Chapter 7

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Keine halbe Stunde später erreichten Zoey, Terrence und Matilda das große Schulgebäude. Während die hübsche Brasilianerin bereits an der kalten Metall-Tür stand und diese für die Kinder aufhielt, wirkten die Jugendlichen wie eingefroren, mit einen ermutigenden Lächeln verabschiedete sich Zoeys Mutter und gab den beiden die Zeit, die sie benötigten.
Aus dem Augenwinkel nahmen die beiden Dunkelhäutigen das anfahrende Auto war, drehten sich leicht und blickten in die Gesichter ihrer Freunde. Max parkte den Wagen auf einen der freien Parkplätze und drückte das Fenster an der Fahrer Seite mit einem Knopf zu. Daraufhin stiegen sie aus und umarmten ihre Freunde, welche mittlerweile an dem Auto angekommen waren.

„Ist Francesco noch gar nicht da?", fragte Callie in die Runde, doch sie bekam keine Antwort abgesehen von den blicken, die ihre Freunde ihr schenkten. Sie wussten das er noch nicht da war, sie wussten es alle.
Die stille wurde durch die schillernde Schullklingel unterbrochen und die Freunde sahen sich nacheinander an. „Wir können nicht schon wieder auf ihn warten.", stellte die Brasilianerin fest und versuchte so ihre Freunde zum Aufbruch zu bewegen, doch Max und Callie blickten sie nur verdutzt an. „Ich glaube an einem solchen Tag, wird man unser zu spät kommen akzeptieren.", korrigierte Zoey sich mit schuldbewusstem Blick und lehnte sich niedergeschlagen an Max' Auto. Terrence stand leicht abseits der anderen und wippte nervös auf seinen Füßen hin und her.
Max hatte sich mittlerweile zu Zoey ans Auto gelehnt und verschränkte seine Arme vor der Brust, auch sein rechtes Bein überkreuzte das linke. Und während sie so dort standen, versuchte Callie noch immer eine Möglichkeit zu finden, sodass auch sie sich wohl fühlte. Immer wieder drehte sie ihren Kopf leicht panisch in alle Richtungen und zog die Schultern hoch zu ihren Ohren. Die Blicke der anderen folgten ihren Bewegungen, bis Max sich dazu entschied das Auto aufzuschließen und Callie die Tür öffnete. Dankend sprang sie herein und saß zusammengekauert auf dem Hintersitz. Überrascht stieß Zoey sich von dem Auto ab und gab Callie zu verstehen, dass sie rüber rutschen sollte. Nachdem genug Platz auf der Rückbank war, setzte Zoey sich zu ihrer Freundin und nahm sie in den Arm.

Als wüsste Max, dass die Mädchen Privatsphäre benötigten, schloss er die Tür und sprang auf die Motorhaube und legte sich, mit den Armen unter dem Kopf, auf die noch warme Fläche. Nach kurzer Zeit setzte auch Terrence sich zu seinem Freund und lies seine Beine gestresst baumeln.

Auf der Rückbank lagen sich die zwei übermüdeten Mädchen in den Armen. „Wovor hast du so angst Callie?", durchbrach Zoey nach einiger Zeit die Stille und löste sich leicht von der blonden Cheerleaderin, welche sie ansah, als hätte Zoey etwas Unmögliches gefragt.
„Wovor ich Angst habe?", wiederholte sie verwirrt und brach erneut an diesem Tag in Tränen aus. Zögernd nickte Zoey und sah sie tröstend an. „Alles! Es macht mir alles Angst." verzweifelt begann Callie die Stimme zu heben und rutschte weiter von ihrer Freundin weg. „Er wurde erschossen Zoey. Erschossen! Mit einer Waffe. Und der Typ läuft immer noch frei hier rum." sie stockte und wischte ihre Tränen aus dem Gesicht. „Was ist, wenn noch einer von uns stirbt, wegen demselben Täter?"
Es war das erste Mal das diese Frage von einen von ihnen ausgesprochen wurde, aber sie hatten sie alle schon im Kopf schweben.

Nachdenklich drehte Zoey eine Haarsträhne von sich zwischen den Fingern und biss sich leicht auf die Unterlippe, um nicht erneut in Tränen auszubrechen. Die Worte ihrer Freundin trafen sie wie die Kugel ihren Freund vor wenigen Tagen traf. Noch immer hatte sie das Bild auf ihren Augenlidern liegen und jedes Mal, wenn sie ihre Augen nur für einen kurzen Moment schloss, flackerte er wieder vor ihrem Auge auf.

Mit weit aufgerissenen Augen und einer flehenden Geste sprach Callie weiter. "Zoey, wann wird endlich jemand für Louis Tod bestraft?" erneut eine Frage, die Zoey nicht zu antworten wusste, stotternd und unsicher versuchte sie ihre Freundin zu beruhigen "Ich... Ich weiß es doch auch nicht, Süße. Aber wir müssen jetzt zusammenhalten und einen klaren Kopf bewahren. Wir werden den Täter schon finden und dann bekommt er seine gerechte Strafe aber gerade, in diesem Moment, können wir nichts tun, außer zu warten." Gebrochen fielen sich die zwei wieder in die Arme und Zoey blickte durch die Frontscheibe auf ihre restlichen Freunde, welche weiterhin auf der Motorhaube lagen und ebenfalls warteten. Sie mussten alle warten. Auf Francesco aber auch auf die nahe Zukunft, darauf das die Polizei einen Täter festnahm und die Anwälte ihn für immer hinter Gitter bringen würden.

Letters To HimWo Geschichten leben. Entdecke jetzt