Ein Tag nachdem ihr Freund angeschossen und als klinisch tot bezeichnet wurde, beschlossen die Freunde sich in ihrem Restaurant zu treffen. Es lag in der Coleman Street und war nur zwei Straßen von ihrer Schule entfernt, weshalb sie auch häufig da waren. Es war der Lieblingsort ihres geliebten Freundes und auch an diesem Tag war er in ihren Herzen mit ihnen dort, doch sein Stuhl, wo der große Sportler sonst immer saß, war an diesem Tag leer. So wie an allen folgenden auch.
Sie bestellten zu Essen, dass was sie immer aßen und schwiegen sich geraume Zeit nur an, bis es Francesco zu viel wurde. Er blickte durch die Runde und schüttelte verzweifelt den Kopf.
„Denkt ihr echt, dass ist, was Louis sich gewünscht hätte?", seine Stimme wirkte sauer, doch seine Tränen verrieten, dass er seinen Freund genauso vermisste, wie die anderen auch. Zoey legte ihre Gabel weg und schüttelte den Kopf. „Nein.", sie begann zu lachen und versuchte Callie ein wenig aufzumuntern, indem sie ihr in die Seite zwickte. Sie zuckte zusammen und schlug ihre Hand sanft weg. Max begann ebenfalls zu grinsen und warf Francesco ein Taschentuch zu, mit welchem er die wenigen Tränen in seinem Gesicht trocknete.Für Terrence wirkte alles so, als hätten sie ihren Schmerz vergessen, doch auch ihn steckte das Lachen irgendwann an und führte dazu das die fünf an dem Tisch lachten, das Essen ignorierten und für nur einen kurzen Moment wieder friedlich wirkten.
„Wisst ihr noch als Terrence und Louis das Wettessen gemacht haben?" Max zeigte auf seinen Freund und versuchte nicht erneut laut loszulachen. „Hey, das ist nicht lustig! Die Chilischoten waren echt scharf.", versuchte Terrence sich zu verteidigen, denn er verlor das Wettessen, nach nur einer Schote. „Du hast geheult!", brachte Callie es auf den Punkt. Und in diesem Moment akzeptierte er, dass man sich auf seine Kosten amüsierten, dass hatten sie alle nötig.Auch wenn das nicht die lustigste Erinnerung an Lou war, war es dennoch eine, die die Freundschaft innerhalb der Gruppe vertiefte. Gemeinsame Lachen, aber auch die Möglichkeit ernste Gespräche zu führen, war einer der Gründe, weshalb sie so gute Freunde waren. Es war einfach alles möglich, wenn sie alle zusammen waren.
Nachdem sich alle nacheinander beruhigt hatten, begann auch wieder das Schweigen und da wo Stille war, war Platz für Gedanken, diesmal waren es jedoch positive und die galten alle Lou.
Zoey wischte sich eine Träne aus dem Gesicht, bevor sie sich wieder ihren Freunden zuwand: „Lou... Lou und ich waren ein Paar." Die Gesichter fuhren teils langsam, teils aber auch ruckartig zu der aufgewühlten Brasilianerin. Lediglich Terrence gab mit einem Nicken zu verstehen, dass er bereits davon wusste.
„Was?", Max wirkte wie ein getretener Welpe. „Wieso? Also ich meine, wieso habt ihr das nicht erzählt?" Sie begann wieder zu weinen und sah ihn trauernd an. Ihre beste Freundin strich ihre wilden Locken aus ihrem Gesicht und nahm sie in den Arm.
„Wir sind erst vor drei Tagen zusammengekommen.", versuchte Zoey sich ihren Freunden zu erklären und gleichzeitig hatte sie Schuldgefühle, da sie die angenehme Stimmung zerstört hatte. Jetzt nickten alle und legten jeweils eine Hand auf den Tisch. Dieser kleine Händehaufen zeugte von Kraft und Freundschaft.Nach einer erneuten Stille Phase sah Francesco Terrence an und versuchte seinen Gedanken vor seinen Freunden zu verbergen, doch das gelang ihm heute nicht. „Was? Was möchtest du wissen?" „Hast du sie gehört? Ich meine das Gästezimmer liegt genau neben Zoeys Zimmer..." er machte Knutschgeräusche und verfiel wieder in ein pubertierendes Kind, zog seine Augenbrauen hoch und hüpfte leicht auf der Bank auf und ab. Zoey versetzte ihm einen leichten schlag in die Magengrube und sah ihn mit einem verwirrten Gesichtausdruck an.
Der Rest am Tisch begann wieder zu lachen und auch Zoey und Francesco stiegen danach wieder mit ein.
„Ich glaube Lou wäre glücklich, wenn er uns hier so sehen könnte. Er würde nicht wollen, dass wir in Trauer versinken." In einer melancholischen Stimme begann Max seinen Monolog. Seine Freunde versuchten offensichtlich sich so bequem wie möglich hinzusetzten, da sie wussten, dass wenn er einmal begann so zu reden, dass es dann auch länger dauern würde. „Sehr lustig, aber wirklich, er wäre stolz. Sein Tod wird nichts an unserer Freundschaft ändern. Ich glaube sogar, sie wird dadurch nur noch stärker und wir sind ihm eins schuldig." Seine Stimmenlage änderte sich zu einem Ton, den sie zuletzt auf der Schülersprecherwahl hörten. Es war der Ton, wenn er über etwas Ernstes sprach, was ihm am Herzen lag und was er den Menschen genauso wichtigmachen wollte, wie es ihm selbst war.
„Wir werden seinen Mörder zur Rechenschaft ziehen."
Worte, die Kraft besaßen, den Freunden Mut bereitete und zugleich machten diese Worte sie wütend.„Zoey, weißt du irgendwas?" Erwartungsvoll sahen vier Augenpaare auf die überrumpelte Schülerin. „Was? Denkst ihr, die Polizistentochter weiß was." „Ja" einstimmig nickten die Freunde ihre Frage ab.
Sie grinste „Na gut, also mein Vater hat mir nichts erzählt." Enttäuschung machte sich in ihren Gesichtern breit. „Aber, ich konnte ein Telefonat von ihm belauschen. Ich konnte zwar nicht alles verstehen, aber ich bin mir relativ sicher, dass sie im Schuppen eine Selbstschussanlage gefunden haben." „Das heißt es war niemand da, außer uns?" Callie atmete erleichtert aus. „Naja, also Dad meinte, dass sie fehlerhaft aufgebaut war, sodass sie per Hand oder über eine Fernsteuerung bedient werden musste." „Ist das nicht illegal?", diesmal richtete sich die Frage von Max an Callie, welche ihn beleidigt ansah. „Du denkst auch echt nur in Schubladen oder? Nur weil ich das Kind von Anwälten bin, heißt das nicht, dass ich mich damit auskenne." Ein Schmunzeln ging durch die Runde.
„Kannst du deine Eltern fragen?" Callie willigte ein und trank den letzten Schluck von ihrem Milchshake. Nachdem auch alle anderen ihre Getränke ausgetrunken hatten, bezahlten sie und verließen das Restaurant. Die Gruppe führten Francesco und Terrence an, danach folgten Zoey und die anderen Beiden.„Also zurück zu meiner Frage eben, hast du die beiden mal gehört?", stachelte Francesco den Sänger an, ihm schmutzige Geschichten zu erzählen, doch Zoey sprang auf seinen Rücken und gab ihm eine Kopfnuss, um vor weiteren unmöglichen Fragen geschützt zu werden. Der Italiener taumelte einige Schritte nach vorne und begann zu lachen, auch die anderen lachten und schüttelten den Kopf über Francescos Art. Am blauem Mercedes angekommen, warf der Italiener seine Freundin auf den Rücksitz und sprang auf der Fahrerseite ein. Neben ihm stieg die kleine blonde Teenagerin ein und steckte ihre Zunge aus, um Max zu provozieren, welcher eigentlich vorne sitzen wollte, stattdessen nahm er hinten mit Terrence und Zoey Platz.
Die fünfzehn Minütige Fahrt endete vor dem pompösen Haus der Anwälte, an welchem sie ausstiegen und Callie ins Haus folgten.
„Mom, Dad, ich bin wieder Zuhause.", rief sie Richtung Büro und schloss die Tür hinter ihren Freunden. Kurz darauf stand ihre Mutter im Flur und sah die Teenager freundlich an. „Ah, hallo ihr Lieben, wollt ihr etwas zu Essen haben?" „Nein danke Mrs. Minster. Wir waren eben im Jesses" „Ah, euer Restaurant.", lachte die ebenfalls blonde Frau. „Kann ich sonst etwas für euch tun?" „Ich glaube wir warten im Garten auf dich." verkündete Francesco und führte die anderen in den Garten. Callie und ihre Mutter sahen ihnen hinterher und begaben sich dann ins Esszimmer. "
„Ist es eigentlich illegal eine Selbstschussanlage im Garten zu haben?", wollte Callie von ihrer Mutter wissen, als sie sich gesetzt hatten. Ihre Mutter seufzte und hielt ihre Hand offen ihrer Tochter entgegen, sie ergriff sie und lächelte ihrer Mutter falsch an. „Callie, hör mal, dass was mit Louis passiert ist, ist sehr tragisch und dein Vater und ich werden den Täter, sobald er gefasst ist, hinter Gitter bringen." „Ich weiß, aber ist es illegal", hakte die Kleine nach. Ihre Mutter sah sie verzweifelt an „Sie sind grundsätzlich nicht verboten, aber der Schuss hat einen Jugendlichen getötet, ich glaube wir haben recht gute Chancen den Fall zu gewinnen" Callie dankte ihr und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Hey, Callie, versprich mir, dass ihr nichts in diesem Fall unternehmen werdet. Ihr seid immer noch Kinder.", rief sie ihrer Tochter verzweifelt hinterher, welche bereits die Tür zum Garten wieder geschlossen hatte.
Callie betrachtete die vollen Gartenstühle und machte es sich auf dem Schoß von Francesco bequem, welcher extra für sie vom Tisch weggerückt war.
„Also sie meinte, es sei nicht illegal." „Wie, das ist alles was du erfahren hast?", verständnislos starrte Max sie an und schlug mit seiner flachen Hand auf seine Stirn. „Na, das war doch deine Frage, dann drück dich das nächste Mal präziser aus"
Die fünf beobachteten sich gegenseitig und versanken wieder ins Schweigen. Doch die Gesellschaft tat ihnen allen gut. Sie lauschten den Vögeln und blickten hoch in den Himmel. Als dieser immer dunkler wurde, entschieden sie sich nach Hause zu gehen und verabredeten noch, morgen vor dem Krankenhaus aufeinander zu warten. Alle von ihnen wollten sich vernünftig von ihrem Freund verabschieden, welcher am nächsten Tag von den Maschinen befreit werden sollte.
Kaum eine Stunde später waren alle zu Hause, lagen in ihren Betten und die Einsamkeit begann wieder sie zu verschlingen.
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Letters To Him
Novela JuvenilAuf der Suche nach seiner leiblichen Mutter geraten Louis und seine fünf Freunde in die Schussbahn eines Mörders. Als einer der sechs nicht lebendig aus den Fängen des Mannes wiederkommt beginnt der Kampf um Gerechtigkeit, doch was ist, wenn es sow...