Achtundfünfzig

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Chloé 

"Dich ficken? Das denkst du das möchte ich mit dir machen? Nein, Baby. Du bist zwar geil aber das was ich mit dir vorhabe befriedigt mich noch mehr als vier Minuten Quickie."  Shawn lachte immer noch. Kurz nachdem ich diesen Satz gehört hatte, atmete ich tief aus. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte. Doch meine Erleichterung hielt nicht lange an. "Was ist es dann?" bohrte ich weiter nach und scheiterte bei dem Versuch so selbstbewusst wie möglich zu klingen. Meine Stimme war zwar angemessen, dennoch brüchig. Ich traute mich gar nicht diese Frage zu stellen. Obwohl ich mir geschworen hatte, stark zu bleiben war das gar nicht so einfach. Ich war schon wieder den Tränen nahe. Das war einfach zu viel für mich. Vielleicht lag es an wie so oft an dem Alkohol, dass ich so emotional war. Shawn schüchterte mich einfach ein, zwar kannte ich ihn schon länger und wusste mittlerweile wozu er in der Lage war. Aber ich glaubte nicht daran, dass er mir etwas antun würde- zumindest körperlich. Das war zu auffällig und er war nicht so ein schlechter Knochen. Ich schluckte hart und hielt die Luft an als ich seine Stimme hörte. "Das hier, Baby." mit der einen Hand fuhr er mir durch die Haare und legte sie nach vorne, sodass sie über meine Brust fielen. Dann lehnte er sich nach vorne, ich konnte ihm nicht entkommen, ich war schon quasi in der Wand. "Das deine Knie zittern, weil du nicht weißt was ich als nächstest vorhabe. Ich spüre deine Angst schon von weitem und so sehr du auch versuchen magst sie zu überspielen, ich rieche sie an dir." flüsterte er mir uns Ohr, atmete einmal tief durch die Nase ein um zu symbolisieren was er meinte. Anscheinend konnte Shawn mich besser lesen als ich gedacht hatte. Oder ich war einfach eine schlechtere Schauspielerin als gedacht. Aber er hatte Recht, ich hatte Angst vor ihm. Ich spürte wie meine Handinnenflächen feucht wurden, mein Hals ganz trocken waren und auch meine Körperhaltung drückte meine Gefühle aus. Ich machte mich nicht wie sonst immer groß, im Gegenteil. Außerdem vermied ich es ihm in die Augen zu sehen. Vor allem wenn wir alleine waren, ich hatte Schiss das wurde mir mal wieder klar. Unter Menschen und während unseres Tanz, sowie bei seinen Eltern war es nicht so. Dort fühlte ich mich fast schon sicher bei ihm. Ich fand ihn fast sympathisch doch dann fiel mir unsere Vergangenheit wieder an und schon war ich wie ein aufgescheutes Reh, Beute für ihn. Anfangs machte ich dieses Spiel noch mit, weil ich es als ungefährlich empfand doch je länger ich darüber nachdachte, desto mehr hatte ich mir die Finger verbrannt. Desto tiefer war ich in seinem Netz gefangen. Im wahrsten Sinne des Wortes, gefangen in einem Aufzug. Und das er sich an meiner Angst aufgeilte, machte es auch nicht besser. "Du kannst dir nie sicher sein, was ich als nächstes vorhabe." fuhr er fort und ging mit seinem Kopf nach hinten, ließ aber immer noch nicht von mir ab. Er sperrte mich immer noch an der Wand ein. "Verschicke ich die Aufnahmen als nächstes an alle Boulevard Zeitungen?" dann ließ er seine Hände über meinen Körper gleiten, schaute mich anzüglich an, so als würde er  mich mit seinen Blicken ausziehen. "Oder ficke ich dich doch noch Puppe? Deine Reaktion macht mich schon geil. Wie du mich mit deinen unschuldigen blauen Rehaugen anschaust, deine Bemühungen stark zu bleiben. Nicht jeder hat die Kraft dazu noch so neugierig zu sein. Und sich dagegen zu wehren" sprach er verrucht mit mir und biss sich auf die Lippe,mal wieder überkam mich das Gefühl von Ekel. "Du bist doch krank." ich wurde wütend und wusste auch nicht vorher ich auf einmal den Mut nahm. Aber ich stieß ihn mit aller Kraft von mir weg, so gut es auf jedenfall ging. Shawn war schwerer als erwartet. "Vielleicht bin ich das Süße, aber wenigstens stehe ich dazu und spiele mit offenen Karten." grinsend schaute er mich an. Auch wenn der Seitenhieb weh tat und Shawn im Grunde Recht hatte, ließ ich mich darauf gar nicht ein. "Warum ausgerechnet ich? Was soll der Scheiß? Wieso hast du nicht eine der anderen hundert Bitches ausgesucht?" rief ich ihm wütend zu, aus meiner Angst wurde urplötzlich Wut. Warum auch immer aber ich hatte auf einmal die Kraft dazu mich zu wehren, nicht alles mit mir machen zu lassen. Vielleicht auch weil ich dem Ganzen endlich ein Ende setzen wollte. Ich wollte hier raus und das Spiel beenden. Auch wenn das nicht unbedingt der richtige Weg war, aber ich konnte meinen Impuls nicht unterdrücken. Mein Gegenüber grinste mich immer noch an. "So gefällst du mir viel besser, die wütende Chloé. Ich habe schon den ganzen Abend darauf gewartet. Hab mich schon gewundert, warum du auf einmal ein Lämmchen warst doch jetzt kommt die Furie in dir hervor." antwortete er nur, daraufhin verdrehte ich die Augen. Ich hatte genug von seinen Sprüchen. "Schön für dich, ich habe nur überlegt wie ich dich am schnellsten loswerde. Und das war nicht die Antwort, auf meine Frage." zickte ich ihn wütend an, dabei schaute ich ihm seit langem in die Augen. Er hatte dieses Funkeln drin, ich wusste nicht genau was es zu deuten hatte. Vielleicht weil er bald an sein Ziel gekommen war, weil er erregt war oder weil er sich einfach amüsierte. "Guck dich doch mal an. Du bist nicht nur unglaublich heiß und klug. Aber keine der Weiber mit den ich gefickt habe, hätte sich so gegen mich gestellt außer dir. Das wusste ich schon als du mein kleines Geheimnis gelüftet hast. So macht es mir viel mehr Spaß etwas gegen dich in der Hand zu haben." "Also ist es Rache was du willst? DU möchtest mein Leben und Masons kaputt machen, nur weil dein Ruf nicht mehr der beste ist. Deswegen bist du so besessen von mir? Du hast keine Ahnung, was du mit all dem anrichten kannst. Oder doch wahrscheinlich schon aber dir ist es einfach egal. Nur weil du ein perverses Schwein bist, der sich noch an den Tapes aufgeilt. Du hättest einfach die Schule wechseln können, so what. Stattdessen rächst du dich an uns, was soll der Scheiß? So beschissen ging es dir die letzten Wochen ja auch nicht, wurdest bestimmt noch von deinen Kumpels gefeiert." sprudelte es aus mir raus, dabei funkelte ich Shawn böse an. Ich konnte es immer noch nicht glauben warum man sowas tat. "Glaub mir Puppe, es ist mehr als sich zu rächen. Das gleiche hast du doch auch gemacht." "Bullshit, ich habe meinen Ruf und den vielen anderer Mädels gerettet. Ich wollte sie vor dir warnen." unterbrach ich ihn, dabei erzählte ich ihm nicht, dass es eine Genugtuung für mich war. "Wie dem auch sei, wenn du das glauben magst. Und Mason war mir immer egal, ich wollte nur dir schaden. Das er darunter leidet war nur ein süßer Beigeschmack. Als ich euch beide zusammen zufällig das erste Mal am Flughafen gesehen  und aufgenommen hatte, wusste ich noch gar nicht was ich da in der Hand hatte. Zunächst wollte ich es sofort an Secrets schicken, doch ich wurde eines besseren belehrt. Ich konnte damit so viel erreichen, also habe ich euch ein bisschen verfolgt und siehe da habe ich schöne Aufnahmen bekommen." erklärte er mir in einem ziemlich neutralen Ton, doch ich sah Shawn an wie sehr er sich darüber erfreute. Das war ekelhaft. Angewidert schüttelte ich den Kopf, auch wenn es nichts neues war konnte ich ihn nicht verstehen. Ich fuhr mir mit den Händen durchs Gesicht, mir war egal wenn mein Make up verschmieren würde. "Außerdem habe ich dir Rache geschworen, vergessen? Aber das hier ist besser." jetzt grinste er wieder breit. "Das ist krank, echt krank. Du solltest dir echt Hilfe holen Shawn." rief ich ihm zu.Er war schon regelrecht besessen mir es heimzuzahlen. Doch da war noch eine Frage die mich beschäftigte, etwas was ich nicht verstand. Auch wenn ich die ganze Scheiße nicht nachvollziehen konnte, hatte Shawn zumindest einen Grund genannt- wenn auch sowas nicht  recht zufertigen war. Schließlich war das ein Eingriff in die Privatsphäre. Ich wusste, dass ich mich immer wieder wiederholte, immer wieder die gleichen Fragen stellte. Doch für mich war das einfach unbegreiflich, ich kriegte das nicht in meinen Kopf rein. "Was sollte eigentlich die beschissene Show dort drin? Warum stellst du mich deinen Eltern vor als angebliches Date? Was soll der Scheiß? Reicht es dir nicht, dass du mir schon so den ganzen Abend versaut hast? Dann gaukelst du ihnen auch noch was vor." verständnislos schüttelte ich meinen Kopf. Es waren Fragen die mich schon länger beschäftigten, weil das ganze mehr als unnötig gewesen ist. "Was denkst du denn, Chloé?" es war das erste Mal an diesem Abend, dass er bewusst meinen Namen aussprach. Ihn aus seinem Mund zu hören war ziemlich verrückt. Dann kam er wieder näher, sein Gesicht beugte er nah an meinem. "Warum habe ich wohl little Miss Sunshine, meinen Eltern als Date vorgestellt? Denk mal nach. Du hast dich dadrin ja ganz schön wacker geschlagen. " Ich musste nicht lange überlegen bis ich wusste warum er das tat. Dafür hatte er mir schon genug Hinweise gegeben, auch sein ganzes Verhalten wies daraufhin. Es war nicht, weil er mich für sich beanspruchen wollte sondern er wollte Kontrolle darüber haben wie das zu laufen hat. Mich einschüchtern auf eine andere Art und Weise, nicht indem er mir drohte sondern etwas unvorhersehbares tat. "Du wolltest mich kontrollieren und auch alles um dich herum. Du wusstest das ich mitspielen würde, weil ich alles dafür tun würde um zu verhindern das es veröffentlicht wird. Du wolltest mich demütigen, weil ich diejenige war die dein schmutziges Geheimnis entdeckt hatte.  Vor allem weil du die ganze Zeit über die Macht hattest. Macht über mich, über meine Gefühle aber auch über Mason. Diese Situation eben hast du voraus gesehen, du wusstest er würde irgendwann zu uns kommen. Eine Szene machen. Aber es hatte nicht den richtigen Effekt, stimmt's? Auf uns wurde kaum einer aufmerksam, keiner sah uns zusammen. Du hast gehofft, mich noch mehr bloß zustellen. Trotzdem versteh ich nicht warum du ausgerechnet diesen Weg gegangen bist. Aber warum das mit deinen Eltern? Du konntest auch andere Wege gehen." interpretierte ich laut und sprach mittlerweile relativ ruhig mit ihm, auch wenn ich eine tickende Zeitbombe war. Auch wenn ich mich dagegen sträubte, ich konnte immer mehr in Shawn hineinblicken und mir wurde klar was sein Ziel war. "Das hätte ich dir gar nicht zugetraut. Das ist ganz einfach, als meine Eltern Wind von meiner Liste bekommen haben durch die Medien haben sie mir sämtliches Geld gestrichen, damit ich mal zur Vernunft komme. Mein Dad hielt mich schon immer für einen Versager, natürlich boxte er mich raus, schließlich war ja auch sein Ruf gefährdet. Dennoch ließ er seinen Ärger bei mir freien Lauf. Immer wieder erniedrigte er mich und ich wollte es ihm zeigen. Das er unrecht hat und ich nicht der Typ bin, der jeder glaubt zu zeigen. Wenn das selbst der eigene Vater glaubt, was soll dann die Welt denken. Und du hast dich als perfekte Begleitung geeignet." erklärte er mir und für einen kurzen Moment, wich sein fieses Grinsen aus dem Gesicht und er schien fast schon traurig. Doch ich empfand kein Mitleid- zumindest redete ich mir das ein. Denn er hatte mir so oft weh getan, so oft Angst eingejagt und gedemütigt. "Nur leider bist du der Typ für den dich jeder hält." antwortete ich nur provozierend, bevor ich doch noch Mitleid bekam. "Ja, warum wohl? Dank dir. Hättest du damals nicht diesen Fehler begangen, wäre es nie dazu gekommen." Natürlich schob er mir die Schuld zu, doch diesen Schuh zog ich mir gar nicht erst an. Ich ignorierte es. Stattdessen wollte ich nur noch hier weg, durch das- zugegeben- relative vernünftige Gespräch hatte ich fast vergessen das er mich hier in diesem Aufzug immer noch festhielt. "Lass mich jetzt verdammt nochmal endlich raus!" sagte ich energisch zu Shawn, doch der schüttelte nur lachend den Kopf. "Ich habe kein Bock mehr auf diese Spiele, lass mich frei. Sofort!" rief ich ihm zu, zwar löste er seinen Griff und trat einen Schritt zurück. Doch Shawn machte immer noch keine Anstalten mich hier raus zu lassen. Und zwischen dem Knopf des Aufzuges und mir lag immer noch Shawn. Ich schielte darauf und überlegte wie ich es am besten anstellte. Anscheinend merkte er meinen Blick, trat einen Schritt zur Seite, sodass er sich direkt davor stellte und fing an zu sprechen. "Vielleicht sind wir für heute Abend fertig, aber glaub mir das Spiel ist noch nicht beendet, Puppe." drohte er mir ruhig. "Oh, doch dieses Spiel ist beendet und zwar jetzt!" jetzt wurde ich sauer, erhob wütend meine Stimme und formte meine Hände zu Fäusten. Wahrscheinlich machte ich mich durch diese Geste lächerlich, doch ich musste irgendwo hin mit meiner Wut. Wieder einmal hörte ich sein Lachen. "Wenn diese Tapes jemals ins Netz kommen, mache ich dich dafür verantwortlich! Mir egal ob es deine Schuld ist oder nicht. Dann erfährt die ganze Welt das was Mason dir eben gezeigt hat. Wir haben nämlich auch ein Ass im Ärmel." blaffte ich, denn ich hatte keine Ahnung was Mason ihm eben gezeigt hatte. Ich wusste nur, das wir ihm damit Schaden konnten. "Ach Süße, sei doch nicht immer direkt so zickig. Aber ich stehe drauf wenn du deine Krallen aus fährst."  Shawn blieb immer noch ganz ruhig, zumindest tat er so. Doch ich war schon wieder auf 180, es fiel mir schwer die Fassung aufrecht zu halten und ihm nicht zu drohen. "Denk an meine Worte, ich mache das wahr. Dann werden deine letzten Monate an der Schule nicht gerade schön." eigentlich war ich nicht so rachsüchtig, doch anders verstand Shawn es ja nicht. "Okay, Puppe. Ich möchte ja nicht deinen Ärger auf mich ziehen." meinte er lachend, hob eine Hand und streckte sie in meine Richtung aus. Doch ich schaute ihn böse an, sodass er sie wieder fallen ließ. Natürlich war es nicht die gewünschte Antwort, immerhin hatte er gehört. Doch ich war noch nicht fertig. "Und wenn du mir nochmal eine Nachricht schreibst oder sogar Fotos von uns machst, zeige ich dich an. Ich habe genug Augenzeugen, das du derjenige bist der uns stalkt. Und noch mehr, ich zeige der Polizei, dass du damals ohne meinen Willen die Fotos von uns veröffentlich hast. Und diesmal kann Daddy dich nicht so einfach rausboxen. Orange ist nicht deine Farbe." drohte ich ihm mit meinem Zeigefinger. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich meine Drohungen wahr mache und er konnte es auch. Ich hatte genug davon eine Marionette in seinem Spiel zu sein und Angst haben zu müssen.  "Ich verspreche dir, dass ich die Füße still halten werde. Aber das Spiel wird noch nicht vorbei sein, auch wenn ich nichts mehr mache, Süße. Es wird weitergehen, glaub mir. Es wird nicht aufhören." gab er zu und es dauerte ein wenig bis ich diesen Satz geschluckt hatte. Er verwirrte mich. "Was soll das heißen?" fragte ich ihn verwirrt und zog meine Augenbraue hoch. Und im gleichen Moment setzte sich der Aufzug wieder in Bewegung. "Wart's ab, ich bin nicht der Einzige dem ihr geschadet habt, auch wenn du sonst so eine reine Weste hast." plauderte Shawn aus und schon war der Aufzug unten angekommen. Er beugte sich zu mir rüber und schon konnte ich seine Lippen auf meiner Wange spüren. "Wir sehen uns in der Schule, Puppe." flüsterte er mir zu. Und ich war zu perplex um protestieren zu können. Kurz gesagt, ich war sprachlos. Ich starrte vor mir auf den Boden und bekam gerade so mit, dass Shawn weg ging. Ich hörte wie seine Schritte sich entfernten. Doch ich konnte keinen Fuß aus diesem Aufzug setzen. In meinem Kopf schwirrte es herum und ich musste erstmal einen klaren Gedanken fassen. Das was er mir offenbart hat, hieß dass Shawn nicht alleine war. Er hatte das nicht alleine geplant, sie waren mindestens zu zweit. Eigentlich hätte ich es ahnen müssen, so smart ist er dann doch nicht. Außerdem gab er unterschiedliche Aussagen von sich, was mir jetzt erst auffiel. Zunächst behauptete er, dass er die ersten Fotos im Swimming Pool gemacht hatte und dann am Flughafen- das passte nicht zusammen. Ich hatte es sofort merken müssen das was faul an der Sache war. Sofort überlegte ich, wer der andere sein könnte. Wer hatte noch was gegen uns?

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