20.12.2018
Lächelnd stand ich mit meinem Freund am Flughafen und wartete darauf, dass unser Flug aufgerufen wurde. Lächelnd blickte ich runter zu meinem Freund. Irgendwie war er schon den ganzen Tag total komisch. Klammerte sich dauernd an mich, als hätte er Angst ich könnte weg laufen oder so. Ich nahm ihn immer wieder in den Arm, um ihn etwas zu beruhigen und davon abzuhalten ängstlich seine Hände in den Ärmeln seines Pullis zu vergraben und dann mit großen Augen auf irgendwelche Flugzeuge zu starren, die abhoben oder landeten. Ich hatte schon fast die Vermutung er hätte Flugangst, aber da er ziemlich oft mit seiner Mannschaft flog und dort, soweit ich wusste, keine Flugangst hatte, hielt ich das nicht für sehr wahrscheinlich. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass er über Nacht eine entwickelt hatte, war denkbar gering.
Wieder breitete ich meine Arme für ihn aus und lächelte ihm aufmunternd zu "Na komm schon her." Sagte ich mit ruhiger Stimme. Ohne lange zu warten kam er meiner Aufforderung nach und kuschelte sich eng an mich. Ich strich ihm immer wieder über den Rücken und küsste seinen Haaransatz. Ich merkte wie er sich immer näher an mich drückte, als könnte er so in eine andere Welt fliehen. Immer wieder streichelte ich seinen Rücken. Ich bemerkte wie er kurz unterdrückt auf schluchzte. "Was ist denn los, chérie?" Flüsterte ich besorgt in seine Haare. Er war zwar allgemein ziemlich emotional, aber mitten in der Öffentlichkeit anzufangen zu weinen, sah ihm eigentlich gar nicht ähnlich.
Ich hatte begonnen seine Haare zu streicheln und spürte wie er sich in die Berührung lehnte. "Nichts, alles gut." Log er. Ich sah ihn an. "Du weißt, dass ich dir nicht glaube, oder?" Er nickte und vertiefte die Umarmung wieder. Ich seufzte und murmelte leise, sodass nur er es hörte; "Was auch immer es ist, du kannst es mir sagen, wenn du soweit bist." "Danke, du weißt wie viel mir das bedeutet." Antwortete er mir.
Es stimmte, er hatte mir erzählt wie es ihm ging als ich ihn kennenlernte. Er hatte damals keine Ahnung, wie er mit allem umgehen sollte und hatte auch keine richtige Bezugsperson, mit der er darüber reden konnte. Das alles erfuhr ich erst nach einem Jahr Beziehung. Er hatte es mir ewig verschwiegen, obwohl mir durchaus bewusst gewesen war, dass ihn irgendetwas bedrückte. Nachdem er es mir erzählte, hatte ich ihm angeboten, dass er mir alles erzählen konnte was er wollte. Nachdem er noch mehrere Male nachgefragt hatte, hatte er angefangen sich einfach Mal alles von der Seele zu reden, was ihn teilweise seit Jahren bedrückte. Ich hatte ihm zugehört und ihn am Ende in den Arm genommen.
Danach hatte unsere Beziehung eine andere Ebene erreicht. Es war mehr als eine normale Beziehung. Er war zum einen mein Freund, zum anderen aber auch wie ein Bruder für mich, teilweise war er wie ein Vater, teilweise wie ein Tagebuch, welchem man absolut alles erzählte. Größtenteils war er aber einfach die Person, die mir immer zu allem seine ehrliche Meinung sagte. Er sagte mir klipp und klar, wenn ich Scheiße gebaut hatte, stand dann aber trotzdem zu mir und tröstete mich. Er sagte mir aber auch ehrlich, wenn ich etwas gut gemacht hatte. Er war einfach immer für mich da, wenn ich wusste das ich Scheiße gebaut hatte, sagte er es mir nicht auch noch und rieb es mir unter die Nase, sondern nahm mich in den Arm und bot mir Schutz und Geborgenheit. Ich wusste das dieses Verhalten auf vollem Vertrauen aufbaute und ich wusste, dass dieses Verhalten auf purer Gegenseitigkeit beruhte.
Deswegen nahm ich ihn auch gerade bloß in den Arm und bohrte nicht weiter nach. Er würde es mir irgendwann erzählen, dass wusste ich. Im Moment brauchte er einfach nur jemanden, der einfach nur da war und ihn hielt. Das hatte mir seine Reaktion eben gezeigt.
Schließlich wurde unser Flug aufgerufen und ich löste mich sanft von ihm. Aus ängstlichen Augen würde ich angestarrt. "Ich will da nicht rein." Flüsterte er tonlos. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und sah ihm tief in die Augen. "Hör mir gut zu. Ich bin jetzt da, und ich werde da drinne da sein. Du kannst immer in meinen Arm kommen, wenn du dich da sicherer fühlst. Ich werde da sein und auf dich aufpassen, dir wird absolut nichts passieren- Das verspreche ich dir. In Ordnung? Wir können auch wieder umdrehen und nach Hause gehen. Dann kommen wir aber nicht nach Tokio. Dahin können wir nunmal nur fliegen. Wenn du aber wirklich nicht da rein möchtest, dann bin ich bereit dazu wieder nachhause zu fahren, damit du nicht fliegen musst." Er sah mir tief in die Augen "Das würdest du tun?" Ich nickte. Ja das würde ich tun, anscheinend hatte er ja wirklich verdammt große Angst vor dem Flug. Er schien mit sich selber einen Kompromiss zu finden, denn er sagte einige Zeit später: "Also gut, ich werde da rein gehen. Aber darf ich mich vielleicht auf deinen Schoß setzen? Also sobald man das darf?" Sprach er mit fester Stimme, doch ich wusste, dass er nicht komplett überzeugt war. Allerdings würde er gerade rein gehen. "Ja, natürlich kannst du auf meinen Schoß." Antwortete ich ruhig, sah aber insgeheim zu, dass wir ins Flugzeug kamen, damit er es sich nicht anders überlegte.
Tatsächlich saßen wir relativ schnell auf unseren Plätzen. Neben mir ein stark zitternder Antoine. Ich legte meine Hand auf seine und begann ruhig kreise zu malen. "Du hast Flugangst oder?" Fragte ich schließlich. Er nickte "Ja Fiete, ich habe Flugangst. Und zwar verdammt große." Ich nickte. Das hatte ich auch schon gemerkt. Man bemerke, dass wir immer noch standen. Ich klappte die Armlehne zwischen uns hoch und zog ihn soweit der Gurt dies zuließ zu mir. "Wie machst du das denn wenn ihr mit der Mannschaft fliegt? Hast du dann auch so eine Angst?" Schuldbewusst murmelte er "Ne, ich pumpe mich dann immer mit Beruhigungsmitteln voll. Dann merke ich das alles nicht mehr." "Das du das nicht sollst weißt du?" Fragte ich skeptisch. Er nickte "Aber ich kann doch nicht jedesmal so eine Angst haben wie jetzt gerade. Und wir sind noch nicht Mal in der Luft." "Dich jedes Mal zu betäuben geht ja aber auch nicht." Gab ich zu bedenken. Er seufzte "Ich weiß." Murmelte er. Ich beschloss darauf nicht weiter einzugehen und fragte ihn stattdessen: "Warum hast du sie denn heute nicht genommen?" Immerhin sollte er heute nicht mehr Spielen sondern mit mir in den Urlaub. Es wäre also nicht schlimm gewesen sie heute zu nehmen. "Weil ich dachte, ich hätte die Angst überwunden." Ich schmunzelte "Falsch gedacht würde ich Mal sagen." "Kann man so sagen." Ich seufzte "Na gut, ich hab noch ein paar Tabletten hier. Willst du welche?" Verwirrt sah er mich an "Warum hast du die?" Fragte er skeptisch. "Frag einfach nicht." "Doch ich frag." Erwiderte er darauf. War ja klar. "Einer der anderen hat immer plötzlich Angst, deswegen." Jetzt zog er eine Augenbraue hoch. "Ach, und die dürfen sie dann nehmen aber ich nicht?" Ich grinste verlegen "Naja, immernoch besser als einen heulenden Mann hinter sich sitzen zu haben, der die ganze Zeit seine Theorien kundgibt, wie wir heute alle sterben werden." "Also muss ich nur weinen und dir sagen, dass du sterben wirst, damit du sie mir gibst?" Fragte er Hoffnungsvoll. "Nein, bitte nicht. Ich gebe sie dir auch so." "Danke."
In diesem Moment begann das Flugzeug zu rollen. Erschrocken quickte mein Freund auf und krallte sich in meinen Arm. Erschrocken davon zischte ich auf und holte schnell die Dose raus. "Hier nimm, bevor du mich blutig krallst." Sagte ich und drückte sie ihm in die Hand. Sofort nahm er sie entgegen und schluckte gleich drei auf einmal. Erschrocken darüber nahm ich ihm die Packung direkt wieder ab. "Wie viele nimmst du normalerweise?" "Fünf?" Antwortete er mir eher fragend. Mit aufgerissen Augen sah ich ihn an. Und dann spielte er noch? Wie machte er dass denn?! Schnell packte ich die Tabletten wieder weg und zog ihn in meine Arme. "Dir ist schon bewusst, dass eine normalerweise reicht?" Er reagierte nicht und ich stellte fest das er bereits schlief. Über diesen Fakt lächelnd löste ich seinen Gurt, da wir mittlerweile in der Luft waren und machte mir Musik an. Da wir nach Tokio flogen, war es ein ziemlich langer Flug, sodass ich irgendwann auch einschlief. Vorher hatte ich einen Vorhang vor uns gezogen, sodass es morgen keine unangenehmen Bilder von uns gab.
Schließlich wachte ich wieder auf und stellte fest, dass wir bereits im Landeanflug waren. Schnell schnallte ich uns wieder an und wartete bis wir wirklich gelandet waren und die anderen Passagiere bereits aufstanden, bevor ich meinen Freund weckte, welcher immer noch schlief.
Etwas neben sich sah er mich an "Wir sind da." "Wo?" "In Tokio." "Ok." Anscheinend wirkten die Beruhigungsmittel immer noch, sodass ihn jetzt absolut nichts störte. Ich schnallte uns ab und nahm dann meinen Freund an die Hand, um sicher zugehen, ihn nicht zu verlieren. So zog ich ihn durch den gesamten Flughafen, während er von Sachen wie Mülleimern oder Rolltreppen begeistert war. Ich sammelte unser Gepäck ein und verfrachtete ihn dann in das nächst beste Taxi. Ich gab dem Taxifahrer unsere Hoteladresse auf englisch durch und passte auf, dass Antoine nicht während der Fahrt versuchte die Tür zu öffnen.
Schließlich waren wir tatsächlich im Hotel angekommen und ich war mir mittlerweile sicher, dass es nicht nur Beruhigungsmittel waren die er genommen hatte oder sie hatten nicht bloß eine beruhigende Wirkung auf ihn.
Ich hatte es geschafft ihn aufs Bett zu legen und erklärte ihm jetzt, dass er noch etwas schlafen sollte. Ich hatte die Hoffnung danach wieder meinen erwachsenen Freund wiederzuhaben, der eigentlich neun Jahre älter war als ich. Momentan benahm er sich aber eher wie fünf.
Mittlerweile wusste ich auch warum ich nicht mit einem dreizehn Jahre jüngeren zusammen war. Denn beim besten Willen, ich hatte absolut nichts gegen Kinder, aber Antoine so zu sehen war dann doch etwas befremdlich. Schließlich übernahm er sonst den verantwortungsvollen Part in unsrer Beziehung.
Ich hatte es tatsächlich geschafft den fünfjährigen Antoine zum schlafen zu bringen und ließ mich nun mit einem Seufzen in einen Sessel fallen. Die Anreise hatte ich mir entspannter vorgestellt, soviel stand fest.•••
Der os Ist nicht überarbeitet 🤷
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Adventskalender 2018
FanfictionHier werden im Zeitrahmen 01.12.2018 bis 24.12.2018 Jeden Tag ein os kommen, welche sich in meiner os Sammlung gewünscht wurden. Ich hoffe es gefällt euch :)