Chapter 1

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"Angst lähmt einen und hindert einem daran, zu dem besten Ich zu werden, welches man sein kann" ~Louis Sharon

Ein tragischer Schicksalsschlag sollte man meinen, oder doch der Wunsch nach der Wahrheit?

Es war Dienstag, 8 Uhr, die Schule begann. Die Räume füllten sich langsam mit schlagenden Herzen und wildes Gerede, und mitten in diesem Getümmel waren sie.
Louis, Callie, Max, Terrence, Zoey und Francesco. Die sechs. Sportler, Cheerleaderin, Schüler-Sprecher, Musiker, Künstlerin und Schauspieler. Auf der Beliebtheitsliste relativ weit oben und trotz ihrer Unterschiede waren sie Freunde, was wohl als größten Grund für den Neid der anderen galt. Sie lebten das Leben eines Stars und sie waren der Mittelpunkt der Welt, ihrer Welt, voller Geheimnissen, Ängsten und den Wunsch nach der Wahrheit.

Es war beinahe ein Flüstern was nur in dieser kleinen Runde zu hören war. Es war das flüstern des braunhaarigen Sportlers. „Freitag." Die anderen sahen ihn an, in ihren Blicken lag Mitgefühl und teils Angst, doch sie nickten. Sie wussten wovon er sprach. Doch sonst, keiner der anderen 19 Schülern im selben Raum würden diese kurze Information in den richtigen Zusammenhang bringen.
Es war der Tag an dem er sich seiner leiblichen Mutter vorstellen wollte.

*

Kaum ertönte die Klingel der Schule konnte man beobachten wie sechs Köpfe in dem vollem Raum ruckartig nach oben sahen.

In Callies braunen Augen blitzte etwas auf, was Angst symbolisierte.
Francescos Augen, so schön sie auch waren, strahlend blau, verrieten nie seine wahren Gefühle, die kannte nur er und in diesem Moment war es Neugier.
Sorge umspielte das tiefe braun des gefühlvollen Sängers, Terrence.
Max strahlte eine innere Ruhe aus, die von seinen Augen durch Ausdruckslosigkeit ausgedrückt wurde und Zoey strahlte. Es war Freude die ihre Augen zum Leuchten brachte und glänzend ihre dunklen Pupillen bedeckte.

In den Augen des Sohnes eines schwulen Paares, Louis spielte sich in diesem kurzen Zeitraum all diese Gefühle ab.
Angst, Neugier, Sorge, Ruhe und Freude. Und das galt diesem Tag.
FREITAG.

Während alle anderen Schüler bereits den Raum verlassen hatten und auf den Weg zu ihren Autos waren, saßen die sechs noch weiter so da.
Zoey war die erste, die die Initiative ergriff und aufstand, zu Louis rüberging und ihn von hinten in den Arm nahm. „Bist du aufgeregt?" Er drehte seinen Körper in ihrem Griff und sah hoch in ihr Gesicht. Mit glasigen Augen nickte er und setzte ein bedauerndes Lächeln auf. „Hey, wenn du sie nicht kennenlernen willst, musst du es doch nicht.", gesellte sich Terrence zu den zweien und legte seine braune Hand auf den Arm des verunsicherten Jungen.

„Ja, ist vielleicht auch besser so."
Mit diesem Satz hatte keiner von ihnen gerechnet, doch die kleine blonde Cheerleaderin machte keine Anstalten das es ein Witz sein sollte. Und langsam schlich sich leichte Wut in Louis hoch „Was soll das denn jetzt heißen? Ich dachte du wolltest das ich meine Mutter kennenlerne." Er zog seine dichten Augenbrauen zusammen, sodass sich dort eine kleine Falte bildete. „Ich glaube sie meinte das nicht so Lou, sie hat einfach nur Angst, das dir was passieren könnte, das sie dich zurückstößt, dich nicht wiedererkennt oder dich nicht kennenlernen möchte.", versuchte der helläugige Italiener zu schlichten. „Wow, das waren natürlich auch aufmunternde Worte." meldete sich wieder Zoey, welche mittlerweile ihren Kopf auf Louis Schulter abstützte. Der Italiener hob schützend seine Hände und setzte sich neben seinen besten Freund an den Tisch. Zusammen saßen sie noch eine Weile bis ein Schlüsselklirren die Aufmerksamkeit der Freunde auf deren Lehrer, welcher ungeduldig in der Tür stand, lenkte. „Kommt Leute, genießt das Wochenende, raus hier jetzt."

Er lächelte und machte eine ausladende Gestik, welche sie auch alle befolgten.
Doch kaum im Flur angekommen, blieb der große, braunhaarige Sportler stehen und blickte auf die Rücken seiner Freunde.
„Geht schonmal vor, wir kommen gleich nach.", sagte Max nachdem sie bemerkt hatten, dass sie einen von ihnen verloren hatten. Und erneut befolgten sie den Wunsch eines anderen, mit kurzen zögern setzten sie ihren Weg fort und ließen zwei von sich zurück, mit dem Gewissen, dass sie wieder kehren würden.

Letters To HimWo Geschichten leben. Entdecke jetzt