Neunundzwanzig

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Chloé

Am nächsten Morgen ging der Alltag wieder los und ich ging meiner üblichen Morgenroutine nach- heute mal ohne, dass ich verschlafen hatte oder sonst was. Als erstes duschte ich immer, zog mich an, föhnte mir anschließend die Haare und schminkte mich. Heute war ich sogar so gut in der Zeit, dass ich mich noch an den Frühstückstisch setzen und essen konnte. Also setzte ich mich zu meiner Mum, Mark und meiner Schwester. "Morgen." murmelte ich noch etwas verschlafen. Mark blickte von seiner Zeitung auf, die auf dem Tisch lag, begrüßte mich zurück und nahm einen Schluck Kaffee aus seiner Tasse. "Guten Morgen, Chloé." sagte meine Mum lächelnd zu mir, anscheinend hatte sie zur Zeit echt gute Laune. Ich setzte mich neben meine Schwester, die gerade einen Löffel von ihren Cornflakes sich in den Mund schob. Zuerst nahm ich mir einen Muffin, brach ein Stück ab und steckte es mir in den Mund- morgens brauchte ich einfach was Süßes. Während des Frühstückes schwiegen wir die meiste Zeit, das war fast immer so bei uns. Mark war sowieso in seine Zeitung vertieft und der Rest von uns gehörte eher zu den Morgenmuffeln. Auch ich war noch etwas verschlafen, auch wenn der gestrige Tag eher ziemlich entspannt verlief. Nachdem Sarah weg war, unterhielt ich mich noch lange mit Brad und schaute danach noch meine Serie. So gut es jedenfalls ging, denn ich machte mir immer noch Gedanken über Sarah und was ihr passiert ist. Auch wenn ich wusste, dass ich daran nicht ändern konnte, konnte ich einfach nicht aufhören an sie zu denken und mir Sorgen zu machen. Sie hatte sich gestern auch nicht mehr gemeldet. Doch ich ließ sie in Ruhe, weil ich sie nicht nerven wollte. Ich wusste, dass meine beste Freundin einfach etwas Abstand brauchte und heute würde es wahrscheinlich anders aussehen.
"Soll ich dich zur Schule begleiten?" fragte ich Sophie als ich mit frühstücken fertig war. Denn ich war heute so früh dran, dass ich zu Fuß zur Schule gehen konnte. "Ja gerne." Ich grinste meine Schwester an und ich war froh, dass sie noch nicht in dem Alter war, indem es uncool ist von seiner Schwester zur Schule gebracht zu werden. "Dann komm." mit diesen Worten stand ich auf, nahm mein dreckiges Geschirr in die Hand und brachte es in die Küche, wo es Lucy mir dankend abnahm. Bevor ich wieder ins Esszimmer ging, schnappte ich mir noch einen Apfel aus der Obstschale, so hatte ich noch für Zwischendurch zum Essen. Auf dem Weg ins Esszimmer, nahm ich meine Schultasche, legte den Apfel rein und hing sie mir um die Schulter, meinen Mantel zog ich direkt auch an, sowie Schal und eine Mütze. Mittlerweile war Sophie auch fertig mit ihrem Frühstück und stand auf um ihre Schultasche zu holen. "Bis später." verabschiedete ich mich von den beiden während wir in den Flur gingen. "Viel Spaß in der Schule ihr beiden, bis später." hörte ich meine Mutter noch rufen bevor die Tür ins Schloss fiel. Draußen war es so kalt wie angenommen, mittlerweile kletterten die Temperaturen in den Minusbereich. Trotzdem war es ein schöner sonniger Morgen in New York und ich genoss die Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Und atmete tief ein, als würde ich somit die Sonne in meinen Körper aufnehmen. An solchen Tagen schien alles so friedlich, es war als wären alle Probleme wie weggeblasen. Auf den Bäumen die am Wegrand waren war noch der Frost. Als hätte man keine Sorgen. "Man es soll endlich schneien." sagte Sophie neben mir und ich hatte fast vergessen, dass sie neben mir war. Ich lachte auf, als Kind hatte ich mir auch immer Schnee gewünscht, doch jetzt reichte er mir im Skiurlaub oder an Weihnachten wenn man eh nicht raus musste. "Ach wir kriegen noch früh genug Schnee, Süße. Und stell dir mal vor wir können nicht zu Dad an Weihnachten wegen dem Schnee." ich grinste sie an und stupste sie leicht mit meinem Ellbogen in die Rippe. "Hm, dann ist der Schnee halt weg wenn wir nach London fliegen." meine kleine Schwester schaute mich verschmitzt an. "Ja, wenn das nur so einfach wäre Sophie." Kurz nachdem ich das gesagt hatte, waren wir auch schon an ihrer Schule. Ich verabschiedete mich von Sophie, doch für eine Umarmung war ich ihr dann doch zu peinlich. Deshalb beließ ich es bei "Wir sehen uns später, Sophie. Viel Spaß." Und schaute ihr nach wie sie ihre Freundinnen begrüßte und sie in das große Gebäude gingen. Nachdem meine Schwester außer Sichtweite war, ging ich weiter. Auf dem Weg zu meiner Schule, kam ich an einem Starbucks vorbei. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich noch genug Zeit hatte um etwas zu bestellen. Ich ging also in den Laden rein und kam auch direkt dran. Zwar gab es hier an jeder Ecke ein Starbucks, trotzdem war hier manchmal echt viel los. Ich hatte für Sarah und mich jeweils einen Kaffee bestellt. Es war fast schon Tradition, dass wir uns vor der Schule nochmal hinsetzten, Kaffee tranken und quatschten. Vorausgesetzt ich hatte nicht verschlafen oder war zu spät.
Als ich an der Schule ankam, war es kurz vor acht. Die große Treppe vor dem Gebäude, sowie der Vorplatz war mit einigen Schülern gefüllt, doch die meisten kamen erst kurz vor knapp. Ich setzte mich auf unserem Stammplatz und stellte die zwei Becher auf den Boden. Zum Glück, hatte ich keinen Kaffee ausgeschüttet sonst hätte ich mich wieder umziehen müssen. Während ich wartete nahm ich mein Handy raus. Mason hatte mir geschrieben, dass auch er schon auf dem Weg zur Schule war. Vor dem Unterricht war er noch eine Runde laufen, wahrscheinlich weil seine Mutter da war und er ihr aus dem Weg gehen wollte. Die Zeit verging schleppend. Ich schaute immer wieder hoch, ob Sarah, Mason oder Travis- wenn er denn kam- in Sicht war. Doch ich schaute zwar in bekannte Gesichter, aber wollte mich nicht unbedingt mit ihnen unterhalten. Zwar grüßte ich sie, doch war auch froh wenn sie an mir vorbei liefen. Auf der Schule war ich zwar bekannt, aber außer die drei hatte ich nicht wirklich viele Freunde auf die ich zählen konnte- auch wenn ich beliebt war. Die meisten waren Schulbekannschaften, man traf sich auf Partys, man verstand sich im Unterricht gut und vielleicht ging man mal zusammen Shoppen aber das war's auch schon. Doch mir reichte das, ich brauchte nicht hundert Freunde. Mich riss eine Brünette aus meinen Gedanken, denn gerade hatte Sarah das Grundstück betreten und kam auf mich zu. Je näher sie kam, desto deutlicher sah man ihr an, dass sie kaum geschlafen hatte. Statt dem üblichen Lächeln, starrte ich in ein emotionsloses Gesicht. Als sie bei mir ankam, stand ich auf und nahm meine beste Freundin in den Arm. Sie ließ es über sich ergehen und wirkte etwas verkrampft, kein Wunder bei dem was sie mir gestern erzählt hatte. "Hey, ich habe das richtige jetzt für dich." meinte ich nachdem ich mich von Sarah gelöst hatte und hielt ihr grinsend einen Becher hin, der Kaffee darin war bestimmt kalt. Doch Kaffee war Kaffee, er hatte immer noch die gleiche Wirkung. "Ja, danke Chloé." nahm sie ihren Kaffee an und nahm einen Schluck. Anschließend setzten wir uns neben einander und ich drehte mich zu ihr, sodass wir uns besser unterhalten konnte. "Wie geht es dir denn?" fragte ich sie nach einer kurzen Pause. Eigentlich war diese Frage unnötig, denn man konnte es an Sarahs Gesicht sehen wie es ihr ging. "Naja es geht, es kam halt alles wieder hoch. Können wir wann anders darüber reden?" blockte sie ab und ich nickte nur. Natürlich konnte ich verstehen, dass sie nicht darüber reden wollte doch ich wollte es meiner besten Freundin anbieten. "Sorry, dass ich dir gestern nicht geschrieben habe aber ich lag die ganze Zeit einfach nur im Bett, habe noch meinen Kater auskuriert und wollte einfach alleine sein." meinte sie dann, doch bevor ich etwas erwidern konnte stießen auch schon Mason und Travis zu uns. "Na Ladies, alles wieder frisch?" begrüßte Travis uns gut gelaunt und breit grinsend. Er umarmte er Sarah und kam dann auch mich zu. "Warum hast du denn so gute Laune an einem Montagmorgen?" fragte ich lachend. "Tja, ein Gentleman genießt und schweigt." "Du und ein Gentleman?" ich zog die Augenbraue hoch und wir fingen an zu lachen. ""Hey Chloé." begrüßte Mason mich lächelnd, nahm mich in den Arm und ich schmolz wieder dahin. Ich drückte ihn an mich und natürlich war die Umarmung viel zu kurz. Nachdem er Sarah umarmte, meinte er an sie gewandt "Und alles gut? Hattest bestimmt einen heftigen Kater." Auch wenn er lächelte, sah ich seine Sorgenfalte in seinem Gesicht. Auch meinem besten Freund schien es nicht entgangen zu sein, dass Sarah ziemlich fertig ist- auch wenn er den eigentlichen Grund nicht wusste. "Ja, Chloé hat mich gestern etwas aufgepäppelt. Zum Glück ist nochmal alles gut gelaufen." sie lächelte mich an. "Danke, dass ihr den Plan gerettet habt. Ich war einfach nicht mehr in der Lage dazu sorry." "Ach dafür sind wir doch da." antwortete Mason ihr und erwiderte das Lächeln. "Hauptsache dir geht es gut und du hast nichts gemacht was du bereust." "Ja und wir hatten einen richtig geilen Männerabend. Ich wusste gar nicht, dass man so viele Shots trinken kann ohne zu kotzen. Auf jedenfall haben wir Shawn ganz schön abgefüllt." meldete Travis sich grinsend. Anscheinend war ihr Abend doch ganz lustig. "Verdient hat er es definitiv." erwiderte ich auch lachend. "Wenn der gestern keinen Kater hatte, dann weiß ich auch nicht. Er war so besoffen, dass er die Sache mit dem Handy nicht gerafft hat." Auch Mason ging auf das Gespräch ein. Zwar konnte wir jetzt darüber lachen, aber vor zwei Tagen sah es anders aus. Es hätte auch wirklich auch anders ausgehen können, über die Risiken war ich mir vorher gar nicht bewusst. Erst im nachhinein und zum Glück waren die Jungs so flexibel und haben es in die Hand genommen. Gemeinsam gingen wir in das Gebäude, Sarah und ich hatten in den ersten Stunde Mathe. Also verabschiedeten wir uns schon ziemlich schnell von den beiden Jungs. "Wir sehen uns später in der Mittagspause." sagte ich zu den beiden grinsend. "Ja, bis später Ladies." verabschiedete Travis sich von uns lachend über den Ausdruck.

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