Sechzehn

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Chloé

Ein grelles Klingeln riss mich aus dem Schlaf. Statt darauf zu reagieren, drehte ich mich noch einmal um. Ich ließ meine Augen geschlossen und döste vor mir hin. Das war alles nur in meinem Traum gewesen. „Chloé!" Hörte ich Sarahs Stimme neben mir. Ich reagierte immer noch nicht. Es war eindeutig zu früh. Als sie mich anstupste, brummte ich nur ein mürrisches „hmm." Ich war einfach zu müde um zu antworten oder gar mich zu bewegen. Auch nicht als ich mitbekam, dass sich das Bett neben mir bewegte und Sarah anscheinend aufstand. Leise Schritte hörte ich auf dem Boden, ehe die Tür geöffnet und anschließend wieder geschlossen wurde. Sarah war im Gegensatz zu mir eine Frühaufsteherin. Sie konnte eindeutig besser mit der Uhrzeit umgehen als ich. Zudem waren wir gestern Abend noch lange wach gewesen, zu lange. Obwohl ich danach durchgeschlafen hatte, fehlte mir deutlich der Schlaf. Als ich es, dank Sarahs Hilfe, irgendwie geschafft hatte mich zu beruhigen, unterhielten wir uns über alles Mögliche. Nachdem ich ihr von der Party und dem gestrigen Tag berichtet hatte, wechselte sie das Thema. Sarah erzählte mir von ihrem Tag, wie sie zusammen mit ihrer Mum und Zwillingsbruder Nate einen Harry Potter Marathon veranstaltet hat. Ich erzählte ihr die wichtigen Details der gemeinsamen Nacht mit Mason und den Morgen danach als Meredith uns erwischt hatte. Sie fragte mich nach meinem Bruder und meinem Dad. Tatsächlich lenkte mich all das und nach vieles mehr von den Gedanken ab. Sarah konnte mich sogar dazu überreden Charlotte eine Nachricht zu schreiben. Auch wenn unser Verhältnis immer noch angespannt war, wollte ich ja auch nicht, dass sie sich Sorgen um mich machte. Also hatte ich sie kurz angerufen und mitgeteilt wo ich mich war. Natürlich war ihr das auch nicht recht, denn laut meiner Mutter hätte ich mich schon früher melden sollen. Jedoch hatte ich so ihre empörten Nachrichten verhindern können. Letztendlich fielen mir zuerst die Augen zu. Obwohl ziemliches Chaos in meinem Kopf herrschte, war ich anscheinend zu erschöpft um weiter darüber nachdenken zu können.
Mir fiel es schwer wach zu bleiben, immer wieder döste ich vor mir hin. Meine Augen konnte ich schon gar nicht öffnen. Auch nicht als ich von weitem wahrnahm, dass jemand die Tür öffnete und das Zimmer betrat. Vermutlich Sarah. Doch ich war zu müde um nachzugucken. „Chloé!" Rief ihre Stimme mir zu. Dennoch war ich nicht in der Lage ihr zu antworten. „Chloé, komm schon. Du musst aufstehen." Diesmal klang Sarah deutlicher und lauter. „Hmm." Brummte ich nur vor mir mürrisch hin als sie meine Schulter berührte. „Können wir nicht hier bleiben?" Fragte ich mit geschlossenen Augen. „Nein." Ihre Antwort klang eindeutig. Es lag nicht nur an der Müdigkeit, dass ich nicht dorthin gehen wollte. Sondern vielmehr an der Tatsache mich der Realität zu stellen. Ich wollte das nicht. Ich wollte viel lieber in meiner kleinen Bubble bleiben. „Hier ist es viel schöner." Murmelte ich. Auch wenn der Versuch sie davon zu überzeugen zwecklos war. „Vergiss es! Wir gehen schön in die Schule. Keine Widerrede." „Du bist unfair!" Sarah lachte amüsiert und ich lauschte ihren Schritten. Langsam öffnete ich meine Augen und sah, dass sie mit einem Handtuch umschlungen vor dem offnen Kleiderschrank stand. „Ich leih dir was von mir. Wir wollen ja nicht, dass du noch mehr auffällst." Inzwischen hatte Sarah mir den Rücken zugewandt und durchsuchte ihren ordentlich sortieren Kleiderschrank. An den Anblick ihres farblich und nach Saison sortierten Klamotten musste ich schmunzeln. Natürlich hatte sie sich dieses System selbst überlegt und durchgesetzt. „Und falls du nicht aussehen möchtest als hättest du drei Tage nicht geduscht, dann solltest du dich beeilen. Meine Mum hat Frühstück für uns gemacht." Bei ihren Worten setzte ich mich auf. Müde fuhr ich mir mit der Handfläche über das Gesicht, ich rieb mir die müden Augen. Bei dem Versuch durch meine Haare zu fahren, kam ich nicht weit. Seit vorgestern hatte ich sie nicht mehr gewaschen, geschweige denn gekämmt. Dementsprechend viele Knoten hatte ich. „Husch, husch in die Dusche." Forderte Sarah mich erneut auf, die gerade ihren Kopf in meine Richtung gedreht hatte. „Jetzt stress mich doch nicht so." erwiderte ich, machte jedoch Anstalten aufzustehen und zur Tür zu gehen. „Du kennst dich ja aus. Handtücher sind im Badezimmer." Meinte Sarah, während sie einen akribisch gefalteten Rock und einen Blazer, sowie Bluse auf einem Bügel in den Händen hielt. Derweil hatte ich die Tür erreicht. „Falls du mich suchst, ich bin in der Küche."

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