36 - Ich liebe ihn

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„Verdammt jetzt bleib endlich stehen!", schrie ich und folgte dem tätowierten Mann nach draußen.

Devin blieb tatsächlich stehen. Mit dem Rücken zu mir konnte man erkennen wie er tief durchatmete. Vorsichtig ging ich auf den Mann zu und stellte mich vor ihn.

„Ich reiß mich den ganzen Abend zusammen um dich nicht zu verletzten, will was trinken und dann seh ich den Scheiß! Was soll das Maia? Bist du deswegen hier?!"

„Nein", antwortete ich ehrlich, „er ist betrunken und denkt nicht nach."

„Und was ist deine Ausrede?", Devin verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ich liebe ihn."

„Ich hätte echt nicht erwartet das du so eine bist. Sagst es sei vorbei mit ihm und kaum bist du in einer neuen Beziehung liebst du ihn doch noch."

„Das war nicht geplant", verteidigte ich mich, „wäre mir von Anfang an klar gewesen das ich Kol noch liebe wären wir doch nie zusammen gewesen."

„Aber im Endeffekt war ich nur der Lückenbüßer", murmelte er.

„Du warst kein Lückenbüßer", seufzte ich.

„Ich war eine Ablenkung die du genutzt hast um hier raus zu kommen, der dir eine Möglichkeit gegeben hat mehr zu machen als nur Drogen zu verticken und ich war der Idiot der für dich teure Sachen bezahlt hat."

„Wenn's dir um das Geld geht...", fing ich an, doch Devin unterbrach mich.

„Mir gehts nicht um das scheiß Geld! Mir gehts darum das du mir was vorgemacht hast! Du wolltest immer Ehrlichkeit, hast mich beinahe gehasst als du das mit deinem Vater rausgefunden hast und dann ziehst du so einen Scheiß ab!", schnauzte er.

Ich schaute ihn stumm an, was hätte ich darauf noch antworten sollen?

„Tust immer auf taff und wenn's drauf ankommt kriegst du den Mund nicht auf", murmelte er.

„Warum verhältst du dich jetzt wie ein Arschloch? Ich war ehrlich zu dir! Als mir klar wurde das es mehr als nur Freundschaft ist hab ich dir das gesagt! Es ist nicht meine Schuld das er mich geküsst hat!", jetzt wurde ich lauter.

„Du bist genau wie jede andere", murmelte er, „du willst nur die Aufmerksamkeit und dann wird dir langweilig."

„Wenn du das sagst", ich gab auf irgendwas zu retten, „du kennst mich ja anscheinend besser als jeder andere, da du ja alles von meinem Dad hast."

„Natürlich wirfst du mir das vor", er lachte auf, „er hat dich verkauft, ich hab nur zugesehen das ich mein Geld kriege."

„Auf meine Kosten."

„So bin ich halt! Ich muss immer erst an mich denken, denn wenn ich das mal nicht tue kommt so ein Scheiß dabei raus! Du standest an erster Stelle und wo sind wir jetzt? Du fickst deinen Ex, aber erzählst mir du willst mich nicht verletzten!", er wurde wieder lauter.

Es hatte keinen Sinn ihm irgendwas zu erklären, er beharrte darauf das ich alles Schuld war, das ich die Böse war. Ich verstand seine Wut, jedoch versuchte er nicht mich zu verstehen.

„Viel Spaß noch bei deiner Party", wünschte ich ihm und ging wieder rein um meine Freunde zu suchen, nur um endlich verschwinden zu können.

Es dauerte etwas bis ich mich ein weiteres Mal durch die Menschen gequetscht hatte und in der Küche ankam in der die Drei noch standen.

„Lasst uns gehen", schlug ich vor.

Lora und Jay sahen mich etwas verwirrt an, nickten aber. Kol war der erste der meine Hand griff und mich mit nach draußen zog. Er wollte gerade in sein Auto steigen, da zog ich ihn zurück.

„Denk nicht mal dran in dem Zustand zu fahren", warnte ich ihn.

„Was sonst Kleines?", grinste er.

Tatsächlich musste ich schmunzeln, öffnete die Tür hinten und drückte den Mann ins Auto.

„Fährst du?", fragte ich Jay.

Er nickte und stieg auf der Fahrerseite ein, Lora setzte sich auf die Beifahrerseite und ich stieg hinten zu Kol, da er sonst keine Ruhe geben würde.

Kaum hatte Jay das Auto gestartet, legte Kol seinen Kopf auf meine Schulter.

„Schläfst du bei mir?", nuschelte er müde.

Erst zögerte ich, nickte dann aber: „Klar."

~~~

Es wurde gerade hell als ich wach wurde, neben mir schlief Kol tief und fest. Ich setzte mich im Bett auf und ging mir durch die Haare, wie so oft machte ich mir Gedanken darüber ob ich das Richtige tat. Vielleicht machte ich ja wirklich alles komplizierter.

Vorsichtig stand ich auf und schlich aus dem Zimmer. An Lora's Zimmer klopfte ich. Ein verschlafenes „Ja?" war das Zeichen reinzugehen. Als das zerzauste Mädchen mich sah, rutschte sie zur Seite und machte mir etwas Platz im Bett. Ich legte mich zu ihr und starrte an die Decke.

„An was denkst du?", fragte sie verschlafen.

Ich zuckte mit den Schultern: „Alles und nichts."

„An Kol?", sie kuschelte sich an ihr Kissen.

Ich nickte etwas: „Schon irgendwie."

Endlich öffnete sie die Augen und sah zu mir: „Du darfst mit ihm glücklich sein. Ist doch egal was die anderen denken."

„Devin denkt ja eh schon schlecht von mir."

„Scheiß auf den. Wenn er beleidigt ist nur weil du einen anderen liebst ist er es nicht wert", versuchte sie es.

Wieder zuckte ich mit den Schultern. Dann drehte ich mich auf die Seite und kuschelte mich an eins der Kissen.

„Denk an das was dich glücklich macht", murmelte sie und schloss wieder die Augen.

„Versuch ich doch", seufzte ich, „da schummelt sich aber immer was negatives mit rein."

Auch ich schloss meine Augen. An das denken was mich glücklich macht, das war leichter gesagt als getan. Die Gedanken waren immer mit Zweifeln und Sorgen verbunden, wieso mein Kopf so war wusste ich nicht. Es wäre so viel leichter einfach glücklich zu sein wenn ich mir nicht dauernd Gedanken darüber machen würde wie sich andere dabei fühlten und was andere über meine Entscheidungen dachten.

Es dauerte nicht lange bis Lora wieder schlief und nach längerem nachdenken, Szenarien abspielen und mir selbst einreden das ich aufhören sollte, schlief auch ich wieder ein.

A Strangers Truth || AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt