31 - Entschuldigungen

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Du gehst mir aus dem Weg. Wie lange willst du noch nicht mit mir reden?

Die letzten zwei Tage bekam ich haufenweise solcher Nachrichten, die meisten waren von Devin. Von Lora wollte ich momentan nichts hören, sie hatte noch immer keine Erklärung dafür das sie gegangen war.

„Du wirst ihm früher oder später antworten müssen", kam es von Jay, der auf den Namen auf meinem Bildschirm schaute.

„Ich weiß noch nicht was ich ihm sagen soll", seufzte ich.

„Die Wahrheit wäre ein Anfang."

„Und was ist die Wahrheit?", ein weiterer Löffel Müsli verschwand in meinem Mund und ich schaute zu meinem Kumpel.

„Solltest du die nicht am besten kennen?"

„Sollte", stimmte ich zu.

Der Mann machte sich einen Kaffee und lehnte sich an die Theke.

„Ich werd gleich zu ihm gehen", informierte ich ihn, „vielleicht fällt mir bis dahin ja was ein."

„Und wenn dir nichts einfällt?", Jay nahm einen Schluck von seinem Kaffee.

„Dann improvisiere ich."

~~~

Ich wartete darauf das sich die Haustür öffnete. In meinem Kopf hatte sich bereits alles mögliche abgespielt, er könnte mich gleich anschreien oder sich freuen, mir nur Vorwürfe machen oder mich nach einer Erklärung fragen oder die Tür würde sich erst garnicht öffnen.
Ich hörte die Geräusche auf der anderen Seite und seufzte.

„Ich will mit dir reden", hörte ich meine eigene Stimme.

Dann ging die Tür auf und Devin schaute mich an.

„Du hast dich Tage lang nicht gemeldet", waren seine erste Worte.

„Ich weiß, es tut mir leid."

„Hätte Jay mir nicht gesagt das er dich gesprochen hätte wär ich bereits bei der Polizei gewesen."

„Kann ich nachvollziehen", seufzte ich.

„Wo warst du? Und wieso hast du mir nicht geantwortet? Ist das eine Beziehung für dich?!", eine Frage nach der anderen.

„Kann ich rein? Ich will dir das wirklich erklären", gestand ich.

Devin schob die Tür weiter auf und ließ mich rein, dann wartete er auf meine Erklärung.
Ich fing damit an ihm zu erklären was nach unserem letzten Treffen passierte, das ich mal nicht nachdenken wollte und Lora vorschlug zu feiern. Ich erzählte das wir feiern waren und sie verschwand und dann suchte ich nach den richtigen Worten ihm zu erzählen was an diesen Abend noch alles passierte.

„Ich habe die letzten Tage mit niemandem außer Jay gesprochen", versuchte ich die Situation harmloser erscheinen zu lassen, „ich hab diese Panikattacken bei denen ich wieder Schüsse höre."

Er wollte mich in den Arm nehmen, doch ich ging einige Schritte zurück.

„Du hättest mit mir reden können", sprach er.

„Wie denn? Ich war sauer auf dich, darauf wie du über meine Freunde geredet hattest, über mich. Wie du mich rumkommandierst, immer und immer wieder."

„Es tut mir leid, ich...", fing er an.

„Ich hab eure ganzen Entschuldigungen leid!", kam es lauter von mir.

Ich konnte es nicht mehr hören, Leute die sich für Sachen entschuldigten die ihnen nicht Leid taten oder sie nicht erklären konnten.
Devin schaute mich etwas überrascht an bevor ich ihm den Rücken zu drehte und aus der Küche ging. Im Flur ging ich mir durch die Haare und hörte seine Schritte hinter mir.

„Du gehörst hier nicht her", flüsterte ich.

„Und du schon?", Devin versuchte ruhig zu bleiben.

Ich nickte: „Ich gehöre hier her weil hier die Leute sind denen ich was bedeutete, die mir was bedeuteten."

Er sah mich einen Moment an: „Und ich gehöre nicht dazu?"

Einen Moment Stille. Ich sah zu Boden und suchte die richtigen Worte, ehe ich anfing den Kopf zu schütteln.

„Ich dachte das tust du, aber es soll wohl nicht sein."

„Du liebst ihn noch", murmelte er, „lief da wieder was?!"

Ich sah schockiert auf: „Was denkst du von mir?! Sowas würde ich nie tun!"

„Warum dann jetzt?"

„Weil das hier keinen Sinn macht!", ich beruhigte mich gleich wieder und sah meinen, noch, Freund an, „Du willst hier weg und wärst du hier vor nem Jahr aufgetaucht wäre ich ohne zu zögern gegangen, weil ich nicht gemerkt hätte was ich hier habe."

Er sah mich stumm an.

„Ich bin doch das einzige was dich in diesem Drecksloch hält", seufzte ich.

„Also hast du entschieden mich loszuwerden?"

Ich setzte mich auf die Stufen und ging mir durch die Haare bevor ich wieder zu ihm sah: „Meine Gefühle für Kol werden nie verschwinden."

Er wartete auf meine nächsten Worte.

„Ich kann sie verdrängen und mir einreden das ich drüber weg bin, doch als ich in dieser Nacht jemanden brauchte hab ich nicht dich gerufen, nickt Lora oder Jay. Es war Kol."

„Und wieso hast du nicht mich gerufen?"

„Weil ich mich bei dir nie so fühlen werde", gab ich leise zu.

Wieder Stille. Dann haute Devin seine Faust in eine der Wände und fluchte. Ich sah zu dem tätowierten Mann.

„Ich liebe dich und deshalb will ich dich nicht hinhalten oder deine Zeit verschwenden. Du verdienst jemanden der nur dich liebt."

Er sah zu der Wand in die er gerade noch geboxt hatte.

„Es tut mir leid", sagte ich noch leise.

Jetzt war ich es die sich entschuldigte, doch ich bekam keine Antwort. Erst als ich draußen war und die Tür hinter mir ins Schloss fiel hörte ich Geräusche aus dem Haus.
Irgendwas zerbrach hinter dieser Tür und auch mir tat es weh ihn so zu sehen. Ich entfernte mich nur langsam von dem Haus und redete mir ein es sei das Beste für uns beide, doch so wie Devin reagierte, schien es für ihn nicht das Beste zu sein.

Wieder zuhause lehnte ich mich an die geschlossene Haustür und schaute in das leere Wohnzimmer. Jay war unterwegs und sein Bruder arbeiten. Alleine mit meinen Zweifeln und Gedanken spürte ich die warmen Tränen auf meinen Wangen.

Was wenn das falsch war? Was wenn Devin doch der Richtige für mich gewesen wäre? Aber was wenn er es nie sein sollte? Wenn er schon immer Kol war und er es immer sein würde? Was wenn es keiner der Beiden ist und ich mich in diesem Moment selbst zerstörte mit meiner Wut auf Lora? Wenn Kol mich zwar liebte, jedoch keine zweite Chance für uns wollte? Doch die Frage die sich andauernd in meinem Kopf wiederholte: Was wenn ich doch hier raus sollte?

A Strangers Truth || AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt