30 - Die Wahrheit

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„Du bist abgehauen und hast nicht mal nach mir gesucht!", schrie ich das Mädchen vor mir an, „Hast du irgendeine Ahnung was da los war?! Ich hab den ganzen Club nach dir abgesucht als der geschossen hat!"

„Ich wusste das nicht!", versuchte sie sich zu verteidigen.

„Mir hätte sonst was passieren können! Ich hab dich nie bei irgendwas allein gelassen! Was sollte der scheiß?!"

Eine Zimmertür ging auf und ein müder Kol kam ins Wohnzimmer.

„Es tut mir leid!", entschuldigte sie sich zum gefühlt 100 Mal.

„Das macht es nicht besser", hörte ich auf zu schreien, „du solltest meine Freundin sein."

„Ich bin deine Freundin", hörte ich Lora.

Ich schüttelte den Kopf: „Gestern warst dus nicht. Du warst weg."

„Maia", fing sie an, ich schüttelte den Kopf.

„Ich will keine dumme Ausrede Lora. Wir waren da um Spaß zu haben und du bist gegangen und hast mich da allein gelassen. Ich hätte sowas nie getan", ich ging an ihr vorbei in Kol's Zimmer und suchte die wenigen Sachen zusammen die ich mit hatte.

„Wer dich von außen beobachtete könnte behaupten du magst Streit", hörte ich seine Stimme.

„Ich mag keinen Streit, die Leute die mir wichtig sind benehmen sich nur gern daneben", rechtfertigte ich mich.

„Aber du natürlich nicht", gab er ironisch zurück.

Ich drehte mich zu ihm: „Was willst du hören?!"

„Die Wahrheit", er kam auf mich zu, „warum war ich gestern da?"

Ich sah ihn einen Moment an.

„Wieso hast du nicht Devin gerufen?", fragte er weiter.

Noch immer keine Antwort von mir.

„Warum wolltest du hier bleiben, bei mir?"

Er stand mir mittlerweile so nah das ich ihn fast atmen spürte. Kol kannte die Antwort auf alle fragen und doch wollte ich es nicht zugeben.

„Ich muss gehen", mit meinen Sachen in der Hand drückte ich mich an ihm vorbei nach draußen.

Bei Jay angekommen wurde ich bereits erwartet. Der schwarzhaarige nahm mich in den Arm und drückte mich etwas an sich.

„Ist dir was passiert?", fragte er besorgt.

Ich schüttelte den Kopf und löste mich recht schnell wieder von ihm: „Ich bin okay."

Er sah mich an: „Ganz sicher?"

„Ich will einfach duschen und dann was essen, geht das?", lenkte ich vom Thema ab.

Ich war am verhungern, seit dem Vorabend hatte ich nichts gegessen.
Jay ließ mich vorbei, folgte mir aber ins Zimmer.

„Du musst darüber reden Maia", seufzte er.

„Worüber?", ich legte meine Sachen weg.

„Was gestern war."

„Was gestern war?", ich sah zu ihm, „Was war ist das meine beste Freundin einfach abgehauen ist und mich da alleine gelassen hat kurz bevor ein Verrückter anfing zu schießen. Was war ist das ich Stunden lang in diesem scheiß Club festsaß aus Angst ebenfalls erschossen zu werden und alles was sie mir sagt ist es tut ihr leid!"

Jay sah mich an.

„Nun sag mir Jay, wie sollte ich mich verhalten nachdem ich betrunken zusehen konnte wie eine Leiche aus dem Club gebracht wurde?"

„Ich weiß es nicht", gab er zu.

„Ich auch nicht", erneut ging ich an einen meiner Freunde vorbei ohne ein weiteres Wort zu hören.

Im Bad schloss ich die Tür ab und zog mich aus. Erst als das warme Wasser auf meine Haut prallte konnte ich in Ruhe denken.
Lora hatte mir nichtmal einen Grund gegeben wieso sie weg war, nicht das es was ändern oder besser machen würde, sie hatte mich trotzdem alleine gelassen. Erneut hörte ich die Schüsse und Schreie in meinem Kopf, fühlte mich als würde ich wieder in der Menschenmenge stehen, die Luft wurde schlechter und obwohl ich alleine im Badezimmer war konnte ich kaum atmen.
Das Wasser hörte auf zu fließen und ich wickelte das Handtuch um meinem Körper bevor ich aus dem Bad stolperte und nach Luft schnappte.

Jay lehnte an der Wand und sah zu mir.

„Panikattacke?", fragte er ruhig.

Ich nickte und ließ mich in seine Arme ziehen.

„Du wirst ganz nass", flüsterte ich, als ich endlich meine Sprache wieder fand.

„Macht nichts, du bist wichtiger als trockene Klamotten."

Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich auf meine Atmung.

„Willst du dich anziehen? Ich hab schon essen bestellt", fragte er nach wenigen Minuten.

Langsam löste ich mich von ihm und nickte. Jay sah mich besorgt an und wusste selbst nicht was er noch sagen konnte.

In Jogginghose und altem T-Shirt setzte ich mich zu Jay in die Küche. Der schwarzhaarige beobachtete mein Verhalten und ließ mich nicht aus den Augen.

„Woher wusstest du von der Panikattacke?", fragte ich ihn und umklammerte das Glas Wasser das er mir gegeben hatte.

„Als raus kam das mein Dad am Tod meiner Mutter Schuld war hab ich oft davon geträumt", erklärte er, „ich bin Nachts schreiend aufgewacht, hab ihn im Schlaf verflucht."

„Und wie hat es aufgehört?", fragte ich weiter.

„Eigentlich nie, es wurde nur weniger. Ich hab noch immer Nächte an denen ich davon wach werde."

Es klingelte und Jay holte das Essen, dann setzte er sich wieder zu mir.

„Du hast uns nie davon erzählt", stellte ich ein weiteres Mal fest.

„Brauchte ich nicht. Ich hab meinen Bruder, wir haben uns gegenseitig geholfen, auch wenn er mehr für mich da war als ich für ihn."

Ich nickte etwas und wir fingen an zu essen.

„Ich wollte nur Kol bei mir haben gestern", kam es leise von mir.

Ich spürte Jay's Blick auf mir.

„Das heißt?", fragte er.

„Ich weiß es nicht, aber ich wollte nur ihn bei mir haben, sonst niemanden. Ich habe nichtmal darüber nachgedacht wen ich anrufen sollte."

„Und du bist dir sicher das du Devin liebst und über Kol hinweg bist?", fragte mich Jay.

„Ich denke ich werde nie ganz über Kol hinweg sein. Er war meine erste Liebe, meine erste echte Beziehung", seufzte ich.

„Und du seine."

„Kann man über sowas jemals hinweg sein?", fragte ich den Mann neben mir.

„Ich denke nicht, nicht wenn es so ist wie bei euch. Ihr habt euch nicht getrennt weil ihr euch nicht geliebt habt oder ihr schlecht füreinander wart."

„Wir haben uns getrennt weil das Timing damals scheiße war", erinnerte ich mich.

„Du solltest dir nur sicher sein das es diesmal besser ist."

„Ich sollte mir sicher sein das es wirklich nicht Devin ist", korrigierte ich ihn.

A Strangers Truth || AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt