Fünfzehn

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Chloé

Müde machte ich langsam meine Augen auf, doch schloss sie schnell wieder. Denn die Sonne schien mir direkt in mein Gesicht und ich konnte die Helligkeit nicht ertragen. Zumal mein Kopf dröhnte als würde jemand mit einem Hammer draufschlagen, sich meine Speiseröhre von der Magensäure zu zersetzen schien und ich mich anscheinend auf einem schwankenden Schiff befand. Zumindest fühlte es sich so an. Ich drehte mich auf die andere Seite, sodass die Strahlen mich nicht mehr blendeten. In der Hoffnung, ich würde nochmal einschlafen. So sehr ich es auch versuchte, ich konnte meine Augen einfach nicht geschlossen halten. Immer wieder musste ich blinzeln. Also gab ich auf und öffnete meine Lider. Ich befand mich in einem für mich unbekannten Zimmer. Doch ehe ich mich wirklich umgucken konnte, wurde mir urplötzlich richtig schlecht. So schnell ich konnte und mein Zustand es erlaubte, wurschtle ich mich aus der schweren Bettdecke, stand auf und sprintete in eins der angrenzenden Zimmer- welches zum Glück das Bad war. Noch rechtzeitig erreichte ich die Toilette, klappte den Deckel hoch, schmiss mich auf meine Knie und übergab mich schließlich in die Schüssel.
Sobald der Würgereiz nachgelassen und ich hoffentlich alles rausgelassen hatte, spülte ich ab und setzte mich auf. Mit dem Rücken an der Kloschüssel gelehnt blieb ich sitzen. Immerhin war mir nicht mehr ganz so übel. Ich hatte einen heftigen Kater. Natürlich hatte ich den. Als ich die Kraft gefunden hatte, stand ich langsam auf und ging zum Waschbecken. Dort öffnete ich den Wasserhahn und spülte mit Wasser meinen Mund um. Als ich den Kopf hob, schaute ich mich im Spiegel an. Ich wünschte, ich könnte von mir behaupten, dass ich aussah wie das blühende Leben. Doch dem war nicht so. Im Gegenteil. Ich sah wortwörtlich wie ausgekotzt aus. Nicht nur, dass ich in einer fremden Umgebung und ohne wirkliche Erinnerungen an letzter Nacht wachgeworden bin. Das letzte woran ich mich erinnern konnte war an die Menge Tequila, die ich zu mir genommen hatte. Ich war auch noch nackt und hatte keinen blassen Schimmer wo meine Klamotten waren. Als ich jedoch zurück zum vermeintlichen Schlafzimmer ging, sah ich ich mein Kleid auf dem Boden vor meinem Bett liegen, die Schuhe lagen daneben. Kurzerhand schlüpfte ich in mein Kleid und nahm die Schuhe in die Hand. Dann fehlte nur noch meine Handtasche und mein Handy. Als mein Blick erneut auf das Bett fiel, in dem ich vor geschätzten zehn Minuten aufgewacht war, entdeckte ich es zwischen den Laken. Ich beugte mich rüber und entdeckte auf der anderen Seite des Bettes meine Handtasche. Doch beidem schenkte ich keine weitere Beachtung. Vielmehr interessierte es mich wo ich mich überhaupt befand. Denn ich hatte keinen Plan wo ich war. Ich schaute mich in dem großzügigen Raum um. Obwohl es hell draußen war, warf das Licht viele Schatten. Der Raum war recht dunkel. Es waren nicht gerade viele Möbel vorhanden. Das Bett in dem ich aufgewacht bin stand mit seinem tannengrünen, verschnörkelten aus Samt bestehenden Rückenteil an einem der verschnörkelten Fenster. Auf dem nicht gemachten Kingsizebett waren mehre petrolfarbene und graue Kissen, sowie zwei schlammfarbende Bettdecken, die die gleiche Farbe wie das Laken hatte. Auf jeder Seite stand ein hölzerner Nachttisch mit Lampe. An der Wand daneben war eine große Pflanze. Erstaunlicherweise gab es in diesem Raum in fast jeder Ecke eine andere Pflanze. Unmittelbar vom Bett hing ein pompöser Kronleuchter geschmückt mit unzähligen Kristallen und Kerzen. Auf der anderen Seite vom Raum, gegenüber von den Fenstern war ein Zweisitzer aus Leder samt Tv. Das Sofa hatte denselben Ton wie die Rückenlehne vom Bett. An der Wand daneben war ein antiker Sekretär auf dem ordentlich Papiere gestapelt wurden. Neben mir stand ein großer Standspiegel mit vergoldeten Rahmen. Ich ignorierte diesen und schritt zu der Fensterfront. Als ich durch das verschnörkelte Fenster schaute, konnte ich durch die Nebelschwaben und den Regen Bäume erkennen. Ein ganzer Wald, mit nur einem einzigen Weg zu diesem Haus. Ich hatte dieses Anwesen also nie verlassen. Ich war immer noch im Nirgendwo. Meilen weit von New York oder irgendeiner Zivilisation entfernt. Eigentlich hätte ich das schon vorher begreifen müssen. Allein durch die Einrichtung und Architektur des Hauses hätte mir das auffallen müssen. Shit. Das ergab alles keinen Sinn. Ich wachte in diesem Anwesen auf. Und das alleine. Ohne wirkliche Erinnerungen an die Nacht. Auf mich wirkte es auch nicht so, dass jemand neben mir genächtigt hat. Warum war ich alleine? Leicht verzweifelt holte ich mein Smartphone raus, in der Hoffnung hier hin einen Uber zu kriegen. Ich musste hier so schnell wie Möglich weg. Nicht nur, dass es mir immer beschissener ging und ich natürlich keine Ibu dabei hatte. Ich musste auch irgendwie herausfinden was ich hier zu suchen hatte. Ich hatte schon genug Zeit an diesem Ort verbracht. So sehr ich mich auch anstrengte. Mein Gedächtnis war weg. Immerhin hatte ich, mit meinen letzten zehn Prozent, es geschafft ein Taxi bei dem örtlichen Unternehmen zu organisieren.

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