Beim ersten Klang des anbrechenden Morgens in Form eines Vogels, schlug Max seine Augen auf und fasste augenblicklich an seinen Hals. Es war mittlerweile drei Monate her, aber jede Nacht füllte Max die eiserne Klinge an seinem Hals als wäre er wieder in den Armen von Carson. Doch heute sollte sich alles ändern. Denn heute war der Tag an dem Carson, der Mörder von Louis, endlich verurteilt werden sollte und sein Leben hinter Gitter startete. Mit diesem Gedanken quälte Max sich aus dem Bett und vergewisserte sich, dass an seinem Hals nichts zu sehen war. Sein Spiegelbild sah erschöpft aus aber an seinem Hals erinnerte nichts an das Geschehene, weshalb der Junge zu seinen Klamotten griff und im null Komma nichts fertig angezogen am Frühstückstisch saß. Während er bereits die ersten Bissen vom Brot nahm, lag Francesco noch immer in seinem Bett und starte an die Decke. Seit sein Vater verhaftet wurde, konnten sie sich das große Haus gegenüber von dem von Louis nicht mehr leisten und waren gezwungen in einem kleinen Haus, weit abseits von seinen Freunden zu leben. Aber das schwächte ihre Freundschaft kaum. Das bewies ihm die kleine blonde Cheerleaderin die noch seelenruhig in seinem Arm schlief. Zufrieden platzierte der Italiener vorsichtig einen Kuss auf ihrer Stirn, wodurch sie mit einem glücklichen Lächeln verschlafen wach wurde. „Guten Morgen.", raunten sie beinahe zeitgleich, während Terrence sich kaltes Wasser in sein Gesicht warf, um den letzten Schlaf aus seinen Knochen zu verjagen. In seinem Gesicht erwischte man etwas aufblitzen, was an Vorfreude erinnerte und wenn man aus dem Universum auf Zoeys Haus hinab blickte, wusste man auch genau warum. Ein junger Mann, im selben Alter wie die Fünf; einer, der den Toten gut kannte, näherte sich dem Haus und klopfte zögernd an der Tür. „Mike?", öffnete Zoey dem Footballspieler überrascht. Und kaum blickte sie in sein Gesicht, erinnerte sich die Brasilianerin, wie sie ihm vor noch wenigen Monaten das Trikot ihres Freundes in die Hand gedrückt hat. „Hey Zoey...", begrüßte er sie mit belegter Stimme. Doch nachdem er sich geräuspert hatte fuhr er fort: „Ich wollte Terrence abholen. Er hat mich gefragt, ob ich ihn ins Gericht begleite". Noch bevor Zoey etwas erwidern konnte, presste Terrence sich an ihr vorbei und drückte Mike übereifrig einen Kuss auf die Lippen. Im gehen ruft Terrence noch über seine Schulter, dass sie sich später sehen würden und verschwand dann. Schon fast überfordert lächelte Zoey den beiden hinterher und zog sich dann selbst um.
Nach einiger Zeit betraten die Teenager einer nach dem anderen den Gerichtssaal und setzten sich auf die Bänke. Sie grüßten sich zwar kurz aber sonst richteten sie kaum Worte aneinander. Es war seltsam das Ganze von oben zu betrachten. Die Fünf, die sonst so enge Freunde waren, schwiegen sich nun beinahe an. Natürlich waren sie noch Freunde und füreinander da, aber es hatte sich einiges geändert seit Louis nicht mehr da war. Sie sahen sich nur noch halb so oft und führte nur halb so tiefe Gespräche aber die Liebe, die war noch so stark wie immer. In dem Raum wurde es immer lauter und die Stimmen der vielen Leute hallten übereinander. Es waren viele Mitschüler von Louis, wie auch viele interessierte Bürger vor Ort und warteten darauf, dass der Richter den Prozess endlich begann.
Nachdem der gefesselte Verdächtigte auf seinen Stuhl gesetzt wurde und der Richter das Öffnungsplädoyer gehalten hatte, begann nun endlich Stille im Raum einzukehren. Wie im Film spielte sich das Geschehene vor den Augen aller anwesenden ab und erzeugte verschiedenste Reaktionen. So waren einige überrascht, andere wütend, manche trauerten und wenige wiederum schienen unbeeindruckt von den Aussagen der Betroffen. Zumindest so lange bis Mrs. Forbes in den Zeugenstand gerufen wurde. Nach Monaten der Verwirrung und den Wunsch nach der Wahrheit, trat diese nun endlich ans Licht.
„Mrs. Forbes woher kennen Sie den Angeklagten", begann Mr. Minster, Callies Vater, die Befragung. Luke wurde von Louis Vätern angeheuert sie vor Gericht zu vertreten. Und der selbstbewusste Mann strahlte eine innere Gelassenheit aus, die einem das Gefühl gab, dass sie den Fall bereits längst gewonnen hätten. Zoeys Blick richtete sich auf die Frau, welche zögernd begann zu erzählen „Ich habe Jim Carson vor zwanzig Jahren im Büro kennengelernt als ich gerade meine Führungsposition begonnen habe. Ich habe damals viel Geld geerbt von meinem Vater, der nach langer Krankheit gestorben ist." Sie wirkte so viel klarer und wacher als noch auf der Beerdigung. Ihr Blick lag finster auf dem Mann über den sie redete und ihre Hände lagen ruhig auf ihrem Schoß. Carson anschauend setzte Luke die Befragung fort: „Und wusste Jim Carson von Ihrem Vermögen?" Ohne auch nur zu zögern, nickte Mrs. Forbes energisch: „Durchaus. Er war ein ehemaliger Angestellter meines Vaters. Als dieser Verstorben war, wurde er entlassen. Aber das habe ich erst Monate nachdem wir zusammen gekommen sind erfahren." Ein verständnisvolles Raunen ging durch die Reihen. „Mrs. Forbes können Sie uns beschreiben wie Ihre Beziehung zueinander war?" Kurz sackte sie wieder in sich zusammen und erinnerte an die benommene, unter Drogen gesetzte Frau, aber so blieb es nicht lang. Nach bereits kurzer Zeit fasste sie Mut und erzählte: „Anfangs haben wir uns sehr gut verstanden und sind uns schnell näher gekommen. Ich weiß nicht ob er mich wirklich mochte oder das alles nur gespielt hat, um an mein Geld zu kommen.", sie blickte verstohlen zu Carson, aber dieser starrte nur auf seine gefesselten Hände. „Auf jeden Fall haben wir bereits nach, damals sehr glückliche, drei Monaten geheiratet und einige Jahre später kam unser Sohn Simon zur Welt." Durch den Raum schreitend hackte Mr. Minster nach: „Und Simon ist das heutige Opfer Louis Sharon, korrekt?" Bei dem Klang seines Namens zuckte Zoey zusammen, sie hatte die gesamte Zeit beinahe nur halb zugehört und seinen Namen zu hören versetzte ihr einen Stich ins Herz. Sie hatte sich damit abgefunden überall Bilder von ihm zu sehen. In der Schule an seinem Spint hing eins, in ihrem Zimmer hatte sie ein kleines Foto im Nachttisch versteckt und auch hier im Saal stand eins auf einer Staffelei. Sein Lächeln fehlte ihm, sein Aftershave, seine Stimme die leise in ihr Ohr flüsterte. Sie vermisste alles.
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Letters To Him
Teen FictionAuf der Suche nach seiner leiblichen Mutter geraten Louis und seine fünf Freunde in die Schussbahn eines Mörders. Als einer der sechs nicht lebendig aus den Fängen des Mannes wiederkommt beginnt der Kampf um Gerechtigkeit, doch was ist, wenn es sow...