Chapter 16

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Noch bevor Francesco den Motor abstellte, stürmte er schon aus dem Auto und platze in die Wache. Doch nach dem ersten Schritt in den kleinen Raum krachte er in die Arme von Chester, welcher den Jungen aufhielt: „Francesco beruhige dich, deiner Mutter geht's gut. Sie ist in meinem Büro." Er blickte in seine geröteten blauen Augen „Komm ich bring dich zur ihr."

Als die anderen vier in die Wache kamen, sahen sie nur noch, wie Francesco mit Chester in seinem Büro verschwand.

Schluchzend schloss er seine Mutter in die Arme, die mit blauem Auge und Blut unter der Nase auf dem Sessel in der Ecke saß. „Mom", flüsterte er und strich mit seiner linken Hand über die gerötete Wange seiner Mutter. Auch sie hatte feuchte Augen, doch versuchte sie die Tränen zurückzuhalten. „Was ist passiert?", fragte der Junge seine Mutter, kniete sich vor ihr nieder und nahm ihre Hände in seine. Chester räusperte sich und ließ sich dann auf seinem Bürostuhl nieder: „Deine Mutter hat angegeben, dass sie die Treppe runtergefallen sei." Allein an seinem Ton erkannte Francesco, dass Chester ihr nicht glaubte. Und auch er wusste, dass es gelogen war. Er wusste es besser als alle anderen. „Mom...", der Teenager blickte seiner Mutter in die feuchten Augen „Hör auf ihn zu beschützen. Sieh dir an was er dir angetan hat.". Vorsichtig tupfte er mit einem Taschentuch vom Tisch das Blut unter ihrer Nase ab und hielt es ihr vor die Augen. „Francesco, ich bin nur die Treppe hinuntergestürzt. Dein Vater wollte mir sogar einen Krankenwaagen rufen, aber ich habe ihm gesagt ich fahre selbst ins Krankenhaus.", erklärte sie weinerlich, woraufhin Francesco nur wütend aufschnaufte „Ja Mom. Ich weiß, wie es ist die Treppe runterzufallen. Ist mir schon öfter passiert.", warf er ihr unterbewusst vor, dass sie es all die Jahre zugelassen hatte, dass sein eigener Vater ihn misshandelte, aber sie hatte Angst und das wusste Francesco. Er selbst hatte auch immer Angst. Sogar in diesem Moment befürchtete er, dass sein Vater jeden Augenblick hier rein gestürzt kam und ihn bestrafte. Aber er hatte es leid Angst zu haben, er wollte sich und besonders seine Mutter schützen. Das bedeutete jedoch, dass einer der beiden endlich mit der Wahrheit ans Licht musste.

Der erfahrene Polizist erhob sich, zog seinen Stuhl um den Schreibtisch herum und setzte sich dann neben Francesco und seine Mutter, die es nicht wagte, den Kopf zu heben. „Mrs. Russo. Ich weiß, wie schwer es ist, sich gegen die eigene Familie zu stellen, aber sie müssen an ihre eigene Sicherheit denken und an die Ihres Sohnes.", begann er seine trainierte Rede, „Sehen sie sich Ihren Jungen an.", er zeigte auf Francescos Wunden und Hämatome, die sich über seinen gesamten Körper zogen. „Wenn Sie uns sagen, was wirklich passiert ist, können wir Ihren Mann verhaften, ein Annäherungs und Kontaktverbot aussprechen. Das bedeutet das sich ihr Mann", er drehte sich zu Francesco „Dein Vater sich euch bis auf einen bestimmten Radius nicht nähern darf.", erklärte er sachlich weiter. In Francesco kämpften zwei Dämonen; der eine bedacht auf Ehre und Familie und der andere auf Schutz und Sicherheit. Als außenstehender wüsste man sofort, was man zu tun hätte. Aber er war sein Vater. Sein Fleisch und Blut. Er hatte ihn all die Jahre großgezogen und ihn zu dem geformt, was er heute war. Wie konnte Francesco es mit seinem Gewissen vereinbaren, ihn zu hintergehen. Doch dann sah er seine Mutter wieder an.

„Er schlägt mich. Beinahe täglich", gestand Francesco. Es war das erste Mal, dass er dies ausgesprochen hatte und augenblicklich fühlte er sich schuldig, aber jetzt durfte er keinen Rückzieher machen. Der Polizist nickte und richtet sich dann an die Frau: „Mrs. Russo, hat Ihr Mann Sie auch des Öfteren Misshandelt?" Doch sie schüttelte energisch den Kopf. „Nein. Es war das erste Mal", flüsterte sie und strich über die tränenfeuchte Wange ihres Sohnes. Sie neigte den Kopf zur Seite und formte mit ihren Lippen eine Entschuldigung, ohne einen Ton zu sagen. „Wieso hat er Sie Heute geschlagen, Mrs. Russo?", erkundigte sich Chester und hielt Stift und Zettel bereit, um die Aussage zu notieren. Mit geschlossenen Augen wendete sich die verletzte Frau von ihrem Sohn ab und erzählte, was geschehen war: „Mein Mann hat Francesco gesucht. Doch ich wollte ihm nichts sagen, also hat er sich mein Handy geschnappt und die Nachricht gelesen." „Welche Nachricht?", unterbrach Chester. Daraufhin holte Francesco sein Handy hervor und zeigte dem Polizisten die Warnung, die seine Mutter ihm geschickt hatte. „Er hat mir nicht geglaubt, dass ich nicht wusste, wo er war."

Letters To HimWo Geschichten leben. Entdecke jetzt