17.12.2018
Ich stand auf dem Balkon von Marcos Wohnung, bei ihm fand heute eine Party statt und um der lauten Musik und meinen betrunken Teamkameraden zu entkommen stand ich nun hier und blickte in die Ferne, gerade zog ich an meiner Zigarette, als jemand anderes auf den Balkon trat. "Seit wann rauchst du?" Roman. "Seit wann du?" Stellte ich eine Gegenfrage, als ich meinen Kopf zu ihm gedreht hatte und sah, dass er sich ebenfalls eine Zigarette anzündete. Er nahm einen Zug und richtete seinen Blick in die Ferne, wie ich bis eben auch noch getan hatte. "Seit unserer Trennung." Ich nickte "Ich auch." Wir hatten uns vor vier Wochen getrennt. Vor genau einem Monat und um ehrlich zu sein tat es gut mit ihm hier zu stehen und wie erwachsene Menschen miteinander zu reden, ganz ohne gezicke und irgendwelchen hinterher trauernden Kommentare. Denn das taten wir beide nicht. Dem anderen hinterher trauern stand nicht zur Debatte. Wir hatten schon lange keine Beziehung mehr geführt bevor wir uns offiziell trennten. Ich war wieder bei ihm ausgezogen, drei Monate bevor wir uns getrennt hatten. Wir erfuhren über die Zeitung mehr voneinander als durch den anderen seit sechs Monaten vor unserer Trennung. Wir küssten uns das letzte Mal fünf Monate vor unserer Trennung. Wir schliefen das letzte Mal mit einander acht Monate vor unserer Trennung. Wir wachten das letzte Mal nebeneinander auf sieben Monate vor unserer Trennung. Wir hatten uns also schon sehr viel früher getrennt, als an den Tag wo wir miteinander sprachen und entschieden, dass es keinen Unterschied machte sich zu trennen oder zusammen zu bleiben. Wir hatten diese typische Trauerphase also nie. Es war ein schleichender Prozess, der durch eine Geste verdeutlicht wurde. Ich blickte wie Roman auch wieder in die Ferne. Immer Mal wieder zogen wir an unseren Zigaretten. Schließlich ertönte seine Stimme wieder "Ist ganz schön aus dem Ruder gelaufen, oder? Also die Party meine ich. Es liegen schon mindestens drei in irgendeiner Ecke und kotzen, mindestens fünf haben sich jemanden von den anderen aus dem Team gesucht und sind mit ihm verschwunden und davon haben drei eine Beziehung. Der ein oder andere Lapdance wurde heute auch schon vergeben und es fließt nach wie vor Alkohol in Mengen." Schilderte er mir die Situation drinnen. Ich nickte. Ich kannte die Bilder bereits und ich hatte auch schon Mario, Mo und Julian bemerkt, die mittlerweile in ihrer eigenen Kotze lagen und trotzdem immer wieder tranken. Manchmal fragte ich mich was genau in ihren Leben so schief gelaufen war obwohl sie Profifußballer sind, wahrscheinlich war es aber genau das. Ich seufzte. "Ich weiß." "Sollte man sie nach Hause bringen?" Ich schüttelte den Kopf. "Nein, ich glaube nicht, dass man sie jetzt alleine lassen sollte. Obwohl es alle erwachsene Männer sind, haben sie ihr Leben anscheinend doch nicht so ganz im Griff." "Ja, aber sollten wir sie dann nicht wenigstens vor der Ohnmacht bewahren?" Ich seufzte und nahm den letzten Zug meiner Zigarette. "Ja vielleicht sollten wir das tun. Lass uns da rein gehen und sie zum schlafen bringen." Er nickte und drückte seine Zigarette aus, zusammen gingen wir in das Chaos, welches wir unser Team nannten. Ich seufzte und beschloss Julian, welchen es wahrscheinlich am schlimmsten erwischt hatte als erstes irgendwie ruhig zu kriegen. Ich ging zu ihm und nahm ihm bestimmend aber dennoch sanft die Flasche Vodka weg. Mir war durchaus bewusst, dass er verdammt emotional wurde wenn er getrunken hatte und wollte einen Heulanfall verhindern, nur weil ich ihm die Flasche wegnahm. Er schien das schon gar nicht mehr richtig mitzubekommen, weshalb ich ihn kurzer Hand einfach hochhob und in ein Nebenzimmer trug. Dort legte ich ihn auf ein Sofa und deckte ihn zu. Ich wollte mich gerade umdrehen um den Nächsten zu holen, als er unbestimmt nach meiner Hand griff. Bei diesem Griff hätte ich ohne Probleme meine Hand wieder nehmen können und gehen, jedoch fühlte ich mich verdammt schlecht dabei. Vor allem nach dem ein leises: "Mama.." seine Lippen verlassen hatte, beschloss ich bei ihm zu bleiben. Ich setzte mich also zu ihm aus Sofa und strich immer wieder durch seine verschwitzten Haare. "Ist gut Juli, ich bin hier." Murmelte ich leise. Vermisste er seine Mutter so sehr, dass er mich mit ihr verwechselte? Ich strich weiter durch seine Haare, bis er schließlich eingeschlafen war. Ich stand auf und ging zur Tür. Dort stand Roman und sah mich an "Was war mit ihm?" Ich zuckte mit den Schultern "Ich glaube er vermisst seine Mutter, er hat mich vorhin als ich gehen wollte Mama genannt und nach meiner Hand gegriffen, wie ein kleines Kind es macht." Antwortete ich ihm. Ein nachdenklicher Gesichtsausdruck legte sich in seine Mimik. "Was hat du mit den anderen gemacht?" "Sie schlafen alle, ich hab sie auch Betten und Sofas verteilt. Warum glaubst du, dass er seine Mutter vermisst?" Ich zuckte mit den Schultern "Naja, ich glaube halt, dass er gerne Mal wieder ein kleines Kind wäre, so wirkte das jedenfalls eben, kann auch sein das ich mich irre. Und wie lange war ich bei ihm, dass du alle anderen in Betten bekommen hast?" "Bestimmt nh Stunde und ich bitte dich, wann hast du dich das letzte Mal geirrt was deine Menschenkenntnisse angeht?" Ich zuckte mit der Schultern. "Weißt du Mili? Auch wenn unsere Beziehung äußerst merkwürdig war, habe ich sie trotzdem genossen. Ich würde gerne Mal wieder mehr Zeit mit dir verbringen." Gab er zu und spielte mit seinen Fingern. Ich nickte. "Ich weiß was du meinst, und ich würde auch gerne mehr Zeit mit dir verbringen, aber jetzt lass uns hier erstmal etwas aufräumen, Marco wird das eh nicht machen und dann können wir ja über Nacht hier bleiben. Denn beim besten Willen, ich will nicht die komplette verkaterte Mannschaft alleine lassen. Das würde nie im Leben gut gehen." Roman nickte und lächelte dann "Da du ja nur Julian ins Bett gebracht hast, kannst du jetzt aufräumen. Ich entschuldige während dessen einfach Mal alle fürs Training morgen." Jetzt grinste ich "Ne, lass das Mal, ich bin dafür, dass die morgen alle zum Training müssen und dann irgendwie ihren Kater verstecken, weil wir ja während des Trainings nicht trinken dürfen. Das wird schön lustig für uns und die merken, dass sie sich nicht einfach so abschießen können." Jetzt lachte auch Roman und nickte. Wir räumten kurz alles weg, was irgendwie einen unangenehmen Geruch verbreiten oder anfangen zu schimmeln konnte, dann legten wir uns beide hin und waren kurze Zeit später auch schon eingeschlafen.
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Das Training am nächsten Morgen war tatsächlich sehr amüsant mit an zu sehen. Außer Roman und mir war keiner aus dem Team für irgendwas zu gebrauchen. Alle standen ziemlich verplant in der Gegend rum, kratzen sich gelegentlich am Kopf oder rieben sich die Schläfen. Niemand von ihnen war gesprächig oder baute Scheiße. Dafür liefen sie hier aber auch wirklich nur Scheiße zusammen. Roman und ich hatten schon das eine oder andere Mal einen kleinen Lachanfall, wenn jemand Mal wieder nicht mitbekam wo er hin sollte oder gefühlt einfach komplett vergessen hatte wie Fußball ging und das man dem Ball meistens hinterher lief. Außerdem schien auch niemand mehr zu wissen was man auf welcher Position machte und auf welcher sie spielten. Es war schon sehr lustig, wenn sie sich wie Fünfjährige aufführen, die noch nie Fußball gespielt hatten, denn genau das taten sie. "Kannst du mir Mal sagen was Mo auf Lukasz Position macht?" Kam es plötzlich von Roman. Verwirrt über diese Aussage was ein Mittelfeldspieler auf der Position eines Abwehrspielers machte, suchte ich nach den zwei verdächtigen. Tatsächlich Mo hatte anscheinend vergessen wo er hingehörte. Ich fing lauthals an zu lachen. Möglichst ernst versuchte ich Roman zu antworten "Anscheinend wollte er Mal gucken wie es ist Mal woanders zu spielen." Unter lachen versuchte Roman mich ernst zu nehmen, was ich ja selber nicht tat. Jetzt schien auch unser Trainer die Geduld verloren zu haben, denn er schrie alle zusammen "Was ist denn bitte mit euch los?! Ihr benehmt euch wie kleine Kinder, die das erste mal Fußball spielen. Ihr geht jetzt alle nach Hause und guckt euch nochmal ganz genau an wie Fußball funktioniert und auf welcher Position ihr spielt und was ihr da zu tun habt, ist das klar? Und wehe ihr könnt morgen nicht schlagartig wieder Fußball spielen, dann gibt es ganz schnell nh neue erste Mannschaft, dass könnt ihr mir glauben, denn so wie ihr heute gespielt habt, hätte ich auch die D Jugend hinstellen können und sie wären besser gewesen. Und jetzt geht ihr alle nach Hause und denkt darüber nach ob ihr noch weiter hier spielen wollt oder lieber nicht und dann ändert bitte was an eurem Verhalten hier!" Schrie er wild drauf los. Wenn er wüsste, dass seine Mannschaft nur komplett verkatert wäre und sie nicht wirklich über Nacht das Fußballspielen verlernt hatten, wie er es anscheinend glaubte, und spätestens morgen alle wieder wie sonst waren, würde er wahrscheinlich nicht so rumschreien. Man konnte ihn ja aber verstehen, wenn wir plötzlich so einen Scheiß machen und er denkt, dass wir es plötzlich wirklich nicht mehr besser könnten. Zusammen mit Roman verließ ich den Platz und ging direkt in die Umkleide. Von dort aus gingen wir zusammen weiter auf den Parkplatz. "Ähm, Mili?" Fragte er mich schüchtern. "Ja?" "Naja, also ich wollte dir sagen, dass es schön war Mal wieder Zeit mit dir zu verbringen. Es war schön zu sehen, dass immer noch alles wie früher ist, Denn irgendwie haben wir uns ja schon ein bisschen voneinander entfernt.." Ich nickte: "ich fand's auch schön, können wir gerne Mal wieder machen." Er nickte lächelnd und ging dann zu seinem Auto.
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Ich habe den os nicht weiter überarbeitet, ich hoffe einfach mal, dass nicht zu viel Fehler drin sind. Ansonsten hoffe ich, dass euer Wochenbeginn nicht zu schlimm wird :)
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Adventskalender 2018
FanfictionHier werden im Zeitrahmen 01.12.2018 bis 24.12.2018 Jeden Tag ein os kommen, welche sich in meiner os Sammlung gewünscht wurden. Ich hoffe es gefällt euch :)