Außerhalb der geschlossenen Fenster der fünf Freunde sangen die Vögel ihre Morgenlieder, doch auch nachdem die Wecker versucht hatten sie zu wecken, lagen die Jugendlichen noch immer unter ihren Decken und wollten nicht aufstehen.
Während Callie noch immer ihren Augen fest zusammendrückte stützte sich der verletzte Italiener auf seinen linken Arm, blickte seine beste Freundin an und wartete darauf, dass sie aufwachte. Und als hätte die kleine Blonde seinen Wunsch erhört, öffnete sie langsam ihre Augenlider und erschrak als sie in die strahlend blauen Augen von Francesco blickte.
„Spinnst du? ", fragte sie mit ihrer Hand noch immer auf ihrer Brust liegend, während sie geschockt ausatmete. „Warum starrst du mich an?". Schon leicht beschämt schüttelte Francesco nichts wissend den Kopf und blickte dann in die entgegengesetzte Richtung.
Kaum drehte er sich weg, wurden Callies Gesichtszüge sanfter und sie suchte den Blickkontakt mit dem Italiener. „Wie geht es dir? ", wollte sie von ihm wissen, während sie seinen Kopf wieder in ihre Richtung drehte, sodass sie sich wieder anblicken konnten. „Besser..." Er stoppte kurz und lächelte sie an. „Es tut mir leid, ich weiß auch nicht, wie ich auf so eine dumme Idee gekommen bin. ", sprudelten die Worte beinahe aus seinem Mund.„Ja, wenn du es nicht weißt, wer denn dann? ", sie spürte wie die Wut die sie letzte Nacht verspürt hatte wieder in ihr aufstieg und starrte ihn nun an. „Man Callie, sei nicht sauer auf mich. Bitte.", manipulativ schob er seine Unterlippe vor und klimperte mit seinen dunklen Wimpern. „Ich hasse es, wenn du sauer auf mich bist.", spielerisch pikste Francesco mit seinem Finger in ihre Seite und brachte sie so zum Lachen.
„Man hör auf, ich bin wütend auf dich", versuchte Callie zu sagen, während sie schmunzeln musste, doch auch vom Universum aus konnte man sehen, dass ihre Wut langsam verschwand. „Bist du nicht. ", bestimmte er dann und setzte ein überlegenes Lächeln auf.Während die beiden für kurze Zeit die vergangenen Tage ausblendeten und sich gegenseitig ärgerten, stand Max bereits vor seinem Schrank und blickte hinein, ohne nur einen Muskel aktiv einzusetzen, um irgendwas aus dem Schrank zu holen. Seine Schultern hingen runter und sein Kopf war eingezogen, sodass es aussah als würde ein durchsichtiges Band seinen Oberkörper zu Boden ziehen. In Wahrheit war dort keines, lediglich der Schmerz der ihm seine Kräfte nahm. Seine hellen Augen waren leicht rot unterlaufen und die dunklen Augenringe verrieten eine erneute schlaflose Nacht.
Auf seinen feuchten Wangen glänzte das Licht, welches durch sein Fenster in sein aufgeräumtes Zimmer fiel und sein Mund war leicht geöffnet, sodass er zitternd Luft ein und ausatmen konnte. Er fühlte sich allein gelassen, er versuchte einerseits für seine Freunde da zu sein und als eine tragende Stütze für die gruppe zu dienen, doch gerade in diesem Moment wünschte er sich nichts mehr als seinen Toten besten Freund neben sich stehen zu sehen. Doch niemand war dort. Er war allein in dem großen Haus und wartete darauf, dass jemand ihm die Hand reichte und ihn aus dem tiefen Loch zog, doch es kam niemand.Währenddessen lag Terrence mit dem Gesicht auf dem Kissen in dem Gäste Bett von Zoey's Familie und lauschte den Worten, welche leise neben seinem Ohr aus seinem Handy tönten. Diese vertraute Stimme brachte ihn zum Lachen, oder zumindest zum Lächeln. Er versuchte sich an die schönen Momente zu erinnern und nicht an den Fakt, dass Louis nicht mehr bei ihnen war.
Immer wieder drückte er auf dem replay button und nahm Louis Worte in sich auf. „Hey Mann, alles klar? Ich wollte dir mal was sagen, ich weiß nicht vielleicht weißt du es auch schon. Also... Naja. Ach ich sag es jetzt einfach. Zoey und ich sind endlich zusammen, Mann. ENDLICH.", jedes Mal, wenn er seinen Freund glücklich lachen hörte, musste er selbst lächeln. Bereits Monate vor seinem Tod hatte Louis versucht eine Beziehung mit der feurigen Brasilianerin aufzubauen, doch sie hatte ihn zuvor immer abgewiesen und als sie letztendlich doch ihre Gefühle akzeptierte, dauerte es keine fünf Minuten bis Louis versucht hatte Terrence zu erreichen. Und jetzt konnte er sich die Nachricht jederzeit anhören, immer dann, wenn er das Gefühl hatte Louis ein Stück weit zu vergessen.
Den Gedanken, dass sie Louis je vergessen würde, kam Zoey nie in den Sinn, denn dafür hat sie ihn zu sehr geliebt. Seine braunen Locken, die wild von seinem Kopf abstanden, die braunen Reh Augen, die von weitem vertraut und loyal wirkten, seine Lache, die perfekt klang, seine Leidenschaft für Sport und seine lebensfrohe lustige Art, die jeden anstecken konnte. All diese Dinge könnte sie nie vergessen, egal wie sehr sie es wollte.
„Dad?", fragte Zoey ihren Vater durch die leicht geöffnete Tür seines Büros und blickte ihn mit Tränen in den Augen an. „Komm rein Schatz."
Er versuchte ein aufmunterndes Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern doch er scheiterte, als er den Schmerz seiner Tochter sah.
„Habt ihr seinen... Mörder gefunden?", wollte sie wissen als sie sich zu ihrem Vater gesetzt hatte und musste mit jedem Wort den Kloß im Hals herunterschlucken. „Zoey...", begann Mr. Kaluka, doch seine Tochter unterbrach ihn augenblicklich. „Nein Dad, hör auf. Ich habe es satt immer nur zu hören, dass ich mich daraus halten soll, er war mein Freund." „Was möchtest du denn von mir hören Zoey? Alles was ich weiß, würde dir auch nicht helfen Schatz.", versuchte er sie zu beruhigen, aber im innersten wusste er das es zwecklos war. Mit großen flehenden Augen fixierte Zoey den großen Mann vor sich und ließ ihn keine Sekunde aus den Augen während er um seinen Schreibtisch ging und sich dann vor Zoey auf die Tischkante setzte.
„Na schön, ich bezweifle das dir das weiterhilft, und es darf auch niemand erfahren, dass ich dir das jetzt sage, hast du das verstanden?" Zoey nickte und wartete darauf, dass ihr Vater weitersprach. "Wie es scheint ist der Hausbesitzer auch der Käufer der Selbstschussanlage, also haben wir seinen Namen." „Und?", mit hoch gezogenen Augenbrauen sah sie ihren Vater erwartungsvoll an. „Zoey ... ", mahnend versuchte Mr. Kaluka seine Tochter daran zu erinnern, dass er nichts Weiteres sagen durfte, doch auch jetzt hielt er seine Worte für nutzlos. „Du weißt genau, dass ich dir den Namen nicht sagen darf." „Papa?", flehend legte sie ihren zitternden Händen auf sein Bein und starrte ihn an.
„Zoey Nein ich darf ihn dir nichts sagen."„Warum ist er noch nicht verhaften, wenn ihr wisst wer er ist?"
„Es ist nicht so leicht, verstehst du das? Wir suchen ihn noch. Er wird sich abgesetzt haben, oder umgezogen sein jedenfalls war er schon länger nicht mehr in seinem Haus."
„Ich verstehe das nicht, wie kann dieser Mörder noch frei da draußen rumlaufen? Was ist, wenn noch jemand stirbt wegen ihm? Callie, Max, Terrence, Francesco oder ich!", verzweifelt stütze sie ihren Kopf mit ihren Händen und schluchzte in diese hinein. "Das werde ich nicht zu lassen. Zoey, vertrau mir, wir tun alles um euch und auch andere vor diesem Mann zu schützen. Wir haben überall im Land ein Fahndungsbefehl für den Täter, sobald er eine Grenze übertritt wissen wir das und können ihn verhaften.", erklärte der Polizist beruhigend und legte seine Hand tröstend auf den Rücken seine Tochter. „Wird er dann auch verurteilt?" „Das weiß ich nicht. Aber ich schätze die Chancen stehen da ganz gut." Verzweifelt warf sich Zoey in die Arme ihres Vaters und weinte in seine Brust hinein, wie auch an dem Tag im Krankenhaus.
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Letters To Him
Teen FictionAuf der Suche nach seiner leiblichen Mutter geraten Louis und seine fünf Freunde in die Schussbahn eines Mörders. Als einer der sechs nicht lebendig aus den Fängen des Mannes wiederkommt beginnt der Kampf um Gerechtigkeit, doch was ist, wenn es sow...