23 - Lagerfeuer

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Devin öffnete mir die Tür und ließ mich rein. Um die Zeit würden wir gerade das Lagerfeuer in Jay's Garten vorbereiten und Essen bestellen, während meine Freunde genau das taten war ich hier.

„Alles gut?", fragte Devin, als ich wortlos ins Haus ging.

Ich nickte: „Ja."

Ich sah zu ihm und lächelte etwas. Nachdem er die Tür geschlossen hatte kam er zu mir, es war ungewohnt ihn zu küssen als wären wir in einer richtigen Beziehung, wenn ich mir noch nicht mal sicher war wer er überhaupt war. Der Kuss war kurz und schon sah er mich wieder mit seinen hellen Augen an.

„Okay, was ist los?", fragte er.

„Ich hab nachgedacht", fing ich an, „und ich weiß kaum was über dich."

Ihm wurde klar wieso ich da war. In Sekunden ließ er von mir ab und ging in die Küche. Ich folgte dem Mann und lehnte mich an den Türrahmen.

„Du verstehst schon das ich das hier nicht kann wenn du nicht bereit bist mir mehr über dich zu erzählen", rechtfertigte ich meine Zweifel.

Devin nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich an den Tisch. Es dauerte etwas bis er zu mir sah: „Nur kannst du mir nicht versprechen das du bleibst wenn es dir erzähle."

„Kann ich nicht", bestätigte ich seine Aussage.

„Wenn die falschen Leute davon erfahren kann das schlecht ausgehen", murmelte er.

„Ich hab nicht vor es irgendwem zu erzählen wenn du das nicht willst."

Devin sah mich an und überlegte.

„Wenn du nicht bereit bist mit mir zu reden geh ich und das ganze hat sich erledigt", seufzte ich.

Er sah mich weiter an, sagte aber immer noch kein Wort.

Ich nickte etwas: „Dann werd ich jetzt gehen."

Kurz wartete ich eine Reaktion ab, bevor ich mich wieder umdrehte und auf die Haustür zuging.

„Der Club aus dem ich dich rausgeholt hab", hörte ich ihn reden, „der Kerl war mal mein bester Freund, bis er es nicht mehr war und beschloss mich zu hassen. Hat meine Geschäfte zerstört, das Haus indem ich aufgewachsen bin gekauft und niedergerissen."

Ich ging zurück zur Küche und sah zu ihm.

„Ich hab alles andere als eine weiße Weste", seufzte er.

„Die hab ich auch nicht", beruhigte ich ihn.

„Im Gegensatz zu mir schon", sprach er weiter und nahm einen Schluck von seinem Bier, „Überfälle, Diebstahl, Geldwäsche, Drogen, Gangs."

Er ließ seine Augen nicht von mir um jede noch so kleine Reaktion zu kriegen.

„Ich bin auch in so nem Drecksloch aufgewachsen, ohne solche Freunde die für alles da waren. Ich hatte einen Freund und der ist tot", wieder nahm er einen Schluck vom Bier, „keiner dieser Leute versteht was von Loyalität oder Zusammenhalt. Ich hab viel scheiße gebaut und für einiges bezahlt."

Mittlerweile stand ich vor ihm und sah ihn an. Er bekam meine ganze Aufmerksamkeit und ich stellte sicher das ich jedes Wort verstand.

„Ich hab eine Weile gesessen bevor ich mit dem hier angefangen hab und beschlossen hab die Leute zu beklauen die mich verarscht haben", kam er langsam zu Ende, „reicht das oder muss ich wirklich jedes Detail erzählen."

„Das reicht", sagte ich leise.

„Und brauchst du wieder Zeit?"

Ich schüttelte den Kopf: „Ich wollte nur mehr über dich wissen."

Er nickte und zog mich näher zu sich: „Heißt das zwischen uns ist jetzt mehr als der Kuss gestern Nacht?"

„Solange du dich an dein Versprechen hältst."

„Werd ich", seine Stimme wurde leiser und er kam mir noch näher, „kann ich dich jetzt wieder küssen?"

Ich musste schmunzeln, es war süß das er mich fragte: „Und wenn ich nein sage?"

„Sagst du denn nein?"

Ich schüttelte den Kopf und schon lagen seine Lippen auf meinen und ich saß auf seinem Schoß. Seine Arme legte er um mich, als würde ich sonst weglaufen.
Nach einer Weile löste ich mich und sah ihn an.

„Was hältst du von einem Lagerfeuer?", fragte ich ihn.

„Kann ich dir nicht anbieten", lachte er.

Ich grinste: „Ich aber."

Ich stand von seinem Schoß auf und zog ihn ebenfalls vom Stuhl: „Na komm."

Zusammen gingen wir die Straßen entlang bis zu Jay's Haus. Ich schob das Gartentor auf und zog Devin mit zu den vier Leuten am Feuer.

„Habt ihr noch Pizza für mich?", fragte ich und öffnete den Karton auf dem Klapptisch um mir ein Stück zu nehmen.

„Ich dachte du kommst nicht?", fragte Jay.

„Überraschung", grinste ich und aß das Stück Pizza.

Kol sah zu Devin: „Hast jemanden mitgebracht."

Ich nickte: „Ist das ein Problem?"

„Nein", antwortete Lora bevor Kol was sagen konnte.

Kol und ich sahen uns an, dann nahm er sein Bier und fing an zu trinken.
Mit Devin zusammen holte ich noch zwei Stühle und setzte mich dann zu den anderen.

~~~

„Kaufst du dir immer Leute?", fragte Kol Devin.

Er hatte sich ein Bier nach dem anderen hinunter gekippt, als wäre es Luft zum atmen. Die Frage kam aus dem Nichts, wir hatten über was ganz anderes gesprochen.

„Du bist betrunken", sprach Lora zu ihrem Bruder.

„Klappe", er sah zu Devin, „waren deine Ex-Freundinnen auch gekauft?"

„Nein waren sie nicht, ich kaufe niemanden", antwortete Devin.

„Stimmt, weil du ja nicht nur deswegen hier bist weil Maia die Schulden ihres Vaters bezahlen sollte."

„Kol", murmelte ich und hoffte es würde reichen damit er aufhört.

„Wieso steckst du dann jedem dem sie nah ist Geld in den Arsch?", fragte er weiter.

„Kol!", kam es nun lauter von mir.

Endlich bekam ich seine Aufmerksamkeit: „Willst du mir sagen das es nicht stimmt? Du hast dich früher nicht kaufen lassen."

„Spinnst du?", kam es nun von Lora.

Sie stand auf und schubste ihren Bruder bis zur Straße. Selbst von dort konnte man sie noch hören.

„Was ist dein scheiß Problem? Willst du es wirklich an den beiden auslassen das ihr es nicht hingekriegt habt? Sie ist ja wohl nicht Schuld daran das du dich wieder in sie verliebt hast und er schon garnicht!", schnauzte meine beste Freundin.

„Scheiße", flüsterte ich mir selbst zu, als ich Lora's letzten Satz hörte.

„Du hast doch keine Ahnung. Es hat nicht geklappt weil wir hier alle am Arsch sind! Da kommt irgendein Arsch hier an und macht auf heile Welt und ausgerechnet in ihn verliebt sie sich? Warum?!", Kol klang fast verzweifelt, „Ich war hier, immer. Als ihr Vater abgehauen ist, als ihre Mum sie nicht beachtete, als ihr Großvater starb und ihre Mum zu trinken begann. Ich war da, du warst da, Jay war da und doch will sie den Kerl der sie von Anfang an belogen hat!"

Man hörte kein Wort von Lora.

„Dachte ich mir", schnauzte mein Ex, „ich hau ab."

Die Autotür knallte zu und dann hörte man Schritte auf der Straße. Es war eine Weile lang ruhig bis Lora zurück kam und sich stumm auf ihren Platz setzte. Aiden sah zu seiner Freundin, sie sprach kein Wort und schien als hätte sie gerade einen Geist gesehen und würde nun alles was sie glaubte in Frage stellen.

„Alles gut?", fragte Aiden vorsichtig.

Sie sah zu dem brünetten Mann: „Irgendwo hat er Recht."

A Strangers Truth || AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt