27 - Bei Leuten wie mir

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Es waren bereits Wochen vergangen seid wir zurück waren. Die Woche am Strand war perfekt, die Sonne schien den ganzen Tag, der Strand war zwar voll, jedoch nie zu voll und unsere Gespräche waren über alles, außer Kol. Auch die Wochen danach liefen gut, es schien als wäre zwischen uns alles perfekt und auch Kol hatte sich endlich dazubekommen wieder Zeit mit uns zu verbringen.

Wie gewohnt saßen wir am Abend in Jay's Garten am Lagerfeuer. Mit der Pizza in der Hand sah ich zu Lora die gerade von dem Treffen mit Aiden's Familie erzählte.

„Ich sag's dir die haben alle einen Knall", lachte sie, „aber das hat das Ganze so lustig gemacht."

Devin zog mich näher an sich und ich lehnte mich an ihn. Obwohl er sich zusammenriss, spürte ich Kol's Blick auf uns, doch sobald ich zu ihm sah drehte er sein Gesicht wieder weg. Kol hatte sich zwar dazu bekommen Zeit mit uns zu verbringen, er schien aber keine Lust zu haben nur ein Wort mit mir sprechen zu wollen.

„Ich hol noch Getränke, hilft jemand?", fragte Kol und stand vom Stuhl auf.

„Ich helf dir", hörte ich meine eigene Stimme und stand ebenfalls auf.

Fast schon genervt ging er vor ins Haus und ich folgte ihm. Der Mann fing an Flaschen aus dem Kühlschrank zu nehmen und mir welche hinzuhalten.

„Du weißt das du nicht ewig so tun kannst als wäre ich nicht hier oder?", fragte ich ihn.

„Tu ich nicht", murmelte er.

„Stimmt, du starrst mich immer an und wenn ich dich ansehe schaust du weg wie ein 5 Klässler."

„Was?", mit den Flaschen im Arm drehte er sich zu mir.

„Ich bin weder blind noch dumm."

„Darüber lässt sich streiten", er drückte sich an mir vorbei und ging wieder raus.

Ein weiteres Mal folgte ich ihm: „Was soll das jetzt wieder? Warum benimmst du dich wie ein Kleinkind? Wir hatten das geklärt!"

Er stellte die Flaschen ab und drehte sich zu mir. Kino am Lagerfeuer für alle die noch saßen.

„Komisch das immer du etwas klärst und es dann wir nennst", kam es von ihm, „wir", er betont das Wort, „hatten auch geklärt das ich kein Bock hab dir dabei zuzusehen wie du mit dem da zusammen bist und doch bin ich hier."

„Ich hab einen Namen", kam es von Devin.

„Du bist grad uninteressant", machte Kol ihm klar und sah wieder zu mir, „bist du jetzt glücklich?"

„Was meinst du?"

„Bist du glücklich das ich mir den Bullshit hier antue, dir zu liebe? Bist du glücklich mir dabei zuzusehen wie ich mich jeden Abend zusammenreißen muss wenn ich euch sehe?"

„Ich...", fing ich an und wurde gleich unterbrochen.

„Du denkst mal wieder an dich Maia. Es geht immer nur um dich. Du hast Jahre gebraucht um zu realisieren was wir alles für dich tun! Ist dir schonmal in den Sinn gekommen das wir alle was durchgemacht haben und wir trotzdem deine Probleme über unsere stellen? Das ich dich über mich selbst stelle?!"

„Kol", hörte ich Lora.

„Was hat sie für dich getan als unserer Vater verschwunden ist?", fragte er sie.

„Alles was ich wollte", widersprach sie seiner Aussage.

„Und als er tot aufgefunden wurde?", fragte er weiter.

„Mir beim heulen zu gesehen und mich in den Arm genommen! Falls du es vergessen hast war sie die jenige die deine Rede auf der Beerdigung hielt, weil du nicht aufgetaucht bist!"

Kol sah Lora einen Moment an.

„Du hast sie vor dich selbst gestellt weil du es wolltest. Du wolltest nie über deine Probleme reden, nie über Dad reden, weder mit mir noch mit Mom. Du hast alles in dich hineingefressen und willst ihr jetzt die Schuld geben?", fuhr sie fort, „Los geb ihr die Schuld daran wie kaputt du bist, aber ich werde immer hier stehen um sie zu verteidigen."

Kol sah sich um. Jay schaute seine Flasche an und gab kein Wort von sich, Aiden versuchte Lora wieder neben sich zu kriegen und Devin wartete darauf das Kol was falsches sagte und er auf ihn losgehen konnte.

„Schon klar, ich bin immer das Arschloch", murmelte Kol.

„Sieht ganz so aus", kam es kaum hörbar von Devin, der damit die ganze Aufmerksamkeit bekam.

„Was soll das jetzt?", fragte ich ihn.

„Ach komm schon", sprach er, „er ist der jenige der deine Hilfe nie wollte und ist jetzt sauer auf dich das du es dir nicht gedacht hast? Mal davon abgesehen das ihr über ein Jahr getrennt seid und er dir jetzt vorwirft das du in ner Beziehung bist und, wie bisher auch, mit ihm befreundet bleiben willst. Meinst du nicht ich sollte der jenige sein der sich darüber aufregt wie wichtig dir dein Ex ist?"

Kol lachte auf: „Und in den bist du verliebt?"

Er nahm seine Jacke, zog sie drüber und ging ohne ein weiteres Wort. Ihn interessierten keine Rufe der anderen.

„Du hättest nichts sagen sollen", meinte ich nun an Devin gewandt.

„Ich soll also hier sitzen und mir den ganzen Mist anhören?", fragte er.

„Du hattest kein Recht!", wurde ich lauter, „Du hattest kein Recht über diese Diskussion oder die Situation was zu sagen! Du warst nicht da!"

„Nein ich war dabei mein Geld zu verdienen um im Nachhinein wieder in nem Drecksloch zu landen, bei Leuten wie ihm!", er stand vor mir und sah mich an.

„Bei Leuten wie mir", verbesserte ich seine Aussage.

Jay war ebenfalls aufgestanden und zog Devin etwas von mir weg: „Du solltest jetzt besser gehen."

Er hatte seine Augen nicht von mir gelassen und auch ich sah ihn noch an: „Ist doch so oder nicht?"

Devin schüttelte Jay's Hand ab, drehte sich zum Gartentor und ging. Erst als ich ihn nicht mehr sah, konnte ich wieder durchatmen. Mit geschlossenen Augen spürte ich wie mich jemand in den Arm nahm und als ich meine Augen wieder öffnete, war der dritte dabei die Arme um uns zu legen.

„Kol wird sich beruhigen", versicherte mir Lora.

Ich nickte etwas: „Ich weiß."

~~~

Der Abend war schnell gelaufen und obwohl Jay noch lange mit mir im Garten saß war ich nun die letzte. Das Feuer war mittlerweile aus und auch die Decke, in die ich mich gewickelt hatte, hielt mich nicht mehr warm genug. Ich hörte wie jemand die Tür aufschob.

„Du sitzt immer noch hier?", es war Marlon der wohl grade wach geworden war.

Ich nickte etwas, auch wenn man das im dunklen wahrscheinlich nicht sah.

„Ist dir nicht kalt?", fragte er.

„Gibt schlimmeres", murmelte ich und sah zur Tür.

Er zog sich eine Jacke drüber und kam zu mir raus.

„Du und Kol habt wieder gestritten?", fragte er.

Ich nickte: „Ich begreife nicht wieso er so ist."

„Eifersucht?"

Ich schüttelte den Kopf: „Das ist es nicht. Er gibt mir die Schuld."

„Für was?", seine Stimme klang müde und verwirrt.

„Dafür das ich nicht für ihn da war wie er es gerne hätte. Dabei war er es der nicht reden wollte", seufzte ich.

„So sehr du gerne über deine Probleme redest, ich werd nicht vergessen wie ihr alle für Jay da wart während des Prozesses ohne zu wissen was genau war, dabei wart ihr alle so jung."

Ich sah zu dem Mann neben mir.

„Es passt nicht jeder in euren Freundeskreis, manchmal muss man Freunde und Beziehung trennen und im schlimmsten Fall, muss man sich von einem der Beiden verabschieden", erklärte er.

„Aber so sollte es nicht sein", seufzte ich.

A Strangers Truth || AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt