Langsam wurde der Himmel wieder hell und der schrille Lärm von den Weckern der Freunde weckten sie aus ihren unruhigen Schlaf.
Callie schlug ihre Augen auf und stellte den Wecker mit zitternden Händen aus, strich durch ihre Haare und warf die Bettdecke zur Seite.
Mit ihrer Pancake Schlafanzugshose ging sie ins Bad und nahm eine Dusche. Das warme Wasser prasselte auf ihr verschlafenes Gesicht und bei dem Gedanken an dieses Gefühl, erinnerte sie sich an den Abend, an welchen sie noch alle zusammen waren und nach dem Kino durch den Sommerregen nach Hause gelaufen waren. Damals war noch alles gut.Nur wenige Häuser weiter riss der Wecker den schlecht gelaunten Max aus seinem Schlaf. Er haute genervt auf diesen und trat in Boxershorts und T-Shirt vor dem Spiegel im Bad. Aus halb geschlossenen Augen blickte er in sein Gesicht. Seine braunen Augen funkelten in dem Sonnenlicht, welches durch das offene Fenster strahlte, seine Mundwinkel berührten beinahe sein Kinn und sein Gehirn fasste nur einen Gedanken. Heute würde er ihn nochmal verlieren und diesmal endgültig. Er würde Louis nie wiedersehen können.
Fünf Straßen weiter südlich klingelte der nächste Wecker und zwang Zoey dazu aufzustehen, sie war schon wach, so wie die halbe Nacht schon. Gähnend nahm sie ihre wilden Locken und quetschte sie durch ein Haargummi und befestigte ihren Zopf. Währenddessen schlüpfte sie in ihre weißen Schlappen und schritt mit ihrer kurzen Schlafhose durch ihre Tür und klopfte an die Wand daneben. Ein Raunen signalisierte ihr, dass Terrence wach war und sie setzte ihren Weg ins Bad weiter fort. Mit ihrer kalten Hand tastete sie ihre Augenringe ab und versuchte nicht wieder zu weinen. Sie hatten nur zwei Tage gemeinsam als Paar und dann war alles vorbei.
Mit einem Schlag ging die Tür auf und der neben sich stehende Junge stellte sich neben Zoey, legte seinen Kopf auf ihren Schultern ab und begann sich die Zähne zu putzen. Der Schlafmangel war ihm besonders anzumerken und auch der Schmerz, den er und auch alle anderen ertragen mussten.
Vom Universum gesehen, könnte man meinen die zwei wären Geschwister, ihre Haut hatte beinahe den selben afrikanischen Ton und ihre Locken waren sich ebenfalls ähnlich. Doch Terrence war Gast in diesem liebevollen Zuhause, während seine Eltern in der Antarktis, mit einem Forscherteam, den Fortschritt der Klima-Erwärmung analysierten.Der letzte im Bunde stand bereits an seinem Fenster und blickte hinüber zu dem leeren Zimmer auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Es war Lous Zimmer und sonst, wenn er um diese Zeit dort rüber sah, konnte er beobachten, wie der Sportler von seiner morgendlichen Sporteinheit nach Hause kam, aber schon die letzten zwei Tage war das Zimmer unbetreten. Nicht einmal seine Väter hatten seinen Raum betreten.
Der Italiener sah hinab auf seine Fäuste, welche mit Blut bedeckt waren, drehte sich um und starrte sein Spiegelbild im zersplittertem Spiegel an. Sein schwarzes Haar stand wild von seinem Kopf ab und sein Oberkörper war von kleinen Narben und blauen Flecken übersät. Sein Freund hatte ihn sonst vor seinem Vater beschützt, aber nun war er nicht mehr da und der Italiener versuchte einfach nur ungesehen aus dem Haus zu kommen.Keine halbe Stunde später standen die fünf vor den Krankenhaustüren und hielten einen kurzen Moment inne.
Callies, Max und Zoeys Eltern versammelten sich wenige Meter hinter ihnen und trauerten über den Verlust ihrer Kinder und Louis Eltern. Auch sie kannten den Jungen seit vielen Jahren und hatten ihn lieben gelernt. Doch den Anschein nach zu urteilen, wussten sie wenigstens, wie sie ihren Schmerz überspielen konnten. Zusammen marschierten sie zu dem dunkelgehaltenen Zimmer, im welchem der leblose Körper von Louis lag. Aus seinem Mund drangen Schläuche und seine Brust war verkabelt. Der Monitor neben seinem Bett piepste in teils unregelmäßigen Abständen vor sich hin. Die weiß, graue Decke wurde ihm bis unter die Achseln gezogen und seine Arme langgestreckt darübergelegt.
Louis Väter saßen in zwei Sesseln neben dem Bett und hielten die Hände ihres Sohnes. Thomas der ältere von den beiden Männern hielt seine andere Hand über seine Augen, damit niemand seine rot gequollenen Augen sah. Sein dunkelhäutiger Ehemann, Christopher flüsterte seinem Sohn etwas zu, was niemand sonst verstehen konnte. Als die beiden die Kinder bemerkte, richteten sie sich auf und ließen sie einen Moment allein mit ihrem Freund.Noch schlug sein Herz, nicht aus eigener Kraft, aber sein Blut wurde noch durch seine Adern befördert. Zoey setzte sich als erstes auf einen der Sessel und nahm die Hand ihres Partners, küsste sie und hielt sie an ihr Gesicht, so wie er das kurz vor seinem Tod getan hatte. Diverse Tränen rollten über ihre Wangen und landeten auf der Matratze. Das erste und letzte Mal flüsterte sie ihm drei Worte zu „Ich liebe dich."
Auch die anderen konnten die Tränen nicht unterdrücken und verabschiedeten sich nacheinander von dem starren Jungen.Einige Zeit später kamen die Väter und ein Arzt in den vollen Menschen befüllten Raum herein und baten die Kinder zu gehen. Sie folgten der Anweisung, doch spähten durch das Fenster zu ihrem Freund. Der Arzt leuchtete mit einer kleinen Lampe in Louis Augen und strich mit der Hand über seine nackten Füße. Nachdem er seine kleinen Untersuchungen abgeschlossen hatte, richtete er einige Worte an das Ehepaar, welche nur ungern zuhörten.
Und dann zog der Arzt den Schlauch aus seiner Brust und entfernte die Kabel von seiner Haut.
Der Monitor gab immer unregelmäßiger Töne von sich, bis letztendlich ein andauerndes Geräusch zu vernehmen war.Er war Tod. Und doch wünschten sich alle, dass alles nur ein Traum war und Louis bald mit seinem Skateboard um die Ecke gefahren kam, doch das blieb aus, lediglich die leere suchte sich einen neuen Wirt zum Leben.
Alle anwesenden kämpften damit, nicht schreiend auf den Boden zu fallen und vor Schmerzen und Trauer ebenfalls zu sterben.
Dabei spielten die verstörten Gesichter der Teenager so viele Gefühle wieder, die sie spürten. Neben Trauer und Schmerz, war auch Wut, Erschöpfung und Erleichterung zu sehen. Wut darüber, dass der Täter noch immer nicht gefasst wurde. Erschöpfung, weil der emotionale Stress den Teenagern an die Nieren ging und Erleichterung, weil sie wussten, dass sich ihr Freund nun nicht mehr quälen musste.Er wurde ins unendliche Universum geschickt.

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Letters To Him
किशोर उपन्यासAuf der Suche nach seiner leiblichen Mutter geraten Louis und seine fünf Freunde in die Schussbahn eines Mörders. Als einer der sechs nicht lebendig aus den Fängen des Mannes wiederkommt beginnt der Kampf um Gerechtigkeit, doch was ist, wenn es sow...