05 - Irgendwas mit D

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Ich kam erst morgens nach Hause, die letzten zwei Tage hatte ich keinen Fuß in dieses Haus gesetzt und das sah man auch. Im Wohnzimmer flogen leere Flaschen rum, doch meine Mutter war nicht zu finden.

„Mum?", rief ich durch Haus und sah mich um.

In ihrem Schlafzimmer war sie nicht, auch in der Küche und in meinem Zimmer war niemand. Erst als ich das Bad betrat fand ich sie. Mit einer Weinflasche am kuscheln lag sie in der Badewanne. Sie fing an im Schlaf zu murmeln und alles was mir übrig blieb war sie zu wecken.
Ich ging also zu der schlafenden Frau und rüttelte etwas an ihr.

„Mum, du solltest ins Bett", seufzte ich.

Und tatsächlich wurde sie wach. Verschlafen sah sie mich an, ihre Schminke war verwischt. Als sie realisierte das ich es war die vor ihr stand lachte sie auf.

„Wieso tauchst du überhaupt noch hier auf?"

„Ich wohne hier", gab ich zurück.

„Dich interessiert doch nichts hier."

„Ist okay Mum, du bist betrunken. Komm hoch, ich bring dich ins Bett", seufzte ich.

Es hatte keinen Sinn mit ihr zu diskutieren. Ohne auf ihre Reaktion zu warten nahm ich ihr die Weinflasche ab und hielt ihr meine Hände hin.

„Wäre dein Großvater noch am leben dann....", fing sie an doch ich unterbrach sie.

„Dann würde er mir sagen das du die Mutter bist und diese Situation hier andersrum sein sollte, wenn überhaupt. Ich verstehe das es dir scheiße geht, mir geht es auch nicht gut, aber du musst dich langsam zusammenreißen!"

Ungläubig starrte mich die Frau mit ihren dunkelrot gefärbten Haaren an.

„Kannst du jetzt bitte aufstehen?", fragte ich sie ruhiger.

„Was hab ich nur falsch mit dir gemacht?", nuschelte sie und versuchte alleine aufzustehen.

„So einiges", flüsterte ich mir selbst zu und hielt sie an den Armen fest als sie endlich aus der Wanne stieg.

„Wo ist der andere Schuh?", fragte ich sie.

„Auf irgendeinem Feld", murmelte sie und riss sich von mir los.

Die Frau stellte sich ans Waschbecken und sah in den Spiegel, dann öffnete sie den Wasserhahn und wusch dich das Make-Up vom Gesicht.
Ich setzte mich auf den Badewannenrand und betrachtete das Ganze.
Abgeschminkt schaute sie wieder in den Spiegel und hätte ich sie nicht genau beobachtet wären mir die Tränen in ihren Augen nicht aufgefallen.

„Mum, du solltest schlafen", kam es leise von mir.

Sie sah mich durch den Spiegel an: „Ich bin hier die Mutter."

„Dann verhalt dich wie eine und geh schlafen", seufzte ich und stand auf.

Ich legte meine Hände auf ihre Schultern und drehte sie zur Tür, dann schob ich sie in den Flur und als nächstes in ihr Zimmer.

„Leg dich hin. Ich hol dir ein Glas Wasser", seufzte ich.

„Bring mir lieber Wodka", nuschelte sie und zog die Decke über sich.

Kopfschüttelnd verließ ich das Zimmer und ging in die Küche um ein Glas Wasser zu holen, was ich meiner Mutter dann auf den Nachttisch stellte. Als ich zu ihr sah bemerkte ich das sie bereits schlief.
Wie erwartet hatte ich weder am Tag noch die Nacht geschlafen, ich räumte die Wohnung auf und ging die Briefe durch. Erst als mein Handy klingelte wurde mir klar das es bereits Morgen war. Auf dem Display tauchte Kol's Name auf und ich nahm ab.

A Strangers Truth || AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt