Vierundfünfzig

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Mason 

"Was ist das für ein Scheiß?" fragte ich sie verärgert. Meine Lautstärke war deutlich gestiegen, ich schrie sie beinahe an. Ich war fassungslos darüber was ich da sah. Mein Blick fiel auf den Chat mit der unbekannten Nummer, zuerst stachen mir die Bilder ins Auge. Chloé und ich waren darauf zu sehen. Einige waren schon älter, andere waren ziemlich aktuell. Die Locations reichten von der Schule bis zu den Parties, auch im Swimming Pool aber es waren auch Szenen, die privat geschossen wurden bei mir zuhause. Mich störten nicht die Bilder an sich oder noch nicht mal die Menge der Bilder, die zu sehen waren ich war es gewohnt zu jeder Tageszeit fotografiert zu werden. Sondern viel mehr störte mich eine Reihe der Bilder. Es war der Tag als ich Chloé am Flughafen abgefangen hatte, sie mir die kalte Schulter gezeigt und ich sie schließlich gegen die Wand gedrückt und geküsst hatte. Ich erinnerte mich noch genau an die Situation. Doch man konnte deutlich erkennen, wer auf den Bildern zu sehen war, wer sich stritt und küsste. Ich konnte mir das nicht erklären. Wie konnte das passieren? Wenn die Bilder an die Öffentlichkeit gelangten, waren wir beide gefickt. Ich weil ich den Vertrag gebrochen hatte, mich mit einer anderen sehen gelassen habe und Chloé, weil sie diejenige war die mit mir gesehen wurde. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, welchen Shit Storm sie abbekommen würde. Doch es ging noch weiter, es wurden Fotos in meine Wohnung geschossen, in meinem Schlafzimmer, Wohnzimmer. Und immer waren Chloé und ich darauf zu sehen. Obwohl ich im achten Stock wohnte, konnte man uns klar erkennen. Zwar war nichts verdächtiges an den Bildern, trotzdem war das schon krass. "Fuck." stieß ich aus, weil das einfach zu viel auf einmal war. Ich musste das ganze erstmal verarbeiten. Während ich auf die Fotos starrte, sammelte ich mich. Auch wenn ich den Blick nicht vom Handy nahm, spürte ich ihre Nervosität. Wie sie mich immer wieder unsicher anschaute, gefühlt tausendmal durch das Haar fuhr aber auch von einem aufs andere Bein hampelte.  Auch wenn ich das Gefühl kannte, fotografiert und beobachtet werden, fühlte ich mich verfolgt. Das ging über eine Story von einem Paparazzi hinaus, das war schon quasi ein Verhalten eines Stalkers. Ehrlich gesagt war das ganze für mich auch neu. Immer wieder ging ich die verschiedenen Situationen durch, doch mir war einfach nichts aufgefallen. "Seit wann geht das so?" war meine nächste Frage, zwar hatte ich meine Stimme gefunden doch meine Wut war nicht vergangen. Ich versteckte sie auch nicht, ich konnte mich kaum zusammenreißen. "Chloé?" rief ich im gleichen Ton ungeduldig als sie mir nicht antwortete. Sie zuckte nur mit den Schultern. "Vielleicht ein paar Wochen." gab sie leise von sich und schaute auf den Boden, als würde sie sich schämen. "Seitdem die Schule wieder begonnen hat glaub ich." "Ah und da hast du es nicht für nötig gehalten, mich aufzuklären? Du bist nicht die einzige, die in der Scheiße mit drin hängt. Weißt du eigentlich was das heißt, wenn diese Bilder veröffentlicht werden? Dann ist das erst der Anfang, dann kannst du deinem Privatleben auf Wiedersehen sagen, ich ebenso. Mein Kopf hängt genau so wie deiner, willst du mich eigentlich verarschen? Fuck man. Hast du mal darüber nachgedacht? Vielleicht hätten wir das ganze Problem schon längst aus der Welt schaffen können, doch du verheimlichst mir das lieber und wartest ab." machte ich sie an und meinen Ärger Luft. Ich war einfach unglaublich sauer über die ganze Scheiße die hier vor sich ging. Gleichzeitig wurden meine schlimmsten Befürchtungen auch bestätigt. Das jemand von uns beiden Wind bekam, außer unseren engsten Vertrauten. Und mehr noch, derjenige hatte viele Beweise in der Hand, dass wir mehr als Freunde waren. Beweise die man nicht verleugnen konnte. Neben meiner Karriere, dem ganzen Geld und meinem Namen war auch Chloés Ruf sowie Zukunft in Gefahr. Ihr Gesicht würde auf jedem Titelblatt, an jeder Zeitung und an jedem kleinen Kiosk zu sehen sein. Wie ein Schwerverbrecher, der gesucht wird. Paparazzo würden sie verfolgen, sie müsste sich verstecken und vieles mehr. Das lief schon alles vor meinem geistigen Auge ab. "Wer hat dir das geschickt?" war meine nächste Frage und ich hielt ihr das iPhone so hin, dass sie das Display sehen kann. "Secrets? Ist es einer von ihnen, hm?" immer noch nicht hatte ich mich beruhigt, meine Gefühle tobten zu sehr in mir und meine Wut ließ ich einfach an ihr aus. Auch wenn ich sonst gut dabei war, meine Gefühle zu verstecken konnte ich mich einfach nicht mehr halten. Zu viel empfand ich im Moment. Neben der Wut, war ich auch enttäuscht darüber, dass sie mir nichts gesagt hatte. "Ich.. ich weiß es nicht." hörte ich Chloé schluchzen. Ich hob den Kopf und sah, dass Chloé einzelne Tränen die Wange runterliefen. Erst jetzt als ich ihre Reaktion nach meinem Ausbruch sah, merkte ich das ich übertrieben reagiert hatte. Ich hatte Chloé für alles verantwortlich gemacht, dabei war sie genauso Opfer wie mich. Doch es hatte mich alles so überrumpelt. Sie machte mehrere Schritte zurück um Abstand zwischen uns zu gewinnen. Schlagartig beruhigte ich mich und empfand Mitgefühl für sie. Denn ich hatte keine Sekunde daran gedacht, wie Chloé sich fühlen musste. Schließlich war sie diejenige, die alleine damit klar kommen musste. "Chloé." fing ich an und machte langsam einige Schritte wieder auf sie zu. Dabei war meine Stimme sanfter als eben. "Tut mir leid, ich hätte nicht so mit dir umgehen sollen. Aber ich hatte einfach Schiss, Schiss das alles rauskommt. Und ich war einfach so wütend auf denjenigen der dir das geschickt hat." Mittlerweile war ich bei ihr angekommen und sie war immer noch am weinen. Ich nahm sie einfach in fest in den Arm, gab ihr einen Kuss auf den Kopf und streichelte ihr beruhigend über die Haare. Und sie lies es zu. Es war als würde die ganze Anspannung und Geheimnisse der letzten Tage von ihr abprallen. "Wir werden herausfinden wer das war und ihn stoppen. Das verspreche ich dir. Ich werde morgen direkt Mathew anrufen und ihn darauf ansetzen." meinte ich leise zu ihr. Mathew war der Privatdetektiv der Familie und hat uns schon bei vielen Dingen geholfen.  Auf einmal erstarrte Chloé, ihr Körper wurde ganz steif und somit löste ich mich von ihr. Erschrocken schaute sie mich mit großen Augen an. "Was nein, bitte nicht Mason." flehte sie mich panisch an. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen. "Warum denn nicht? Das ist das beste und der schnellste Weg." erwiderte ich, doch sie schüttelte nur den Kopf. "Ich denk du möchtest auch das es aufhört, so schnell wie möglich." "Ja, es ist nur.. ich denke davon sollten so wenig Leute wie möglich erfahren. Bitte sag Sarah und Travis auch nichts. Wer weiß was dann passiert." versuchte sie mich von dem Gegenteil zu überzeugen, doch sie klang nicht wirklich glaubhaft. "Aber anders wird es nicht aufhören Chloé. Er wird immer weiter machen immer wieder und wieder. Das ist doch keine Lösung." sagte ich und schaute sie an. Während Chloé sprach, schaute sie mich noch nicht mal an. Irgendwas hatte sie doch noch zu verheimlichen, das spürte ich. "Und was dann? Was machst du wenn du ihn gefunden hast? Verprügelst du ihn, wie Shawn damals oder drohst du ihm?" fragte sie mich aufgebracht, auch wenn ich nicht wusste warum sie auf einmal säuerlich wird. Dabei kniff sie ihre Augen zusammen, welche aufblitzen. "Was? Nein." stritt ich zunächst ab. "Das werden wir dann immer noch sehen. Wir finden schon was, aber ich glaube nicht das so jemand einfach so aufhört. Warum sollte er? Jetzt wo es doch interessant wird. Ich habe einen Ruf zu verlieren." Erst jetzt sah sie mich an, dabei immer noch wütend. Irgendwas hatte sie verärgert, doch ich wusste nicht was. "Ach jetzt geht es wieder mal nur um dich? Toll." warf sie mich an den Kopf, dabei zeigte Chloé mit ihren Finger auf mich. "So hab ich das doch gar nicht gemeint, nur ich finde es keine gute Idee das unter den Tisch zu kehren. Wer weiß was er noch für Fotos hat." unterbrach ich sie sofort. Allein den Gedanken daran, dass da draußen irgendein Freak sitzt, der Fotos von uns- vor allem von Chloé- macht, machte mich verrückt. Wohl möglich geilte er sich an den Bildern auf, wer weiß wie er sie noch fotografiert hat. "Ich möchte dich doch nur schützen, dass nicht noch mehr Bilder gemacht werden. Das ist anders als von Paparazzo verfolgt zu werden, die machen das wenigstens öffentlich. Aber der Freak, versteckt sich. Wer weiß was er noch für Fotos geschossen hat, allein wenn ich schon daran denke wird mir schlecht. Verstehst du das Chloé?" offenbarte ich ihr meine Ängste, in der Hoffnung sie umstimmen zu können. "Ja, aber ich möchte nicht dass es noch andere Menschen wissen. Wir sollten das so klein wie möglich halten. Du musst mir da jetzt vertrauen, da wird nichts mehr kommen." versuchte Chloé mich zu überzeugen. Mittlerweile hatte hatte sie sich wieder beruhigt, wahrscheinlich hatte sie einfach Panik. "Und wie kommt es dann, das diese Nummer dich anruft?" hinterfragte ich das ganze, weil ich es ihr nicht wirklich abkaufte. Denn ich war ja dabei als sie angerufen hat. "Ich..äh. Es.." stotterte sie rum. "Ehrlich keine Ahnung, wahrscheinlich wollte derjenige sicher gehen, dass die Message angekommen ist. Wir waren einfach unvorsichtig. Bitte, Mason tu es nicht. Versprich mir, dass es unter uns bleibt." bat sie mich inständig. "Na gut, ich sage ihm nichts." Obwohl ihre Ausreden mich nicht überzeugte, versprach ich Chloé den Ball flachzuhalten. Ihr zuliebe werde ich erstmal nichts unternehmen, doch wenn ich noch was mitbekommen würde, würde ich einschreiten. Denn ich hatte im Gefühl, dass es noch nicht vorbei war. Dafür war sie nicht überzeugend genug, dafür sprach zu wenig. Vielleicht war Chloé naiv, weil sie dachte dass das ganze ein Ende hatte. Oder- was ich viel mehr vermutete- sie verheimlichte mir noch mehr. Vielleicht wusste sie sogar wer es war oder er hatte noch etwas gegen sie in der Hand, was sie mir nicht sagte. Doch ich wollte sie nicht schon dazu drängen mir die Wahrheit zu sagen, nicht jetzt.  
"Wir sollten uns in der nächsten Zeit lieber von einander fernhalten. Ein bisschen Abstand zueinander und uns nur mit den anderen blicken lassen." hörte ich Chloés Stimme nach einigen Minuten Stille. Schockiert schaute ich sie an, dabei riss ich meine Augen auf und somit die Brauen hoch. "Dein Ernst?" fragte ich sie als ich meine Stimme wieder gefunden hatte. Was sollte das? Wir hatten es doch eigentlich geklärt. "Ja, das ist einfacher für uns. Dann passiert das auch nicht mehr." da war sie wieder, die eiskalte Chloé. Die, die keine Miene verzog und ihre Gefühle nicht zeigte. "Wir waren nur unvorsichtig, das nächste Mal passen wir besser auf. Das was das letzte Mal passiert ist... war ein Ausrutscher. Wir werden uns nur noch in unseren Wohnungen treffen, die Vorhänge zuziehen." meinte ich zu ihr. "Und dann fallen wir wieder übereinander her, weil wir es nicht aushalten dem anderen so nah zu sein? Nein, Mason das klappt niemals. Dafür können wir die Finger zu wenig voneinander lassen." bekam ich nur als Antwort. "Doch Chloé, das schaffen wir. Jetzt musst du mir mal vertrauen. Je mehr Abstand wir zueinander haben, desto schlimmer wird es. Das hast du doch beim letzten Mal gesehen." ich nahm ihre Hände in meine. Diese Distanz zwischen uns war unmöglich. "Ja, deswegen ja. Das geht einfach nicht Mason. Du weißt ja was daraus gekommen ist. Wir sollten uns für ein paar Wochen nicht mehr alleine treffen." als sie den Satz zu Ende gesprochen hatte, entzog Chloé die Hände. "Darum geht es nicht nur, es ist nicht das Einzige. Du weißt ganz genau wie beschissen, die Jen Situation ist. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie es ist, wenn du immer die Angst haben musst, dass dein Partner von einer anderen gekrallt wird. Wie rasend das einen macht." "Ich dachte, das hatten wir schon längst hinter uns. Und wie ich das weiß, es macht mich rasend wenn ich nicht mit dir gesehen werden darf, wenn wir uns immer verstecken müssen. Und ich genau weiß, dass jeder denkt du bist zu haben dabei gehört dein Herz schon längst mir doch jeder versucht es.Du weißt, dass wir nicht lange getrennt aushalten können. Du brauchst meine Berührungen genauso wie ich deine." begann ich meinen Satz. Wie so oft legte ich eine Hand auf ihre Wange und kam mit meinem Gesicht ganz nah an ihres. Obwohl wir uns nicht berührten, konnte ich spüren wie sehr sie sich nach mir sehnte, ihr Verlangen. Und mein Verlangen war genauso groß. Denn diesmal wich sie nicht zurück, sondern schaute mir direkt in die Augen. Der Puls ging schneller. "Zwei Wochen." hielt meine Hand hoch und zeigte ihr eine zwei. "Ab morgen." Dann packte ich sie mir, legte meine Lippen auf ihre und küsste sie stürmisch. 

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