11 - Du, wer sonst?

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Auch um 2 Uhr morgens saßen wir noch im Park. Die Jungs hatten genug Alkohol besorgt um eine ganze Kleinstadt zu versorgen und doch hatten wir alle schon mehr als die Hälfte vernichtet. Jay hielt eine der leeren Flaschen hoch.

„Wie wärs mit Wahrheit oder Pflicht gemischt mit Flaschendrehen?", er grinste in die Runde.

„Und du bist ganz sicher keine 13 mehr?", fragte Lora lachend und lehnte sich an mich.

„Jaja du Langweiler, was für dreckige Geheimnis hast du zu verstecken?", grinst er sie an.

„Keine", gab sie zufrieden zurück, „ich hab ne weiße Weste, was man von dir nicht behaupten kann."

Jay legte die Flasche in die Mitte des Tischs und drehte. Als diese auf Kol zeigte verdrehte der braunhaarige seine Augen.

„Natürlich", murmelte er und trank einen Schluck von seinem Bier.

„Wahrheit oder...", fing Jay an und wurde auch gleich mit einem „Wahrheit" von Kol unterbrochen.

„Langweilig aber okay", er überlegte kurz, „Liebst du sie noch?"

Kol sah seinen besten Freund einen Moment ungläubig an und auch Lora schien nicht zu glauben was Jay gesagt hatte. Mein Blick hing an Kol und mein Herz schien einen Schlag ausgesetzt zu haben.

„Tu ich", kam es nach einer halben Ewigkeit.

Er sah kurz zu mir, trank nochmal und drehte dann die leere Flasche. Sie zeigte auf Aiden.

„Wahrheit", kam es von ihm ohne das man fragte.

Kol musterte ihn kurz und fing dann an zu reden: „Was wird das mit meiner Schwester?"

Alle sahen zu Aiden und warteten auf seine Antwort, selbst Lora schien Angst vor der Antwort zu haben, denn sie griff nach meiner Hand.

„Ich mag sie wirklich und hoffe sie mag mich genauso", murmelte er vorsichtig.

Wieder musterte Kol ihn: „Wenn du ihr weh tust brech ich dir alle Knochen."

Aiden schluckte schwer und nickte dann schnell, bevor er die Flasche drehte und er diese nicht mehr aus den Augen ließ bis sie stehen blieb.

„Pflicht", kam es von mir als die Flasche auf mich zeigte.

Aiden nahm eine 0,1l Flasche Jägermeister und stellte sie vor mich, wissend das ich das Zeug über alles hasste.

„Du musst die auf Ex trinken."

„Du stehst auf meiner Liste", drohte ich ihm, öffnete die Flasche und fing an zu trinken.

Ich spürte die Blicke meiner Freunde auf mir und auch Devin schien mich dabei genau zu beobachten. Als die Flasche endlich leer war dachte ich für einen Moment es würde mir gleich wieder rauskommen. Lora hielt mir bereits eins dieser Biergemische hin, das ich fast genauso schnell trank nur um den Jägermeister nicht auszuspucken.

Jetzt drehte ich die Flasche und diesmal zeigte sie auf Lora, die gleich ein „Pflicht" rausschrie bevor ich selbst merkte bei wem das Glasding stehen geblieben war.

„Du musst jedesmal wenn jemand Wahrheit nimmt einen kurzen trinken", ich stellte ihr ein Glas hin, „bis du zum dritten mal dran bist."

Sie funkelte mich einen Moment böse an, drehte dann aber die Flasche.

„Wahrheit oder Pflicht Devin?", fragte sie.

„Wahrheit", grinste er und Lora trank ihren ersten Kurzen.

„Wieso bist du in diese Gegend gezogen?"

„Ich hab hier früher mal gewohnt, ist ne ganze Weile her aber naja", beantwortete er ihre Frage.

Wir saßen die ganze Nacht dort und spielten. Erst als der Himmel sich wieder rosa färbte beschlossen wir nach Hause zu gehen. Die leeren Flaschen landeten in den Mülleimer und die vollen nahmen die Jungs wieder mit. Kol hatte sich bereit erklärt mich nach Hause zu bringen bevor Devin was sagen konnte und so war es nun.

Kol lief neben mir die Straße entlang, wir hatten kaum ein Wort geredet seit wir am Park losgegangen waren.

„Wer war mit der ersten Frage gemeint?", fragte ich ihn.

„Du, wer sonst?", murmelte er und sah sich etwas um.

Ich blieb stehen und sah zu meinem Ex, der erst nicht merkte das er alleine weiter ging. Kol drehte sich um und sah zu mir.

„Ich bitte dich, es ist kein Geheimnis das du mir was bedeutest", murmelte er.

„Nein, aber ich dachte nicht das du mich noch liebst."

„Maia, du warst meine erste große Liebe", erklärte er, „irgendwie werd ich dich immer lieben. Mach da kein großes Ding draus."

Ich nickte etwas: „Du warst auch meine."

Jetzt nickte er: „Das macht es nicht komisch."

„Okay", ich fing wieder an zu gehen.

„Du vertraust ihm oder?", fragte Kol.

„Irgendwie schon", antwortete ich, „wieso fragst du?"

„Weil er fremd ist. Keiner hier weiß was über den Kerl. Keiner kannte je einen Devin."

„Du denkst er lügt?", fragte ich ihn.

„Ich denke du solltest vorsichtig sein", er blieb vor meiner Haustür stehen, „und ihm vielleicht nicht alles von dir erzählen ohne was über ihn rauszufinden. Wer weiß was ihm schlimmsten Fall mit dem Kerl ist."

„Und was wäre dein schlimmstes Szenario hier für?"

„Das er aus dem Gefängnis ausgebrochen ist, einen falschen Namen hat und sonst was anstellt", murmelte er.

„Ich werd aufpassen Sherlock", scherzte ich.

„Pass einfach nur auf dich auf okay? Ex hin oder her, du gehörst zur Familie M", kam es besorgt von ihm.

Ich nickte: „Danke fürs nach Hause bringen."

Ich betrat das Haus was ich in meinem Leben so oft mied. Wie gewohnt war es ruhig, die Küche unaufgeräumt, das Wohnzimmer voller leerer Flaschen, im Flur lagen Glasscherben und aus meinem Zimmer hörte man ein leises schluchzen.
Für einen Moment fühlte es sich an wie früher, als ich noch klein war und ich die jenige war die in diesem Zimmer schluchzte. Und je länger ich vor dieser weißen Tür stand umso schlimmer fühlte ich mich, denn ich wusste genau wer hinter dieser Tür war. Was ich nicht wusste war wieso sie weinte.

A Strangers Truth || AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt