgerlich aber dennoch zufrieden hinterher und blicke sich erneut auf der Brücke um. Das Zwiegespräch war nicht unbeobachtet geblieben. Natürlich nicht. Er fing einen lächelnden Blick von Sulu auf und sah wie der Mann an der Kommunikation still in sich hineingrinste. „Meine Herren? Was belustigt Sie daran, wenn ich fragen darf?"
Beide Offiziere sahen sich unsicher an. Die Brücke war nachdem Mull und Spock fort waren und ebenso zwei Techniker gerade verschwanden wieder fast leer. Sie waren die einzigen Dienst habenden, die sich hier aufhielten. Schließlich stand Sulu auf. „Sir, bitte frei sprechen zu dürfen."
„Sprechen Sie frei, Mr. Sulu."
„Wenn Mr. Spock sagt, dass er es schafft, dann wird er das auch. Es wurde Zeit, dass das jemand Mr. Mull sagt, Sir."
Das Licht flackerte kurz, doch blieb dieses Mal an. Kirk sah beunruhigt zur Decke und nickte dann Sulu zu. „Ich hatte den Eindruck, das Mr. Mulls Vertrauen in seinen vorgesetzten Offizier etwas Auffrischung bedarf."
Kirk sah zum Kommunkationsoffizier, der einer Meldung lauschte. „Aber an Wunder glaube ich auch nicht mehr und mit dem technischen Latein eben konnte ich noch weniger anfangen. Warum also hat das Licht auf meiner Brücke geflackert?"
„Sie haben das System kurz offline genommen und das alte Betriebssystem eingespielt, Sir. Kein Grund zur Besorgnis, außer das Mr. Kelso vermutlich gerade die Wände des Maschinenraums hochgeht", meldete der Kommunikationsoffizier noch immer grinsend.
Kirk nickte dankend und sah wieder zu Sulu. „Stehen Sie bitte bequem Mr. Sulu und danke für Ihre Offenheit." Er drehte sich um. „Dann beginnt mein Dienst halt etwas eher also ... Komminikation: Geben Sie mir Mr. Spock, dann Mr. Kelso ... Mr.?"
„Lt. Jefferson - Kommunikation, Aye Sir ..." Der junge Mann betätigte einige Knöpfe und nickte dann zum Kommandosessel, den Kirk gerade neugierig musterte. „Mr. Spock für Sie."
„Auf Audio .... Mr. Spock?", fragte Kirk in die Luft.
„Spock hier. Captain?", kam die tiefe Stimme aus dem Brückenlautsprecher.
Kirk ging näher zum Kommandosessel und drehte ihn zu sich um das Interkom von dort zu aktivieren. „Mr. Spock, wird Ihre Arbeit andere Sektionen beeinträchtigen, abgesehen von den Energieschwankungen?"
Fast konnte Kirk bereits die hochgezogene Augenbraue erahnen ohne sie zu sehen, obwohl er diesen Mann erst seit einer knappen halben Stunde kannte. Als der Vulkanier antwortete, fiel Kirk erneut der warme und sonore Klang der tiefen Stimme auf. „Wir werden Schwankungen in der Energieversorgung haben Sir, jedoch werden diese Energieschwankungen von den Speicheraggregaten im Maschinenraum ausgeglichen."
„In Ordnung, danke Mr. Spock. Ich erwarte Ihren Bericht um 15.45 Bordzeit und gehe davon aus, dass Sie aufgrund ihrer Tätigkeit der Besprechung in einer Stunde fernbleiben müssen. Ich werde Sie dann anschließend informieren."
„Ja Sir. Spock aus."
Kirk wunderte sich kurz über die knappe Antwort, dann hatte er den Chefingenieur am Interkom.
„Kelso hier, ... Captain?"
„Mr. Kelso, aufgrund von Computerarbeiten die notwendig sind, wird es für einige Zeit Energieschwankungen geben. Stellt das für die Speicher ein Problem dar?"
Murmeln war im Hintergrund zu hören, dann antwortete Kelso. „Nein Sir, kein Problem nur ein notwendiges Übel. Wir werden uns darauf einstellen. Danke für die Nachricht."
„Gut. Kirk aus." Zufrieden beendete er die Verbindung. Kirk strich über das Leder des Kommandositzes und straffte sich dann. Er würde sich erst hineinsetzen, wenn sie aus dem Dock flogen. „Mr. Jefferson, ich bin bis zur Besprechung aller führenden Offiziere in meiner Kabine zu erreichen, wenn es brennen sollte. Mr Sulu, Sie haben die Brücke."
Jefferson und Sulu nickten. „Aye Captain."
Kirk warf noch einen Blick über den kreisrunden Raum, dann trat er in den Turbolift. Als sich die Türen hinter ihm geschlossen hatten strich er über die Wandpaneele. Mein Schiff, schoss es ihm durch den Kopf und als nächstes schob sich das Bild eines fast amüsiert guckenden Vulkaniers davor, der wartend in einer Lifttür stand und eine Augenbraue fragend hochgezogen hatte.
Erschrocken zog er seine Hand von der Wand fort und schüttelte den Kopf. Dieser Spock hatte ihn mehr beeindruckt, als er es bei anderen Vulkaniern erlebt hatte. Allerdings war es auch der erste, mit dem er mehr als nur Begrüßungsformeln gewechselt hatte. Dennoch, Spock war fast der Inbegriff der typischen, den Vulkaniern nachgesagten Reserviertheit, Arroganz und Steifheit.
Und doch umgab diesen Mann noch etwas anderes, das Kirk nicht in Worte fassen konnte. Noch nicht. Der Glanz in den dunklen Augen? Die Stimme? Beides oder noch etwas anderes? Kirk schüttelte verwundert den Kopf. Es war in jedem Fall nicht nur ein sehr interessanter und gut aussehender Mann sondern auch sehr gut in dem was er tat. Kirk war mehr und mehr gespannt ihn näher kennen zu lernen.
„Deck 5", befahl er dem Turbolift und die Kabine setzte sich in Bewegung.
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Star Trek TOS Sequenzen 1-29
FanfictionWie alles begann. Wie Kirk und Spock sich kennenlernten, Freunde wurden. Was geschah zwischen den Episoden? Was geschah vor, in und nach den Episoden? Eine "lose" Aneinanderreihung von Sequenzen zu TOS Folgen. Weitgehend in der richtigen Reihenfolg...